Neues aus der Mongolei
19. bis 28. November 2012

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)

Mongolei zum 57. Mitglied der OSZE gewählt
Am 21. November haben die Staaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) der Aufnahme der Mongolei als 57. Mitglied zugestimmt.
Die Mongolei gehört der OSZE, die ihren Sitz in Wien hat, als Partnerland bereits seit 2004 an. Um als Vollmitglied aufgenommen zu werden, müssen alle Mitgliedsstaaten einen Konsensbeschluss fassen.
Der Außenminister der Republik Österreich M. Spindelegger betonte, dieser Beschluss sei eine Bestätigung der demokratischen Entwicklung in der Mongolei und diene der Sicherung von Frieden, Stabilität und Wachstum in der Region.

Kommunalwahlen 2012
Noch stehen die endgültigen Ergebnisse der Wahlen zu den Bürgervertretungen der Aimags, Sums und Stadtbezirke (Duureg) vom 21. November nicht fest.
Nur eins ist sicher, die MVP hat auch bei diesen Wahlen eine herbe Niederlage erlitten.
Ministerpräsident und DP-Vorsitzender N. Altankhuyag erklärte, seine Partei hätte einen deutlichen Sieg errungen: In 14 Aimags, darunter in Uvs, Tuv, Bulgan, Khovd, Dornogov‘, Sukhbaatar und in sechs Hauptstadtbezirken hätten die DP-Kandidaten gewonnen.
Leider mehrten sich die Meldungen, wonach in vielen Wahlbüros die erforderliche Wahlbeteiligung von 50 Prozent nicht erreicht worden sei. Dies bedeutete Neuwahlen.
Die Führung der MVP stand sichtlich unter Schock. Trotzdem reklamierte sie den Sieg in neun Aimags (Khuvsgul, Zavkhan, Gov‘-Altai, Darkhan-Uul, Dornod, Dundgov‘, Uvurkhangai und Selenge für sich. In der Hauptstadt konnten die Außenstadtbezirke Baganuur und Bagakhangai gewonnen werden.
Kritik hagelte es an der Zentralen Wahlkommission, die nicht in der Lage gewesen wäre, verlässliche Ergebnisse der Stimmenauszählung zeitnah zu präsentieren. In den USA, mit einer ungleich größeren Bevölkerungszahl hätte die Ergebnisse nach zehn Stunden vorgelegen …
Am 28. November schließlich stellte der Vorsitzende der ZWK die Ergebnisse der Kommunalwahlen vor. Man hätte auf die Ergebnisse aus den drei westlichen Aimags warten müssen.
In 12 der 21 Aimags hat die DP die Mehrzahl der Mandate gewonnen, in neun die MVP.
In nur drei Duuregs der Hauptstadt beteiligten sich mindestens 50 Prozent der Wahlberechtigten, in Baganuur gewann die MVP 13 von 25 Mandaten, die DP 12, in Bagakhangai von 17 Mandaten 12, die DP fünf, in Nalaikh die MVP 11 von 25, die DP 12, zwei gingen an die MRVP.
In den übrigen sechs Hauptstadtbezirken wird die Wahl am 30. November wiederholt.
Nach bisheriger Auszählung hat die DP 408 Mandate, die MVP 370, die MRVP allein 16, im Bündnis mit der MNDP vier und im Bündnis mit der Zivilcouragepartei zwei, die Zivilcouragepartei allein ein und Unabhängige sechs Mandate gewonnen.

Tag der Verfassung
Am 26. November vor 88 Jahren wurde auf der Ersten Staatsversammlung die erste Verfassung der Mongolei beschlossen und die Gründung der Volksrepublik verkündet.
Nach wie vor wird dieser Tag als Feiertag begangen, ist aber kein arbeitsfreier Tag mehr.
Das Feiern dieses Tages als Tag der Unabhängigkeit sei seinerzeit ein falscher Beschluss gewesen, so oder ähnlich äußerten sich mongolische Publizisten nicht erst seit diesem Jahr.
Im Laufe der mongolischen Geschichte hätte es mehrere Anlässe für Unabhängigkeitsjubiläen gegeben: Die Ausrufung des ersten mongolischen Einheitsstaates auf der Großen Fürstenversammlung am Onon im Mai 1206, das Streben verdienter Herrscher wie Tumen Tsasagt Khaan für die Einheit der Mongolen, die Vertreibung des mandschurisch-chinesischen Statthalters Sando aus der Mongolei am 04.12.1911, die Bildung der Bogd-Khaan-Regierung am 29.12. 1911 oder die Aufnahme der MVR in die UNO am 27.10. 1961.
Gemeinsam mit dem mongolischen Ringerverband hat die MRVP aus Anlass der MVR-Gründung am 24. November ein Ringerturnier organisiert, an dem sich 256 Sportler beteiligten.

Arvin gewinnt Nachwahlen im Bayanzurkh-Duureg
Dashjamtsyn Arvin hat die Nachwahlen zur Großen Staatsversammlung im Bayanzurkh-Duureg gewonnen. Für die Kandidatin der MVP stimmten 44 923 oder 43,1 Prozent der Wahlberechtigten.
Der Vorsitzende der ZWK Ch. Sodnomtseren hat das Ergebnis offiziell verkündet.
Einer Vereidigung von D. Arvin steht nun nichts mehr im Wege.

„Erdenes MGL." hat neuen Vorstandsvorsitzenden
Der geschäftsführende Direktor von „Erdenes MGL." Ya. Dolgorjav wurde am 26. November von seiner Funktion entbunden.
Nach einem Beschluss der Kabinettsmitglieder auf ihrer Sitzung am 14. November rückte an seine Stelle der Generaldirektor von „Teso Trade Co., Ltd." O. Sainbuyan.
„Erdenes MGL." Ist ein Staatsunternehmen, gegründet, um die Staatsanteile der strategischen Lagerstätten zu verwalten.
Dazu gehören u. a. „Erdenes Tavantolgoi" zu 100 Prozent, „Oyutolgoi" zu 34 Prozent, „Erdenes Oyutolgoi" zu 100 Prozent und „Shivee Ovoot".
Ya. Dolgorjav war erst im Februar dieses Jahres auf seinen Posten berufen worden.
O. Sainbuyan stammt aus dem Uvs-Aimag und war als DP-Kandidat für die Parlamentswahlen im Juni 2012 im Gespräch.


Winter in der Mongolei

Kälte und Schnee behindern Weidegang
Vor allem in den westlichen Aimags haben starke Schneefälle nicht nur zu chaotischen Verkehrsbedingungen geführt, sondern erschweren auch den Weidegang sowie die Wintervorbereitungen.
In Uvs sind 70 Prozent des Territoriums mit Schnee bedeckt, der mancherorts 70 cm hoch liegt, im Gobi-Altai-Aimag sind es sogar 80 Prozent.
In einigen Sums gehen die Heuvorräte bereits zu Ende.
Der Vizeminister für Industrie und Landwirtschaft Ts. Tuvaan hat angeordnet, die betroffenen Verwaltungen mögen Verträge über Futtermittel- und Lebensmittellieferungen mit den Aimags Selenge, Bulgan und Tuv vorbereiten. Ebenso notwendig seien vertragliche Regelungen über Weidemöglichkeiten.


V. l. E. Pohl, Ts. Bolor, A. Pitum

Dr. Pohl zum neuen Präsidenten der DeMoGe gewählt
Für den 24. November hatte der Präsident der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft e. V. Generalkonsul hc. Dr. hc. Dirk Pfeil im Namen des Vorstands zur Mitgliederversammlung und Jahrestagung 2012 in den Tagungsraum der InitiativGruppe e. V. nach München geladen.
Auf der Tagesordnung standen nach Tätigkeits-, Finanz- und Kassenprüfbericht, eine Information zur Consten-Ausstellung, für die die Nachfrage leider zurückgegangen sei sowie die Wahl des neuen Vorstandes.


D. Pfeil

Dirk Pfeil, der die Präsidentschaft der DeMoGe in „stürmischen" Zeiten übernommen hatte, verzichtete auf eine erneute Kandidatur. „In wenigen Monaten gehe ich in Rente und werde einige meiner Ehrenämter aufgeben". Die anwesenden Mitglieder und seine Vorstandskollegen dankten ihm herzlich für die geleistete Arbeit und sein Engagement für die Vertiefung der Freundschaft zwischen Mongolen und Deutschen und versprachen, die Arbeit mit dem gleichen Engagement fortzusetzen.


Präsidium DMG. V. l. F. Voßen, P. Gangaamaa, E. Pohl, J. Limbrunner, A. Zimmermann

Dr. Ernst Pohl, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft, wurde einstimmig zum neuen Präsidenten der DMG gewählt und auch die Vorstandsmitglieder, hier gab es keine personellen Veränderungen, konnten sich über 100 Prozent Zustimmung freuen:

Vorstand der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft e. V.

Ernst Pohl erklärte, es sei sein Wunsch, die Gesellschaft hin zu anderen mit der Mongolei verbundenen Institutionen zu öffnen.
Er denke da beispielsweise an die „Mongolisch-Deutsche Brücke" (MDB) in Ulaanbaatar, an Organisationen in der Schweiz und Österreich oder auch an Freundschaftsgesellschaften in Deutschland.


Ts. Bolor

Auf der Jahrestagung der DeMoGe im Anschluss an die Mitgliederversammlung referierten P. Gangaamaa über „Die an europäischen Vorbildern orientierte Bildungskultur der Mongolen", Botschaftsrat Ts. Bolor über „Aktuelle mongolisch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen" und Dr. E. Pohl stellte „Neue Daten zur Geschichte und Archäologie der alten mongolischen Hauptstadt Karakorum" vor.
Alle Vorträge regten zu lebhaften Diskussionen an.
Honorarkonsul der Mongolei, Prof. Dr. Andreas Pitum, berichtete über die erfolgreiche Reise einer bayerischen Expertendelegation Anfang November in die Mongolei.
Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel bezeichnete die Mongolei als „Chancenland ersten Ranges für unsere Exportwirtschaft".

22 Gobibären in der Mongolei
Den vom Aussterben bedrohten Gobibären oder Mazaalai zu schützen, ist die Hauptaufgabe der beim Ministerium für Natur, Umwelt und Grüne Entwicklung gebildeten Arbeitsgruppe „Rettet den Mazaalai", die am 19. November ihren ersten Bericht vorlegte.
Den Untersuchungen nach leben aktuell 22 Gobibären in der Mongolei, acht weibliche und 14 männliche Tiere.
Angestrebt werden die Gründung einer „Mazaalai-Stiftung" und die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer Länder.
2013 soll als „Jahr des Mazaalai" proklamiert, in naher Zukunft ein Zoo park errichtet werden.


Ts. Oyungerel

Dinosauriermuseum geplant
Die Ministerin für Kultur, Sport und Tourismus Ts. Oyungerel hat angekündigt, im Tuv-Aimag ein Dinosauriermuseum bauen zu lassen.
Für die aus dem Ausland zurückerwarteten, aus der Mongolei illegal ausgeführten Dinosaurierskelette, fehlten geeignete Unterbringungs- und Präsentationsmöglichkeiten.
Außer dem Tyrannosaurier Baatar befänden sich noch andere Funde im Ausland. So würden in Japan sechs bis sieben Exemplare von Dinosaurierskeletten vermutet.
Auch im Südgobi-Aimag und im Mittelgobi-Aimag sollen Sammlungen angelegt werden.
Nebenbei: Die Gerichtsverhandlung gegen Erik Prokop, der den „Baatar" illegal in die USA gebracht hatte, beginnt im Dezember.

Feueralarm in Ulaanbaatar
Seit Jahresbeginn gingen bei den Feuerwehreinheiten der Hauptstadt insgesamt 2 310 Notrufe ein, 1652 Mal rückten die Feuerwehren zur Brandbekämpfung aus, 25 Feueralarmrufe stellten sich als falsch heraus.
Durch Brände haben 21 Erwachsene und elf Kinder ihr Leben verloren, 18 Erwachsene und vier Kinder trugen schwere Brandverletzungen davon.
Die Zahl der Feueralarmrufe und der durch Brände verursachte materielle Schaden haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 Prozent bzw. um das 2,4 –fache erhöht.

Tod in der Kanalisation
Im 16. Khoroo im Bayanzurkh-Duureg von Ulaanbaatar sind zwei Menschen, 52 und 42 Jahre alt infolge eines Brandes gestorben.
Sie „lebten" in der Kanalisation und hatten offenbar zu viel Alkohol getrunken.
Der genaue Hergang und die Brandursache werden zurzeit durch Polizei und Feuerwehr des Stadtbezirks untersucht bzw. ermittelt.

Sumo
Großmeister Hakuho M. Davaajargal hat mit 14:1 das Novemberturnier der Sumoprofis gewonnen. Am 25. November, dem letzten Turniertag, besiegte er seinen Landsmann Großmeister Harumafuji Byambadorj, der mit neun Siegen und sechs Niederlagen nur Vierter wurde.
Auf den zweiten Platz kamen die Japaner Goeido und Toyonoshima (11:4).
Die Ergebnisse der anderen Mongolen der ersten Liga: Kyokutenho N. Tsevegnyam (10:5), Tamavashi B. Munkh-Orgil und Kakuryu M. Anand (9:6), Tokitenku A. Khuchitbaatar 7:8 und Shotenro D. Nyamsuren (5:10).

„Neues aus der Mongolei" können Sie wieder am 09. Dezember lesen. R. B.


   

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