Neues aus der Mongolei
13. bis 19. Juli 2015

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar

Sondersitzung der Großen Staatsversammlung
Mit dem Abschluss der Frühjahrssitzungen der Großen Staatsversammlung hatte der Vorsitzende Z. Enkhbold die Einberufung einer Sondersitzung für den 03. August angekündigt.
Auf der Agenda stehen Entscheidungen über den Verbleib der sechs MVP-Minister in der Regierung sowie über wichtige Gesetzesvorhaben.
Eine zweite Sondersitzung im September sollte sich mit Änderungen und Zusätzen am Grundgesetz befassen.
Einige Abgeordnete sind gegen den Termin am 03. August und fordern die Einberufung der Sondersitzung für Anfang September.
Bisher hat Enkhbold noch keine andere Entscheidung über den Termin getroffen.


Präsident Ts. Elbegdorj, Präsident W. W. Putin, Staatschef Xi Jinping in Ufa. Foto Präsidialamt

Zweites trilaterales Treffen in Ufa
Am Rande des 15. Treffens der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) und des 7. BRICS-Gipfeltreffens am 09. Juli in Ufa ( Bashkortostans) einigten sich die Mongolei, China und Russland auf einen mittelfristigen Fahrplan zur Vertiefung der trinationalen Zusammenarbeit und über die Schaffung eines grenzüberschreitenden Wirtschaftskorridors.
Es war nach dem Treffen in Duschanbe 2014 das zweite Gipfeltreffen zwischen Präsident Ts. Elbegdorj, Präsident W. W. Putin und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping.
Mit dem Bau der ersten Autobahn in der Mongolei – „Zamyn Uud- Ulaanbaatar-Altanbulag" sei bereits begonnen worden. Damit würden die jeweiligen Entwicklungsstrategien der Länder, die eurasiatische Wirtschaftsunion, der Wirtschaftsgürtel entlang der Seidenstraße sowie die Steppenstraße miteinander verknüpft werden.
Im politischen Bereich wollen die drei Länder die gegenseitige Vertrauensbasis stärken, den Austausch und das Verständnis zwischen den Völkern fördern sowie in regionalen und internationalen Angelegenheiten einen Kooperations- und Koordinierungsmechanismus schaffen.
Ein weiteres wichtiges Projekt aus Sicht der Mongolen ist der Bau einer neuen Eisenbahnlinie in der Mongolei, die Modernisierung der Ulaanbaatar-Eisenbahn sowie die Einbeziehung mongolischen Territoriums bei der Verlegung der Erdöl-Pipeline zwischen Russland und China
Für die Erhöhung der Transportkapazitäten der Ulaanbaatar-Eisenbahn sei die Bildung eines mongolisch-russisch-chinesischen Eisenbahn- und Logistikunternehmens im Gespräch.
Weitere Bereiche für eine engere Zusammenarbeit seien Tourismus, humanitäre Fragen, Versicherungsfragen, Finanz- und Bankenwesen.
Im Interesse einer stabilen Energieversorgung der Mongolei sagten Russland und China den Abschluss langfristiger Verträge mit entsprechenden Preisgarantien zu.

Freiheit für S. Battulga
Am 16. Juli wiederholten Vertreter des Vereinigten Mongolischen Journalistenverbandes, des Verbandes der Fernsehsender der Mongolei, der NGO „Globe International", des Verbandes der Journalisten im Ruhestand u. a. ihre Forderung, den Journalisten S. Battulga von info.mn unverzüglich aus der Untersuchungshaft zu entlassen.
Battulga, G. Buyandorj, D. Batjargal, Ch. Uuganbayar und G. Damdindorj war am 09. Juli festgenommen worden und in die Haftanstalt Gants Khudag gebracht worden.
Bereits im vergangenen Jahr war Battulga, der über eine Straftat berichtet hatte, verhaftet worden und erst nach Protesten von 42 Medienorganisationen frei gelassen worden.
Pressefreiheit sei ein hohes Gut und dürfe nicht durch strafrechtliche Verfolgung eingeschränkt werden.
Battulga hat auf info.mn einen von G. Buyandorj übermittelten Bericht über S. Bilegt, Direktor des Unternehmens „Noyod", eingestellt.
Die Staatsanwaltschaft begründet die Verhaftung mit der wiederholten Verschleppung der Gerichtsverhandlung durch die der üblen Nachrede Beschuldigten sowie eine Wiederholungsgefahr.
Für den Fall, der Richterrat verweigere die Freilassung, haben die Unterstützer eine friedliche Demonstration vor dem Bayanzurkh-Stadtbezirksgericht angekündigt.
Auch die Zivilcourage-Grüne Partei fordert die Freilassung der Journalisten.
Am 20. Juli haben sich die Aktivisten für die Freilassung S. Battulgas auf dem Chinggis-Platz zu einem lautlosen Sitzstreik versammelt.

Naadam 2015
In diesem Jahr waren nicht nur das Zentralstadion und Khui Doloon Khudag die wichtigsten Schauplätze der Naadamfeierlichkeiten, sondern auch der Chinggis-Khaan-Platz.
Im Rahmen des Programms „Freundliches Ulaanbaatar" hat die Kulturabteilung der Hauptstadtverwaltung sieben Großereignisse auf dem Platz organisiert.
Nicht nur das traditionelle „Deeltei Mongol Naadam" fand auf dem Platz statt, sondern auch das Festkonzert, das Pferdekopfgeigenfestival, „Steppentanz" oder „Best of Classic", in den vergangenen Jahren an jeweils einem Abend im Kulturpalast dargeboten und als Höhepunkt die Aufführung der Oper „Uchirtai Gurvan Tolgoi", die 5.000 Zuschauer verfolgen konnten.
Alle Veranstaltungen waren kostenlos.
Das galt auch für die Konzerte von Folklore-, Jazz-, Rock- und Popkünstlern wie „Khusugtun", Kharanga", „Kamerton", „Fire", „Lemons", „Tatar", P. Sarantuya und B. Naran.
100 Tänzer aus Kalmückien, der Inneren Mongolei, Tuwa und aus Ulan-Ude beteiligten sich am „Steppen-Tanz"- Festival.
Im Corporate Hotel, im Convention-Zentrum sowie in der „View Lounge" traten am 10. und 11. Juli der deutsche DJ Styline gemeinsam mit mongolischen DJs auf.
Die Veranstaltungen waren von Bros. Records und NU Producing organisiert worden und dienten zudem der Spendensammlung zur Unterstützung von Kindern mit körperlichen und geistigen Behinderungen.
Jazzfestival auf dem Chinggis-Platz: https://www.youtube.com/watch?v=aGGBCMGhvAU
Naadameröffnung im Zentralstadion in Ulaanbaatar: https://www.youtube.com/watch?v=LkuF__dOYrg
Nach dem Abschluss der offiziellen Feiern reisten die Hauptstädter, die meisten in ihren Autos, aufs Land.
Fünf arbeitsfreie Tage boten gute Gelegenheiten für längere Reisen.
Die Zahl der Verkehrsunfälle - die meisten verursacht durch überhöhte Geschwindigkeit und Alkohol - stiegen rasant an, wie die Verkehrspolizei mitteilte.
Bis zum 15. Juli hatten 18 Menschen infolge von Verkehrsunfällen ihr Leben verloren, darunter vier Fußgänger.
Besonders dicht war der Verkehr in Richtung Khuvsgul-See, der nicht mehr vor allem von ausländischen, sondern zunehmend auch von inländischen Touristen angesteuert wird.
In den mongolischen sozialen Medien war sogar gewarnt worden, in Murun (Zentrum des gleichnamigen Aimags) seien Benzin und Geld an Automaten nicht mehr zu haben, alle Unterkünfte in der Region ausgebucht.

Keine Naadamfeiern nach dem 01. August
Ministerpräsident Ch. Saikhanbileg hat allen Mongolen zum Nationalfeiertag gratuliert und allen fünf entspannte freie Tage gewünscht.
Doch angesichts des kommenden Winters sei nun die Zeit gekommen, sich auf Herbst und Winter vorzubereiten.
Alle Aimags- und Sumchefs wurden angewiesen, dafür zu sorgen, keine Naadamfeiern nach dem 01. August mehr zuzulassen.
Für die Minister beginne die Arbeit am 20. Juli.
Übrigens haben die Aimags Uvs, Sukhbaatar, Khovd, Bayan-Ulgii, Bulgan und Dundgov‘ in diesem Jahr zusammen mit Naadam ihr 90-jähriges Gründungsjubiläum gefeiert.


Tagungsort der DeMoGe

Jahrestagung der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft 2015
Die Mitgliederversammlung und die Jahrestagung der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft (DeMoGe) fanden in diesem Jahr im Rahmen des Deutsch-Mongolischen Volksfestes in Waßmannsdorf (Gemeinde Schönefeld) statt.
Passend dazu war ein großes Ger auf dem Festplatz als Versammlungsraum hergerichtet worden.
Nach Tätigkeits- und Finanzbericht und der einstimmigen Entlastung des Vorstandes stand die Wahl des neuen Vorstandes auf der Tagesordnung: Mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen wurden der bisherige Präsident Dr. Dr. h.c. Ernst Pohl, der bisherige Geschäftsführer Frank Voßen und Frau Dr. P. Gangamaa erneut in den Vorstand gewählt, neu Mitglieder sind Dr. Dorotheus Graf Rothkirch und der Bonner Mongolist Carsten Friede.
Zuvor hatte der Leiter der Konsularabteilung der mongolischen Botschaft Ts. Batmunkh über die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage in der Mongolei referiert und auf den bevorstehenden offiziellen Besuch von Bundespräsident J. Gauck in der Mongolei im Oktober dieses Jahres hingewiesen.


Nach der DeMoGe-Tagung

Ernst Pohl bedankte sich für die großzügige Gastfreundschaft der Gemeinde Waßmannsdorf und insonderheit beim Bürgermeister von Schönefeld Dr. U. Haase und bei Willi Belger für die Unterstützung bei der Vorbereitung.
Corinna Bethke nutzte die Gelegenheit, über Projektergbnisse und Pläne von Urban Nomads und über das Pilotprojekt Mongol Citizens. Sh. dazu auch: http://urbannomads.org/news zu berichten.
Der mongolische Botschafter Ts. Bolor richtete später ein Grußwort an die versammelten Teilnehmer, in dem er auf die langen und guten deutsch-mongolischen Beziehungen hinwies, die engen Freundschaftsbande, die viele Mongolen und Deutsche verbinde. Bei der Gesellschaft, ihren Mitgliedern und beim Vorstand bedankte er sich für den wertvollen Beitrag bei der weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen beiden Völkern.


V. l. Ch. Ressel, E. Pohl, Ts. Bolor

Nicht nur Mitglieder der DeMoGe interessierten sich für die Vorträge von Dr. Christian Ressel (Berlin) über „Politik und Spiele: ein Beitrag zur Geschichte des mongolischen Naadam" oder von Dr. D. Graf Rothkirch (Pekatel) über „Eine mongolische Prinzessin reist nach Schlesien: diplomatische Beziehungen im Umfeld des mongolischen Westfeldzuges unter Batu Chan".
Auch Festgäste aus Berlin und Brandenburg und darüber hinaus warfen zunächst einen neugierigen Blick ins Versammlungsger, um dann gespannt den Ausführungen der Vortragenden zu lauschen.


V. l. Botschafter Ts. Bolor, M. Smolinski, B. Ducoffre

12. Deutsch-Mongolisches Volksfest
Am 18. Juli, um 14:00 Uhr, haben der Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafter der Mongolei in Deutschland S. E. Ts. Bolor, der Gemeindevorsteher von Waßmannsdorf Michael Smolinski sowie der Rat der Deutschen Botschaft in Ulaanbaatar Burkhard Ducoffre das 12. Deutsch-Mongolische Volksfest in Waßmannsdorf, einem Ortsteil von Schönefeld bei Berlin, eröffnet.
Die Organisatoren hatten wie immer ein abwechslungsreiches Programm für die zahlreichen Besucher organisiert: Reiten für Kinder, eine Hüpfburg, Bogenschießen und Ringen.


Bücher und Souvenirs aus der Mongolei

Für das leibliche Wohl sorgten deutsche und mongolische Gastronomen – u. a. konnten die Gäste Khuushuur (gebratene Teigtaschen), Buuz (gedämpfte Teigtaschen) und mongolische Salate probieren und natürlich auch Suutei Tsai (Milchtee).
Darüber hinaus konnten Kaschmir- und Filzmode, mongolische Souvenirs, Bücher, Wodka (Arkhi), Spiele, Süßigkeiten erworben werden, die in oft aufwändig geschmückten Zelten und Gers (Jurten) präsentiert wurden.


Khukh Mongol

Auf der Bühne stellten sich mongolische und deutsche Folklore- und Jazzgruppen, wie Khukh Mongol oder die Oberschlesische Volkstrachtengruppe zu Berlin (OSV) mit ihren Liedern und Tänzen vor.


Oberschlesische Trachtengruppe

Einer der Höhepunkte des Festes war wie jedes Jahr das traditionelle mongolische Ringen.


Ringen in Waßmannsdorf

In diesem Jahr ließen sich nicht nur Teilnehmer aus Deutschland registrieren, einige Ringer waren aus Ungarn und aus Frankreich angereist.
Gewonnen hat P. Munkhtur, der in der Schlussrunde D. Otgonbayar, beide aus Ungarn, besiegt hat.
Die nächsten Plätze belegten T. Tumurbaatar aus Deutschland und L. Otgonkhuu aus Frankreich.


Eine zukünftige Ballerina

Bergsteiger tödlich verunglückt
Anlässlich des 100. Jahrestages der Erstbesteigung des Altai-Tavan-Bogd-Berges am 12. Juli hatten sich zahlreiche Bergsteiger, einzeln oder in Gruppen, Touristen, Mitglieder von Sportklubs auf den Weg gemacht, den Berg zu erklimmen.
Am Morgen des 12. Juli verbreitete sich dann die Meldung, fünf Bergsteiger, die keinem Klub angehört haben sollen, seien verschwunden.
Nach Angaben von Verwandten hatten die fünf am 11. Juli zuletzt ein Lebenszeichen gegeben.
Sofort wurden Bergrettungskräfte aus den Aimags Bayan-Ulgii, Uvs und Khovd auf den Weg geschickt.
Den Rettungskräften hatte sich ebenfalls der Verdiente Bergsteiger der Mongolei G. Usukhbayar angeschlossen, der an der Spitze einer Rettungsgruppe von „Mongolia Expedition" stand.
„Mongolia Expedition" hatte eine Bergbesteigung mit zehn registrierten Teilnehmern organisiert, die fünf Verschwundenen hätten sich außerhalb der organisierten Gruppe auf den Berg begeben, genau wie Gruppen aus Erdenet, aus Russland oder eine Gruppe zur Erforschung von Gletschern.
Am 14. Juli konnten die Retter die Verschwundenen nur noch tot bergen. Sie waren erfroren.
Die Untersuchungen über den genauen Unfallhergang dauern an.

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt Renate Bormann


   

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