Neues aus der Mongolei
7. bis 13. November 2011

von Dr. Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


Regierungspalast mit Chinggis-Komplex

Statistik Oktober 2011
Am 10. November veröffentlichte das Nationale Amt für Statistik die Zahlen für Oktober dieses Jahres.
In den ersten zehn Monaten des Jahres wurden 58 897 Kinder geboren, 3 444 oder 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
965 Kinder starben vor ihrem ersten, 212 vor ihrem fünften Geburtstag, 118 bzw. 80 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
39 400 Menschen waren arbeitslos gemeldet, 2,4 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
56 800 Menschen bezogen Sozialhilfe, 2 Prozent oder 1 100 mehr als im Oktober 2010. Dafür wurden 6,9 Milliarden Tugrug ausgegeben, 31,6 Prozent mehr.
Die Inflationsrate ist im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent, im Vergleich zu Dezember 2010 um 6,7 Prozent und im Vergleich zu Oktober 2010 um 10,9 Prozent gestiegen.    
die Kosten für Wohnen, Wasser, Strom und Heizung erhöhten sich um 2,6 Prozent, die für Lebensmittel stiegen lediglich um 0,4 Prozent.
Die Staatseinnahmen erreichten 3 474,3 Milliarden Tugrug, die Ausgaben 3 284,6 Millionen, ein Plus von 189,7 Milliarden Tugrug.
Im vergangenen Jahr betrug das Plus nur 47,1 Milliarden.
Mit 122 Ländern betreibt die Mongolei Handel. Das Gesamtaußenhandelsvolumen bis Oktober belief sich auf 9 141 Millionen USD, davon entfielen auf den Export 3 788,6 Millionen, auf den Import 5 352,4 Millionen.

Trotz Wirtschaftswachstum – Armutsquote bleibt hoch   
In einigen mongolischen Medien und in der zuständigen Abteilung des Statistikamtes wird neben der Genugtuung über das hohe Wirtschaftswachstum die Tatsache beklagt, dass entgegen allen Versprechungen die Armut nicht eingedämmt werden konnte.
189 Milliarden Staatshaushaltsüberschuss im Oktober, eine Erhöhung des monatlichen durchschnittlichen Familieneinkommens auf 438 000 Tugrug - trotzdem sei die Zahl der an Gelbsucht Erkrankten um 608 Menschen oder um 44 Prozent gestiegen, 888 Menschen hätten ihr Leben infolge von Straftaten verloren, 19 Prozent mehr als im Vorjahr.

Frauenquote gefordert
1 000 Frauen des Frauenverbandes der MVP versammelten sich am 12. November im Regierungspalast, um über aktuelle Probleme der mongolischen Gesellschaft, die gleichberechtigte Teilhabe an Entscheidungsprozessen in Politik und Wirtschaft zu diskutieren und um entsprechende Forderungen an Regierung, Partei und Behörden zu formulieren.
Außerdem wollen die Frauen das Parteiprogramm für die kommenden Wahlen und ihre Vorschläge dafür vorstellen.
Sie fordern eine Frauenquote von 20 anstelle der 15 Prozent wie sie im Entwurf für das neue Wahlgesetz vorgesehen ist. Das entspräche auch eher den Jahrtausendzielen, die bis 2015 eine Quote von 30 Prozent vorsähen.
Allerdings sei es verfrüht, dieses Ziel schon heute festzuschreiben. 2007 scheiterte die Aufnahme dieser Quote in das Wahlgesetz an der Unrealisierbarkeit.
Die Direktorin von „Monpolmetall" Ts. Garamjav verwies in ihrer Rede auf dem Forum auf die Tatsache, dass 51,7 Prozent der mongolischen Unternehmer Frauen sind, 70 Prozent der Mitarbeiter im Bildungswesen und 80 Prozent der Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind ebenfalls Frauen. Frauen müssten endlich den ihnen gebührenden Platz auch an den politischen Schalthebeln des Landes einnehmen.
Die stellvertretende Landwirtschaftsministerin J. Saule erklärt, die Armut in der Mongolei beträfe zunehmend Frauen. Mehr als 50 Prozent der Mongolen lebten auf dem Land, davon seien 52 Prozent arm. Die Zahl der von Frauen geführten Haushalte nähme zu.
Frauen auf dem Land seien weder kranken- noch sozial versichert, 60 Prozent der „Schattenwirtschaftler" seien Frauen.
Ministerpräsident Batbold erklärte seine Unterstützung für den Vorschlag, eine „Frauenbank" zu gründen.
Die TV-5-Reporterin R. Sarangerel betonte in ihrer Rede, Frauen stellten mehr als die Hälfte der mongolischen Bevölkerung und auch mehr als die Hälfte der Mitglieder in der ältesten politischen Partei, der MVP. Überall, nur nicht in der Politik, fänden sich Frauen in führenden Positionen.
Das müsste sich ändern und die mächtigen Männer in Staat, Behörden und Parteien müssten gezwungen werden, ihre Politik gemeinsam mit den Frauen so zu gestalten, dass Frauen wirklich gleichberechtigt in die Entwicklung des Staates einbezogen werden und auch davon profitieren können.

90 Jahre diplomatische Beziehungen Mongolei- Russland
In diesem Jahr begingen die Mongolei und Russland den 90. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
Die Festveranstaltung am 07. November im russischen Wissenschafts- und Kulturzentrum in Ulaanbaatar eröffnete Außenminister G. Zandanshatar. Die russische Delegation wurde angeführt vom 1. stellvertretenden Außenminister A. I. Denisov.
Auch der traditionelle „Freundschaftsmonat" stand in diesem Jahr ganz im Zeichen dieses Jubiläums.

China – wichtiger Wirtschaftspartner der Mongolei
Die mongolische Regierung erwartet für 2012 ein reales Wirtschaftswachstum von 25,5 Prozent, das BIP soll auf 18 Trillionen Tugrug steigen.
In diesem Jahr sei die Wirtschaft um 21 Prozent gewachsen. Dies sei auch Ausdruck der erfolgreichen Wirtschaftsreformen der Regierung.
Große Bedeutung für die Entwicklung der Wirtschaft hätte der Außenhandel und dabei entfielen auf die VR China die größten Anteile.
Betrug das chinesisch-mongolische Außenhandelsvolumen 1990 noch 33,6 Millionen USD, habe dieser Wert 2010 3,4 Milliarden erreicht. Hauptexportgüter der Mongolei nach China seien Kohle und Eisenerze. 2010 exportierte die Mongolei allein nach China 16,4 Millionen Tonnen Kohle und 3,5 Millionen Tonnen Eisenerz.
Außerdem kaufen die Chinesen in der Mongolei Rohstoffe aus der Viehwirtschaft wie wolle und Häute. Die Mongolei bezieht aus China Lebensmittel, Baumaterialien und Ausrüstungen der verschiedensten Art.
Darüber hinaus ist die VR China mit 2,4 Milliarden USD und 5 300 registrierten Firmen der größte Direktinvestor in der Mongolei.
Es begann 1958. China gewährte der MVR einen Kredit über 22 Millionen Rubel, der u. a. für den Bau von Brücken, das Zentralstadion, Wohnungen, das Kraftwerk Tolgoit, die Geflügelfabrik, das Getränkekombinat in Zuunkharaa, die Ziegelfabrik in Ulaanbaatar eingesetzt wurde.
Ein 200-Millionen-Yuan-Kredit aus den Jahren 2001 und 2005 führte zur Inbetriebnahme einer riesigen Zinklagerstätte im Sukhbaatar-Aimag.
Mit chinesischer Hilfe wurde der Bau des neuen Sportpalastes in Flugplatznähe und das neue Gebäude der Industrie- und Handelskammer finanziert.
Diese Kredite und Zuwendungen hätten erheblich zur Entwicklung der chinesisch-mongolischen Wirtschaftskooperation beigetragen.
Doch nicht nur das. Auch die kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen verbesserten sich von Jahr zu Jahr.
200 Mongolen würde jedes Jahr auf Kosten des chinesischen Staates ein Studium an chinesischen Hochschulen ermöglicht.


Der Dalai-Lama in Ulaanbaatar

14. Dalai-Lama zu Gast in der Mongolei
Vom 07. bis zum 10. November weilte das Oberhaupt der lamaistischen Kirche (tibetischer Buddhismus), der XIV. Dalai-Lama, in der Mongolei. Es war sein 8. Besuch, der erste geht auf das Jahr 1979 zurück, der letzte datiert vom August 2006.
Der Besuch erfolgte auf Einladung des Gandantegchilenklosters in Ulaanbaatar, des Zentrums der mongolischen buddhistischen Kirche. Dessen Khamba-Lama D. Choijamts fungierte auch als Gastgeber.


Im Gandankloster

Beide Seiten betonten den rein religiösen Charakter der Reise. Es würden keinerlei politische Ambitionen verfolgt.
Der Dalai-Lama zelebrierte verschiedene „Gottesdienste" im Gandankloster und sprach vor 5 000 Zuhörern, Laien, Lamas, Wissenschaftlern, Studenten, im Sportpalast in Yarmag (Nähe Flugplatz) über den Buddhismus als Weltanschauung und Wissenschaft und als Quelle für die Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten eines jeden Menschen.


Der neue Sportpalast

4. französisch-deutsches Filmfestival
Das französische Kulturzentrum und das Verbindungsbüro des Goethe-Instituts in Ulaanbaatar haben zum 4. Mal gemeinsame französisch-deutsche Filmtage in Ulaanbaatar organisiert.
Vom 16. bis zum 19. November können interessierte Filmliebhaber unter anderem den Film von Benoit Cohen „Qui m’aime me suive" oder den preisgekrönten deutschen Spielfilm von Doris Dörrie „Kirschblüten - Hanami" im Black Box – Theater sehen.
Eröffnet wird das Festival am 16. November mit dem Film von D. Byambasuren (Das weinende Kamel): „Die zwei Pferde Chinggis-Khaans".
Zum Abschluss am 19. November werden erfolgreiche junge mongolische Filmemacher einige ihrer Werke vorstellen.
Vom 23. bis zum 27. November folgt, ebenfalls im Black Box-Theater, das Festival des europäischen Films.

Steppenkrieger
Vom 26.01. bis zum 29.04. 2012 präsentieren das LVR Landesmuseum Bonn in Zusammenarbeit mit dem Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Rheinischen Friedrich – Wilhelms - Universität Bonn und dem Archäologischen Institut der Mongolischen Akademie der Wissenschaften die Ausstellung: „Steppenkrieger. Reiternomaden des 7. – 14. Jh. aus der Mongolei".
Ergänzt wird die Ausstellung durch ein abwechslungsreiches Programm mit Konzerten, Vorträgen, Filmen und Workshops, die von mongolischen Künstlern gestaltet werden sowie einem großen Mitmachbereich nicht nur für Kinder. Sie können in einem mongolischen Ger (Jurte) Platz nehmen, die mongolische Nationaltracht anprobieren und auf der Pferdekopfgeige spielen.


   

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