Deutsche Mongolei Agentur
- Ulaanbaatar -

Deutsch-mongolisches Unternehmertreffen 1999

Auf Initiative und mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fand vom 14.09. bis 18.09.1999 in der Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatar, ein Treffen deutscher und mongolischer Unternehmer statt.

Das Treffen wurde in Zusammenarbeit zwischen der IHK der Mongolei (verantw. IHK-Präsident S. Demberel) und der Deutschen Mongolei Agentur Ulaanbaatar (verantw. Dr. K.-D. Bormann) vorbereitet und durchgeführt.

Die Organisation vor Ort und die Durchführung verliefen ohne Probleme und die Zusammenarbeit mit den beteiligten deutschen Stellen klappte reibungslos. Den deutschen Teilnehmern wurde nach ihrer Einschätzung ein informatives und anspruchsvolles Programm geboten. Alle vereinbarten Programmpunkte wurden eingehalten. Im Mittelpunkt standen - wie in den Veranstaltungen der Vorjahre - bilaterale Gespräche zwischen deutschen und mongolischen Unternehmern. Das Interesse von Seiten der mongolischen Unternehmen war sehr groß. Für die Gespräche gemeldet hatten sich über 70 mongolische Einrichtungen und Unternehmen. Von deutscher Seite beteiligten sich 16 Mitarbeiter deutscher Firmen einschl. in Ulaanbaatar ansässiger deutsch-mongolischer Joint-ventures. 10 Unternehmer und 2 Journalistinnen waren zur Tagung bzw. im Vorfeld aus Deutschland angereist. In der Konferenzwoche fanden etwa 150 Treffen zwischen deutschen und mongolischen Teilnehmern statt, hinzu kamen ca. 20 Betriebsbesichtigungen (Leder-, Holz-, Fleisch- und Wurstverarbeitung, Heizungs- und Sanitärbau, Autowerkstatt, Mineralwasserproduktionsanlage, Kaufhallen und Großmärkte etc.).

Dem offiziellen Beginn der Veranstaltung ging ein Briefing beim für Wirtschaftsfragen zuständigen Ersten Sekretär der deutschen Botschaft, Herrn Pilz, voraus, auf dem die Teilnehmer detailreich mit der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation in der Mongolei vertraut gemacht wurden. Reges Interesse fand der Wirtschaftsjahresbericht 1999 der deutschen Botschaft. Jeder Teilnehmer erhielt eine schriftliche Fassung. Ein Abendessen aller deutschen Teilnehmer auf Einladung der DMA diente dem persönlichen Kennenlernen sowie der Vorstellung und Diskussion des Programms für die Konferenzwoche.

Das "Deutsch-mongolische Unternehmertreffen" begann offiziell am Dienstag, die Eröffnungsveranstaltung war gut besucht. Anwesend waren neben Mitarbeitern der IHK und Angestellten des mongolischen Außenministeriums sowie weiterer zentraler Einrichtungen auch der mongolische Botschafter in Deutschland, Herr Bayarsaikhan. Es sprachen der Präsident der IHK, der Erste Sekretär der Deutschen Botschaft und der Leiter des Amtes für Ausländische Investitionen, Herr Jargalsaikhan. Im Anschluß an diesen Teil der Veranstaltung wurde eine Produktausstellung mongolischer Firmen bzw. deutsch-mongolischer Joint-venture eröffnet.
Am Nachmittag fanden Informationsgespräche mit Vertretern der

Ein Empfang in der Residenz der Deutschen Botschaft beschloß den Tag.

Am Mittwoch bildeten die bilateralen Gespräche zwischen deutschen und mongolischen Unternehmern den Schwerpunkt. Während eines gemeinsamen Besuches der Ausstellung "Partnership Ulaanbaatar" (die bayerischen Teilnehmer waren mit einem eigenen Stand vertreten) verschafften sich die Teilnehmer einen Überblick über die Leistungsfähigkeit mongolischer Industrieunternehmen. Für den Abend hatte der Mongolian-German Business Council zu einem Empfang geladen.

Der Donnerstag stand erneut im Zeichen bilateraler Gespräche und Betriebsbesichtigungen. Außerdem gab es ein Treffen mit dem stellv. Leiter des Amtes für Ausländische Investitionen, Herrn Mungunbat, und dem Präsidenten der IHK. Einige Teilnehmer besuchten die GTZ-Veranstaltung "Private Klein- und Mittelunternehmen (KMU) in der Tourismusbranche bieten neue bzw. verbesserte Produkte und Dienstleistungen am lokalen Markt und für den Export an". Die für den Abend vorgesehene Informationsveranstaltung zur "Spezifik der politischen und wirtschaftlichen Situation in der Mongolei - vor Ort tätige Mitarbeiter der GTZ informieren über neue Aspekte des Investitions- und Handelsrechts sowie über das Zivil- und Verfassungsrecht der Mongolei" fand aus Zeitgründen im kleinen Kreis und verkürzt statt.

Am Freitagvormittag wurden die bilateralen Gespräche abgeschlossen, am Nachmittag fand ein Pressegespräch mit Korrespondenten mehrerer mongolischer Tageszeitungen statt und am Abend gab es den obligatorischen Empfang durch die IHK.

Einschätzung der Veranstaltung:

Ziel der Veranstaltung war es neue Geschäftsbeziehungen zwischen deutschen und mongolischen Firmen zu fördern und vorhandene Kontakte zu vertiefen. Bereits bestehende Kooperationen und Joint-ventures sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Erfahrungen austauschen und die Tätigkeit dadurch auf einem qualitativ höheren Niveau weiterzuführen. Diese Zielstellung wurde - trotz der nachfolgend genannten Probleme - erreicht.

Ausgehend von der Veranstaltung des Vorjahres, an der Bundespräsident Herzog teilnahm und einer daraus resultierenden starken politischen Komponente, war der deutschen Seite klar, daß die diesjährige Veranstaltung eine solche Ausstrahlung keinesfalls erreichen kann. Hinzu kommt, daß für zahlreiche deutsche Unternehmer die starre mongolische Bürokratie, das Fehlen eines leistungsstarken Finanzsektors sowie die nach wie vor herrschende Rechtsunsicherheit in der Mongolei ganz wesentliche Gründe sind, nicht in der Mongolei zu investieren bzw. neue Handelsgeschäfte abzuschließen. Insofern setzt sich die Entwicklung des Vorjahres fort und Vertragsabschlüsse zwischen einander unbekannten Partnern sind nach dem ersten Zusammentreffen nahezu ausgeschlossen. Hierzu bedarf es einer gründlichen inhaltlichen Vorbereitung, die mit einem einwöchigen Aufenthalt und bis zu teilw. 25 Gesprächen pro deutschem Teilnehmer nicht zu erreichen ist. Außerdem sollte man den Zeitfaktor bei Vertragsabschlüssen keinesfalls unterschätzen. So wurde ein überarbeitetetes Joint-venture Abkommen für die ViBo GmbH auf der Basis des neuen Gesetzes über Firmengründungen in der Mongolei vom August 1999 abgeschlossen. Obgleich Gesellschaftervertrag und Statut aus dem Jahre 1997 in allen Ämtern vorlagen und das Unternehmen auf dem mongolischen Markt eine angesehene Position erreicht hat, wurden 5 Tage intensiver Arbeit benötigt, ehe das Papier unterschrieben und durch einen Notar abgezeichnet werden konnte (die Zeit für die anschließend erforderlichen Behördengänge ist nicht einbegriffen).

Relativ gut funktionieren langjährig bestehende und inzwischen erfolgreiche Beziehungen im Handelsbereich. Diese deutschen Unternehmer verbinden ihren Aufenthalt in der Mongolei (eine Ausnahme machte die Veranstaltung im Vorjahr) in der Regel nicht mit der Teilnahme an einer Kontaktbörse, da sie sich jährlich ohnehin mindestens 2 bis 3 mal in der Mongolei aufhalten.

Mit der Veranstaltung wurde erreicht, daß die deutsch-mongolischen Kontakte auf wirtschaftlichem Gebiet in der gegenwärtigen ausgesprochen schwierigen Situation nicht abreißen und in den Vorjahren erarbeitete Positionen gehalten und weitergeführt werden. Die kurzfristige Absage einiger wichtiger deutscher Unternehmen aus krankheits- bzw. betriebsbedingten Gründen hatte die Teilnehmerzahl aus Deutschland auf ein Mindestmaß sinken lassen, wodurch einige der bereits vereinbarten bilateralen Gespräche nicht stattfinden konnten. Das war zweifellos ein Mangel der Veranstaltung und einige offizielle Vertreter der mongolischen Seite äußerten sich nicht ganz zu Unrecht enttäuscht über die ihrer Ansicht nach niedrige Teilnehmerzahl. Eine entscheidende Ursache für diese Reaktionen ist jedoch auch darin zu sehen, daß mongolische Offizielle das Interesse der deutschen Wirtschaft für die Mongolei weit überschätzen und auch nach mehrmaligen Aufenthalten in Deutschland die Bereitschaft vermissen lassen, realistische Positionen zu beziehen. Mongolische Unternehmer sehen die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Situation in der Mongolei viel kritischer als einige Mitarbeiter offizieller Stellen. In Gesprächen machten sie die deutschen Teilnehmer darauf darauf aufmerksam, daß die für die weitere Entwicklung der mongolischen Klein- und Mittellindustrie erforderlichen positiven Signale an ausländische Investoren seitens der mongolischen Regierung ausbleiben und die Zeit mit unendlichen Diskussionen über die Absicherung persönlicher Pfründe vertan wird. Vermerkt werden muß, daß einige mongolische Unternehmer mit z.T. völlig überzogenen (finanziellen) Forderungen an die deutschen Teilnehmer herantraten und ihre Geschäftsideen und Gewinnvorstellungen weit außerhalb des gegenwärtig Machbaren lagen. Demgegenüber steht eine Gruppe mongolischer Firmeninhaber, die über intelligente Ideen verfügen und sehr diszipliniert im Sinne unternehmerischen Handels an die Umsetzung herangehen. Da der Eigenkapitalanteil fast aller Firmen ausgesprochen niedrig ist, geht es allerdings auch in diesen Fällen nicht ohne Finanzierungen von außen und darin liegt das größte Problem überhaupt.

Veranstaltungen, die deutsche und mongolische Unternehmen unterstützen, Wege für eine Zusammenarbeit zu finden und diese erfolgreich zu gestalten, sind im Sinne beider Seiten und sollten unbedingt weitergeführt werden. Eine Unterbrechung dieses Prozesses hätte Schäden zur Folge, die später mühsam wieder behoben werden müßten. Nachzudenken ist darüber, ob die Art und Weise einer solchen Veranstaltung für die Mongolei in der gegenwärtigen Situation die effektivste Variante darstellt. Positiv und für alle Seiten nachhaltiger wäre, Einzelpersonen oder kleine deutsche Unternehmergruppen (max. 3 Personen) von der Kontaktaufnahme bis zum Vertragsabschluß vor Ort zu begleiten. Leider ist die Position, wonach auf dem Flugplatz in Ulaanbaatar die Vertragstreue mongolischer Partner endet, nicht ganz von der Hand zu weisen und für einige deutsche Unternehmen zu einem realen Erfahrungswert geworden. Insofern ist es für die deutsche Seite eines Joint-ventures unbedingt erforderlich, einen fachlich qualifizierten Mitarbeiter aus Deutschland vor Ort zu haben. Es gibt leider kein funktionierendes deutsch-mongolisches Joint-venture im produzierenden Bereich, das ohne diese Prämisse eine erfolgversprechende Entwicklung genommen hat.

Um die wirtschaftlichen Kontakte auf bilateralem Gebiet erfolgreich weiterzuführen, wird es notwendig sein, künftig auch neue deutsche Unternehmen für die Tätigkeit in der Mongolei zu gewinnen. Ein denkbarer Weg wäre die Aufnahme von Kontakten zu Landesregierungen der deutschen Bundesländer. Mit Unterstützung durch das BMWi könnten diese Kontakte erweitert und das Interesse und Engagement für die Mongolei bei diesen Einrichtungen verstärkt werden.

Die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Deutschen Botschaft und der GTZ in Ulaanbaatar war konstruktiv und ein wesentliches Element bei der Vorbereitung und Durchführung des Treffens. Diese Kontakte sollten weiter ausgebaut und der gegenseitige Informationsaustausch vertieft werden. Es wird künftig stärker erforderlich sein, vorhandene Aktivitäten zu koordinieren und die Kenntnisse vor Ort befindlicher Experten in entsprechende Vorhaben einzubeziehen. Sehr wichtig ist die Mitwirkung von Experten beim Abschluß von Handels- und Joint-venture Verträgen. Im ViBo-Gesellschaftervertrag wurde z.B. als Gerichtsstand bei Streitigkeiten zwischen den beteiligten Seiten Stockholm vereinbart - was für den deutschen Investor ein ganz wesentliches positives Kriterium darstellt.

Der mongolische Rundfunk und die Presse informierten mehrfach über die Veranstaltung. Die Anwesenheit von Journalistinnen aus Deutschland, die über die Tourismusveranstaltung von Rechtsanwalt Linden eingereist waren, ist positiv zu werten. Ihre Aktivitäten (insbes. Interviews mit mongolischen Unternehmern), vor allem aber ihre gezielten Fragen über politische und wirtschaftliche Aspekten des Landes sowie zur Entwicklung der eigenen Unternehmen, trugen dazu bei, den Denkprozeß der mongolischen Partner in Bezug auf die Ausprägung marktwirtschaftlicher Strukturen zu vertiefen. Inzwischen sind beim Sender Freies Berlin und beim NDR/ Bremen die von den Journalistinnen produzierten Beiträge über die Mongolei erschienen.

Weitere Informationen über:
Deutsche Mongolei Agentur / Dr. Klaus-Dieter Bormann
Tel./Fax - Ulaanbaatar: 00976-11-32 79 60  oder
Tel./Fax - Berlin: 0049-30-472 31240, eMail: kbormann@t-online.de


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Last Update: 03. Januar 2021