Mongoleinachrichten

März 2024

Renate Bormann, Berlin

 


Straße zwischen Darkhan und Ulaanbaatar

Beginn der Frühjahrssitzungsperiode
Am 15. März eröffnete der Vorsitzende G. Zandanshatar die Frühjahrssitzungsperiode der Großen Staatsversammlung.
55 Prozent ihrer Mitglieder beehrten die letzte Sitzungsperiode vor den Wahlen mit ihrer Anwesenheit
Außerdem zugegen waren Ministerpräsident L. Oyun-Erdene sowie der Oberste Richter des Landes, online nahmen Vertreter des diplomatischen Corps und die Leiter internationaler Organisationen in der Mongolei teil.

Statistik Februar 2024
Nach Angaben aus dem Nationalen Amt für Statistik wurden bis Ende Februar 9 342 Kinder geboren, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 10 523.
Vor ihrem ersten Geburtstag starben 113 Babys, im vergangenen Jahr waren es 145.
139 Kinder erlebten ihren fünften Geburtstag nicht, 34 weniger als im Vorjahr.
Die Inflationsrate stieg um sieben Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Die Arbeitslosenquote wurde mit 3,9 Prozent (31. Dezember 2023) angegeben.
Im 4. Quartal 2023 lag der Durchschnittslohn bei 2 235 400 Tugrug, Frauen erhielten im Durchschnitt 1 979 100, Männer 2 479 800 Tugrug.
Die höchsten Löhne und Gehälter werden mit 5,1 Millionen Tugrug im Bergbau, die niedrigsten mit 1,4 Millionen im Dienstleistungsgewerbe gezahlt.
Das Gesamtvolumen des Außenhandels erreichte 3,8 Milliarden USD, davon entfielen 2,2 Milliarden auf den Export, 1,6 Milliarden auf den Import.
90,7 Prozent der Exporte gehen nach China, 6,2 Prozent in die Schweiz, 1,1 Prozent nach Russland.
Auch beim Import liegt China mit 34,4 Prozent vorn, gefolgt von Russland mit 28,4 und Japan mit 12,4 Prozent.
Die Viehverluste infolge Zud betrugen zwischen Januar und Februar 2024 3,5 Millionen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 567 600 Tiere.
Die Regierung hat ein 5-Billionen-Tugrug-Programm zur Unterstützung der Viehhalterfamilien und der Viehwirtschaft insgesamt beschlossen.

Wahlen 2024
27 Parteien und zwei Wahlbündnisse haben ihre Teilnahme an den Wahlen zur Großen Staatsversammlung am 28. Juni angekündigt und ihre Programme eingereicht.
Die Wahl erfolgt nach einem Mischsystem: 78 der Mitglieder werden direkt, 48 nach Parteilisten gewählt.
Als Hauptwettbewerber gelten die regierende MVP, die DP und die kürzlich gegründete Partei „Nationales Bündnis".
Die Kandidatenlisten sind noch nicht konkretisiert worden. Als Spitzenkandidat der MVP wird Ministerpräsident L. Oyun-Erdene erwartet, der sich im Khentii-Aimag zur Wahl stellt, die DP werde wahrscheinlich den Parteivorsitzenden L. Gantumur nominieren, das Nationale Bündnis seinen Vorsitzenden N. Nomtoibayar, Wahlkreise seien noch nicht bekannt gegeben worden.
Bestimmt werden die Kandidaten und Kandidatinnen auf Parteitagen bzw. Parteikonferenzen.
Bis Mai müssen die Listen vorliegen.

Zud 2024
Nach einem Bericht der Nationalen Katastrophenschutz-Kommission vom 19. März war am 14. Februar für das ganze Land „Erhöhte Bereitschaft" ausgerufen worden.
Die Frühjahrsweidebedingungen gestalteten sich äußerst schwierig. Grund waren der „Eisen-" oder „Glaszud" (überfrierende Nässe) und der „Weiße Zud" (zu viel Schnee).
Betroffen waren/sind 216 Sum in 20 Aimags und vier Hauptstadtbezirke.
Bis zum 14. März waren 4 741 423 Tiere verendet, die meisten im Sukhbaatar-Aimag (1,3 Millionen), in Khentii (636 000) und Ostgobi (432 000).
342 Viehhalterfamilien beklagten den Verlust all ihrer Tiere.
Armee und Katastrophenschutz-Kommissionen der Aimags, Sums und Bags helfen mit Personal, Ausrüstungen und Fahrzeugen, die Auswirkungen der Zudkatastrophe zu reduzieren (u. a. Straßenräumungen, Lebensmittel-, Medikamenten- und Heizmateriallieferungen).
Russland habe 8 500 Tonnen Futtergetreide und Heu geliefert.
49 Privatpersonen, 28 Unternehmen, 72 staatliche und 28 nichtstaatliche Organisationen sowie eine ausländische Organisation hatten bis zum 19. März insgesamt 3,4 Milliarden Tugrug gespendet.
Fünf Bürger1 und 24 Unternehmen halfen mit Waren und Ausrüstungen im Wert von 811 Millionen Tugrug.
Auf der Regierungssitzung am 20. März informierte der Leiter der Regierungskanzlei D. Amarbayasgalan über die aktuelle Lage in den vom Zud betroffenen Aimags (20 von 21).
Bis zum 20. Märze waren bereits sechs Millionen Herdentiere zu beklagen, vorausgesagt wird ein Verlust von bis zu 20 Millionen.
Den Viehhalterfamilien, die mehr als 70 Prozent ihrer Tiere oder alle verloren haben, sollen langfristige Kredite in Höhe von je 5 bis 8 Millionen Tugrug gewährt werden.

Termin für Kommunalwahlen festgelegt
Auf der Sitzung der Großen Staatsversammlung am 15. März wurde der Entwurf für das Gesetz über die Kommunalwahlen 2024 diskutiert.
Es ging um den Termin für die Wahlen zu den Bürgerversammlungen der Aimags, der Hauptstadt, der Sums und der Hauptstadt-Bezirke.
Nach dem Vorschlag des Ständigen Ausschusses „Regierungsorgane" sollen die Stadtverordnetenversammlung von Ulaanbaatar sowie die Bürgerversammlungen der Aimags, Sums und der neun Duuregs (Ulaanbaatar-Stadtbezirke) am 11. Oktober 2024 neu gewählt werden.

V-Dem-Index
Das V-Dem-Institut (Sitz in Schweden) hat am 10. März seinen Bericht über den Zustand der Demokratie in der Welt vorgelegt.
Im Vergleich zum letzten Bericht verlor die Mongolei vier Plätze und belegt jetzt mit 0,527 Punkten Rang 84 von 202 Ländern.
Auch im Korruptionsindex hat die Mongolei gegenüber 2022 fünf Plätze verloren und liegt jetzt auf Platz 121 von 180 Ländern.

„Tag der Patrioten"
Nach einem Beschluss der Großen Staatsversammlung von 2004 wird der 01. März landesweit als „Tag der Patrioten" (ekh oron – Mutterland) begangen.
Gleichzeitig gilt er als Gründungstag der MVP, der ersten politischen Partei der Mongolei.
Am 25. Juni 1920 hatten sich die beiden geheimen revolutionären Zirkel (Konsul und Khuree) vereinigt, am 01. März 1921 tagten sie in geheimer Sitzung und Soliin Danzan, mit D. Sukhbaatar Begründer des Khuree-Zirkels, verkündete die Gründung der MVP, ein eigens dafür geschnitztes Sandelholzsiegel „besiegelte" die Gründung.
Traditionell legen die MVP-Funktionäre und Anhänger an diesem Tag Blumen und Kränze am Sukhbaatar-Denkmal auf dem gleichnamigen Platz im Zentrum Ulaanbaatars nieder.
1924 war Danzan wegen angeblicher konterrevolutionärer Umtriebe (er war zu jener Zeit der Vorsitzende der MVP, Finanzminister und seit dem Tod von D. Sukhbaatar 1923 Oberkommandierender der Streitkräfte) auf Betreiben der Komintern hingerichtet worden.
Am 23. November 1992 wurden er und J. Bavaasan zwar rehabilitiert, doch Leben und Wirken Danzans spielen in der Geschichte der MVP nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle.
Der Vorsitzende des zu Beginn dieses Jahres gegründeten Nationalen Bundes, Nyamtaishiryn Nomtoibayar, will das ändern.
Zu bedeutsam seien seine wirtschaftlichen und politischen Ideen für die Entwicklung des Landes auch heute noch.
S. Danzan wurde 1883 im damaligen Sain-Noyon-Khan-Aimag (heute Arkhangai) geboren, als Junge lebte er im Kloster, später hütete er Vieh, 1910 zog er nach Khuree (heute Ulaanbaatar). betrieb Handel und bekam die Gelegenheit, in die Wirtschaftsklasse der Vermögensverwaltungsbehörde einzutreten, 1919 arbeitete er als Zollbeamter und gründete den „Konsul"-Zirkel, der auch mit antichinesischen Adligen zusammen arbeitete.
Danzan kämpfte für nationale Unabhängigkeit und mehr Gleichberechtigung, orientierte sich nicht nur an den Entwicklungen in Sowjetrussland, war auch neugierig, was in anderen Teilen der Welt (Amerika, Deutschland, England …) geschah und eventuell für die Mongolei von Vorteil wäre.
Nomtoibayar meint, der Name einer Partei sei nicht so wichtig, wichtig sei es, Ideen zu entwickeln, zu verstehen, sie umzusetzen.
Das Programm seiner Partei orientiere sich an Danzans national-demokratischen Ideen.


Die Mongolei auf der ITB 2024

ITB 2024
Auf der weltgrößten Tourismusfachmesse, der Internationalen Tourismusbörse (ITB) vom 05. bis zum 07. März war die Mongolei nach den Corona-Jahren wieder mit mehreren Ausstellern vertreten.
In Halle 26, in direkter Nachbarschaft von China, das auch der direkte geographische Nachbar der Mongolei ist, präsentierten mongolische Reiseunternehmen, die mongolische Tourismus-Assoziation, die nationale Fluggesellschaft MIAT sowie das 1954 gegründete erste Tourismusunternehmen der Mongolei „Juulchin" ihre Produkte und Dienstleistungen.


V. l. N. Ulamtuya, Golden Gobi, Do. Chimgee, B.-Ya. Dulgun, Explore Mongolia, Dr. U. Haase

Der Präsident der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft (DeMoGe), Dr. Udo Haase, ließ es sich nicht nehmen, dem mongolischen Stand in der Asienhalle 26 einen Besuch abzustatten.
Die Mongolei plant, die Tourismusbranche auszubauen und auch den Wintertourismus zu entwickeln.
Neben kulturellen Schätzen findet der Reisende des zentralasiatischen Landes grandiose Landschaften, eine einzigartige Tierwelt und trifft auf überaus gastfreundliche Menschen.


A Star Mongolia, v. r. Dr. Kh. Ariunchimeg, Geschäftsführerin

In diesem Jahr stellten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Direktorinnen und Direktoren u. a. von A Star Mongolia (https://mongolia-travel.com), Tsolmon Travel (https://www.tsolmontravel.com), Explore Mongolia (https://mongoleireisen.net ), Golden Gobi (https://thegoldengobi.com/), und NoNa (https://de.travel-mongolia.mn/) den Fragen der interessierten Besucher.


D. Uuriintuya (Uuree), Geschäftsführerin NoNa Travel Mongolia


Frau Tsolmon, Direktorin von Tsolmon Travel

Internationaler Frauentag
Anlässlich des Internationalen Frauentages am 08. März, in der Mongolei seit jeher eine offizieller Feiertag, der in den Familien und Betrieben groß gefeiert wird, veröffentlichte das Nationale Amt für Statistik Zahlen zur Lage der Frauen in der Mongolei.
Mongolische Frauen verdienen im Durchschnitt zwei Millionen Tugrug, fast 500 000 weniger als Männer, auch weil sie in schlechter bezahlten Berufen überproportional vertreten sind.
Sie erreichen ein Durchschnittsalter von 76,7 Jahren und werden damit deutlich älter als ihre männlichen Landsleute.
51 Prozent der 3,5 Millionen mongolischen Staatsbürger sind Frauen, 50,7 Prozent von ihnen leben in Ulaanbaatar, 49,3 Prozent auf dem Land.
Das durchschnittliche Heiratsalter der mongolischen Frauen erhöhte sich auf 26,7 Jahre.

Weltglücksbericht 2024
In dem am 20. März veröffentlichten Weltglücksbericht 2021-2023 (World Happiness Report) der UNO erreicht die Mongolei mit 5,7 Punkten Platz 77 unter 143 Ländern.
Am glücklichsten sind die Menschen in Finnland, am unglücklichsten in Afghanistan.
Deutschland fiel von Platz 16 auf 24 (6,4) im Vergleich zum letzten Bericht.
Sechs Faktoren hätten einen besonderen Einfluss auf die Lebenszufrieden einer Nation: Soziale Unterstützung, Pro-Kopf-Einkommen, gesunde Lebenserwartung, Entscheidungsfreiheit, Großzügigkeit und Abwesenheit von Korruption.
In anderen Glücksberichten, z. B. von The Global Economy.com. 2013 - 2023, erreicht die Mongolei mit 5,84 Platz 58 unter 134 Ländern.

„The MongolZ" unter den besten 16 beim PGL Major in Kopenhagen
Zum ersten Mal seit sechs Jahren gelang mit „The MongolZ" einer Mannschaft aus Asien der Sprung unter die besten 16 bei einem Major-Turnier in der E-Sport-Disziplin Counter-Strike 2 (CS 2).
Zuletzt erreichte die chinesische Mannschaft „TYLOO" beim FaceIT London Major 2018 einen Platz unter den besten 16.
Die fünfköpfige mongolische Mannschaft war beim Kopenhagen Major zudem die jüngste Mannschaft, der älteste Spieler ist 19, der jüngste 16 Jahre alt.
Das Turnier fand vom 17. bis zum 31. März 2024 offline in Kopenhagen (Dänemark statt.
https://game2gether.de/2023/06/pgl-cs2-copenhagen-major-2024-termine-bekannt/

Präsidentschaftswahlen in Russland
3000 in der Mongolei ständig oder zeitweise lebende Russen hatten sich in die Liste für die Wahlen vom 15. – 17. März eintragen lassen.
Insgesamt waren 112,3 Millionen Bürger in Russland und in den, in der Ukraine besetzten Gebieten, wahlberechtigt, hinzu kamen 1,9 Millionen Russen, die im Ausland leben.

P.S. Unurtsetseg wieder frei
Das Gericht im Sukhbaatar-Stadtbezirk hatte auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Freilassung der seit dem 04. Dezember 2023 in Untersuchungshaft sitzenden Journalistin Naran Unurtsetseg verweigert.
Eigentlich hätte sie am 04. Februar freigelassen werden sollen.
Die Staatsanwaltschaft forderte jedoch weitere Untersuchungen im Zusammenhang mit den gegen die Journalistin vorgebrachten Anschuldigungen: illegale Beschaffung von Staatsgeheimnissen, Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Verbreitung von Unwahrheiten.
Die von ihr verantwortete Website http://zarig.mn war vorübergehend vom Netz genommen worden.
Nach Protesten des Internationalen Journalistenverbandes, der Konföderation mongolischer Journalisten und von „Reporter ohne Grenzen" konnte sie schließlich nach 68 Tagen Untersuchungshaft am 09. Februar das Gefängnis verlassen.

 


Souvenirs, Souvenirs...

 

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinum, wahlweise die weibliche oder männliche Form.

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

 


 
 

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Last Update: 07. April 2024

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