Neues aus der Mongolei
15. bis 21. April 2013

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)

Rücktrittsforderung abgelehnt
Die von der MVP-Fraktion erhobene Forderung, über einen Rücktritt von Ministerpräsident N. Altankhuyag wegen Erfolglosigkeit zu diskutieren, fand im zuständigen Ausschuss keine Mehrheit.
Die MVP wirft dem Regierungschef vor, während seiner achtmonatigen Regierungszeit sei es mit der Wirtschaft bergab gegangen, die grundlose Entlassung von Staatsangestellten halte unvermindert an, die Inflation steige, das Interesse ausländischer Investoren an einem Engagement in der Mongolei sinke.

Nachwahlen in Songinokhairkhan
Bei der Nachwahl zur Großen Staatsversammlung am 14. April im Songinokhairkhan-Duureg (WK 26) entfielen auf den Kandidaten der MVP D. Sumyabazar 55,7 Prozent der Stimmen, auf den DP-Kandidaten L. Erkhembayar 44,3 Prozent.
Am 16. räumte Erkhembayar seine Niederlage ein und akzeptierte das Ergebnis, für eine Nachwahl der Nachwahl stehe er nicht zur Verfügung.
Gegen das Ergebnis waren Proteste laut geworden. Die Wahl sei nicht ordnungsgemäß verlaufen, die Stimmabgabe hätte bereits 18.00 Uhr und nicht erst 20.00 Uhr beendet sein müssen.
Zur Wahlbeteiligung liegen bisher keine Angaben vor.
Das Ergebnis muss noch offiziell von der Zentralen Wahlkommission verkündet werden.

Bayartsogt bietet Rücktritt an
Auf der Sitzung am 15. April hat der stellvertretende Vorsitzende der Großen Staatsversammlung S. Bayartsogt (DP) dem Vorsitzenden Z. Enkhbold seinen Wunsch überbracht, von seinem Posten abgelöst zu werden.
Die DP-Fraktion begrüßte die Entscheidung ihres Parteifreundes, die moralische Verantwortung für das nicht deklarierte Schweizer Konto und eine Offshore-Firma übernommen zu haben.
Danach wurde die Angelegenheit an den zuständigen Ausschuss überwiesen.

Tsedenbal-Denkmal wird renoviert
Einem Beschluss der Ulaanbaatar-Stadtverwaltung zufolge wurde das erst vor sechs Jahren errichtete Denkmal des von 1940 bis 1984 mächtigsten Politikers der Mongolei J. Tsedenbal (1916-1991) am 16. April abgebaut. Der Steinsockel sei brüchig und drohe einzustürzen.
Das Denkmal war in einer eigens dafür angelegten Grünanlage vor dem Schauspielhaus in Ulaanbaatar aufgestellt worden.

„Mongolian Airlines" wird zu „Hunnu Airlines"
Die Betreiber der mongolischen Fluggesellschaft „Mongolian Airlines" haben sich entschlossen, ihre Linie in „Hunnu Airlines" umzubenennen.
Mongolian Airlines könnte leicht mit der nationalen mongolischen Luftfahrtgesellschaft „MIAT" verwechselt werden.
Im Interesse der Luftfahrtsicherheit habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, verlautete am 18.04. aus Unternehmenskreisen.


In der Botschaft

Mongolisch-Deutscher Fachkräfteaustausch
„Wir haben viel gelernt, nützliche Anregungen für unsere Arbeit bekommen und konnten selbstverständlich auch eigene Erfahrungen und eigenes Wissen einbringen. Besonders danken möchten wir unseren Gastgebern für ihr Engagement, das tolle Programm und die große Herzlichkeit, mit der sie uns empfangen haben."
Die acht mongolischen Grund-, Gymnasial- und Hochschullehrer, Filmproduzenten und Kulturpolitiker, die vom 07. bis zum 18. April am deutsch-mongolischen Fachkräfteaustausch an der Schule der Künste Schwerin (SdKS) teilnahmen, zogen eine durchweg positive Bilanz ihrer Reise nach Deutschland.
Holger Reschke, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer, Cécile Bonnet, Bildungsreferentin und Heidi Reschke-Kwella, Projektmanagerin und u. a. verantwortlich für das Kinderatelier an der SdKS sowie ihre Unterstützer, allen voran die Schauspielerin und Theaterpädagogin Birgit Reibel, hatten ein anspruchsvolles Programm organisiert: Gespräche in Landesministerien und im Landtag, Workshops zur (inter)kulturellen Bildung in Deutschland und in der Mongolei, zur kulturellen Bildung in der Praxis, zu Orten der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche. Und das nicht nur in Schwerin. In Rostock folgten einem Theaterworkshop Besuche in der Kunstschule „Frieda" und im Institut für neue Medien.
In Berlin hatten die mongolischen Gäste Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit Bundestagsabgeordneten, ein Workshop im Theater an der Parkaue wurde ergänzt durch eine Aufführung von „Peter und der Wolf".


Globales Lernen

Mechthild Lensing, die Leiterin des Schulprogramms Berlin bei „Engagement Global - Bildung trifft Entwicklung" und die international bekannte Sängerin, Musikerin und Songschreiberin Virginia Mukwesha aus Simbabwe gaben im Pangea-Haus Einblicke in ihre Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Ziel ihres Projektes sei es, in jeweils teilnehmergerechter Weise für die Probleme auch in fernen Weltgegenden zu sensibilisieren und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie jeder einzelne von uns mitwirken kann, die Zerstörung von Natur und Kultur(en) zu stoppen.
Virginia Mukwesha ließ es sich nicht nehmen, eine Probe ihres Könnens zu geben, sie sang und spielte dazu auf der Mbira (Lamellophon) und bezog in den Gesang auch die Gäste mit ein. Die waren begeistert und versuchten sich selbst an der Mbira, was ihnen in beeindruckender Weise gelang.
Am Nachmittag des 17. April informierten Botschaftsrat Ts. Bolor und Presseattaché Ch. Batbileg bei einer Zusammenkunft in der mongolischen Botschaft über die deutsch-mongolische kulturelle, wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit, die Struktur der Botschaft und gewährten ihren mongolischen, deutschen und französischen Gästen einen Blick in das mongolische Festger (Jurte) auf dem Botschaftsgelände.


Virginia Mukwesha und die Mbira

Auch das von der Schule der Künste Schwerin organisierte Rahmenprogram kam bei den Gästen aus der Mongolei gut an: Ein Ostseespaziergang, ein Spaziergang unter den Linden zum Brandenburger und natürlich ein gemeinsamer Fototermin an der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz in Berlin.
Im August dieses Jahres folgt der Gegenbesuch der Schweriner in Ulaanbaatar.

Mongolei-Kolloquium
Erst im April ist Dr. Ines Stolpe zur Professorin für Mongolistik an die Uni Bonn berufen worden, doch bereits im laufenden Sommersemester werden regelmäßig Kolloquien und Vorträge organisiert, die eine breites Spektrum an mongoleibezogenen Themen abdecken.
Im Zentrum stehen die Vorstellung und Diskussion aktueller Forschungsprojekte.
Am 25. April spricht Oyuntuya Shagdarsuren von der Uni Bonn zum Thema „Extralegality and Collective Action in Access to Land: The Case of Artisanal Gold Mining in Rural Mongolia".
Ort: Uni Bonn, IOA
Regina-Pacis-Weg 7, Raum 3.008
Für mehr Informationen sh. auch


Global Nomads am Brandenburger Tor

„Reisende sollen Augen und Ohren aufreißen, nicht das Maul"
Das ist nur einer der bedenkenswerten Sätze der szenischen Installation und Wandzeitung zum Thema „Urbanes Nomadentum aus mongolischer und westlicher Sicht".
Studenten der Fachhochschule Dortmund, aus Berlin und von der Mongolischen Universität für Kunst und Kultur haben am 20. April am Brandenburger Tor ihre Installation Urban Nomads in der Mongolei und im Westen – Make some noise! aufgebaut, um anschaulich gegen Natur- und Kulturzerstörung zu demonstrieren und für eine nachhaltige Stadtentwicklung und Bildungskooperation zu werben.
Die Initiative Urban Nomads hat 2012 ein interdisziplinäres Bildungsprogramm an der Mongolischen Universität für Kunst und Kultur begonnen. Die Urban Nomads Education Platform #1 mit Bildungsprogrammen, Arbeitstreffen und Performances ist zunächst bis 2014 konzipiert und vereint mongolische und internationale Wissenschaftler und Künstler, die die Situation moderner Nomaden erforschen.


Vor dem Auftritt. Kunstudentinnen aus Ulaanbaatar

Gefördert wird das Projekt durch das AA, den DAAD und die FreeStylers Group.
Vor dem Brandenburger Tor hatte sich am frühen Abend des 20. April ein illustrer Kreis mongolischer und deutscher Künstler, Wissenschaftler und Kulturmanager versammelt.
Aus der Mongolei waren 15 Studenten und Studentinnen der Kunsthochschule angereist, die zu Klängen traditioneller mongolischer Instrumente sangen und tanzten.
Ihr unbestrittener Star war der Rapper und Abteilungsleiter Kultur in der Ulaanbaatarstadtverwaltung „Quiza" Bavuugiin Battsengel.
Vertreten war das Urban Nomads Team u. a. mit Munkhbayaryn Bayarmaa, der Regisseurin und Kulturmanagerin Corinna Bethge, der Dramaturgin und Kulturmanagerin Berit Schluck, dem Filmproduzenten und Autor Otgony Gerelsukh aus Ulaanbaatar bzw. Berlin, der Maler Ershuugiin Otgonbayar, der Hamburger Honorarkonsul Marcus Reinberg, Mitarbeiter der mongolischen Botschaft und des AA.


Gebäude des Mongolischen Fußballverbandes in Ulaanbaatar

Mongolischer Fußballpokal
An der Eröffnungszeremonie für den Wettbewerb um den nationalen Fußballpokal am 20. April nahmen neben Präsident Ts. Elbegdorj, den MinisterInnen für Kultur, Sport und Tourismus, für Bildung und Wissenschaft, für Industrie und Landwirtschaft Ts. Oyungerel, L. Gantumur und Kh. Battulga Fußballverbandspräsident B. Ganbold und Repräsentanten aus allen 21 Aimags teil.
Der Pokalwettbewerb ist Teil des von Präsident Elbegdorj unterstützten Programms zur Förderung des Fußballsports in den Aimags.


   

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