Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
6. bis 12. Juli 2009

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


D. Myagmarjav aus Bagakhangai

Neuer Generalstabschef berufen
Präsident Elbegdorj, gleichzeitig Oberkommandierender der Streitkräfte, hat den Direktor der Führungsakademie der Militärhochschule, Generalmajor Ts. Byambajav, zum neuen Generalstabschef berufen. Er löst Generalleutnant Ts. Togoo, dessen Amtszeit endet, ab.

Frühjahrssitzungen dauern an
Die Hoffnung auf eine Zustimmung der Abgeordneten zum Entwurf für das Investitionsabkommen mit Ivanhoe Mines Mongolia Inc. zur Gold- und Kupferlagerstätte „Oyutolgoi" noch vor dem Nationalfeiertag hat sich nicht erfüllt.
Allerdings hatten 39 von 52 anwesenden Abgeordneten am 09. Juli für die Fortführung der Debatte zum überarbeiteten Entwurf gestimmt.
Danach verwiesen sie das Papier zurück an den Wirtschaftsausschuss. Nach der Einarbeitung der Abgeordnetenvorschläge wird es erneut zur Diskussion gestellt.
Beschlossen wurde hingegen die Höhe der Entschädigungssumme für die Familien der fünf in der Nacht vom 01. zum 02. Juli 2008 getöteten Männer. Danach erhält jede Familie 50 Millionen Tugrug. Ursprünglich waren 16 Millionen vorgesehen.
Keine Mehrheit fand der Vorschlag, für jeden schwer verletzten Polizisten 100 Millionen Tugrug zu zahlen.
Auch das Amnestiegesetz wurde beschlossen – 2 400 Kleinkriminelle und Ersttäter wurden daraufhin ab dem 10. Juli aus der Haft entlassen. Dazu zählen auch die Verurteilten nach den Unruhen im Juli 2008.
Einige Abgeordnete kritisierten die Tatsache, dass der Nationale Sicherheitsrat bisher keine Analyse der Ereignisse nach den Parlamentswahlen 2008 vorgelegt habe, auch die exakten Umstände des Todes der fünf Opfer seien bisher nicht aufgeklärt.
Die Frühjahrssitzungsperiode der Großen Staatsversammlung wird nach Naadam fortgesetzt.

Naadam 2009
Am 11. Juli, 11:20 Uhr, eröffnete Präsident Tsakhiagiin Elbegdorj im Zentralstadion von Ulaanbaatar das diesjährige Naadamfest. Seine Rede, in der er auf die bemerkenswerten historischen und kulturellen Leistungen der Mongolen und den erfolgreichen Demokratisierungsprozess seit 1990 hinwies, beschloss er mit den Worten „ Möge die Mongolei ewig leben".
Zuvor hatten Ehrengardisten die „Neunzipflige Weiße Ehrenstandarte des mongolischen Staates" (Chinggisstandarte) im Stadionrund aufgepflanzt.
Auf der Ehrentribüne hatten neben dem Präsidenten der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung D. Demberel und Ministerpräsident S. Bayar Platz genommen.
Während der Präsident und der Parlamentsvorsitzende in traditionelle Deels gekleidet waren – Demberel in einen schlcihten himmelblauen, Elbegdorj in einen schlichten beigefarbenen mit braunem Ledergürtel, dazu braune Stiefel und ein beigefarbener Hut - trug der Regierungschef einen grauen Anzug.
Nachdem die Vertreter der Ringer, Bogenschützen, Reiter, Knöchelspieler und Schiedsrichter ihre Eidesformel angesichts der Ehrenstandarte abgelegt hatten, begann das traditionelle Estradenprogramm.
Die „Legende von Alangoa und den fünf Pfeilen" spielte in diesem Jahr nicht nur auf der Eröffnungsveranstaltung im Stadium eine wichtige Rolle.
Die an Seilen vom Himmel herabschwebende Stammmutter der Chinggissiden, Alangoa, ein Bündel Pfeile tragend, demonstrierte ihren fünf Söhnen, wie leicht ein einzelner Pfeil zu zerbrechen sei, bei allen fünfen gleichzeitig sei das schon schwieriger.
Nach dem Schock des vergangenen Jahres wollten die Mongolen in diesem Jahr ihr Ehrenfest wieder genießen und das Beschwören ihrer Einheit, auch angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise, kam ihnen da gerade recht.
Im Festzug diesmal die beiden Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele 2008.
Tänzer und Tänzerinnen in gewohnt farbenprächtigen Kostümen, Chöre und natürlich Pferde und ihre Reiter vervollständigten das Bild eines unbeschwerten Festauftaktes.


Präsident und Ministerpräsident auf dem Weg zu Sukhbaatar. Parlamentschef verdeckt

Am Tag zuvor hatten die drei Staatsspitzen, Präsident, Staatsversammlungsvorsitzender und Ministerpräsident, Regierungsmitglieder und Angehörige des Diplomatischen Korps Chinggis-Khaan und Sukhbaatar geehrt

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Erst zu Chinggis, dann zu Sukhbaatar

In diesem Jahr begab sich der Zug zuerst zum Denkmal des Staatsgründers und danach zum Denkmal Sukhbaatars, einem der Führer der Volksrevolution von 1921. Und noch etwas war anders als in den vergangenen Jahren: Das Nationalfest wurde deklariert als Ereignis zu Ehren der Staatsgründung vor 803 Jahren und des 88. Jahrestages der Volksrevolution. Die Gründung der MRVP wurde nicht erwähnt. Verständlich angesichts der Tatsache, dass es inzwischen ein Dutzend registrierte politische Parteien im Land gibt.


V.r. Verteidigungsminister Bold


Kranzniederlegung am Sukhbaatardenkmal

Der Vorsitzende der Staatsversammlung, D. Demberel und der Minister für Verteidigung, L. Bold, nahmen im Anschluss an Verneigung und Kranzniederlegung an den Denkmälern der beiden Identifikationsfiguren der Mongolen die Militärparade ab. 1 600 Soldaten und Offiziere waren beteiligt.


Militärparade am 10. Juli 2009

Ab 2009 wird einem Befehl des Verteidigungsministers zufolge der 10. Juli künftig als „Tag der Staatsflagge" begangen.


Festkonzert im Kulturpalast. 10.07.09

Das Festkonzert im Kulturpalast begann mit Stücken aus klassischen europäischen Opern und Balletten, schwermütigen russischen Weisen, ehe es überging in Darbietungen traditioneller und moderner mongolischer Musik und Tänze.
Zu hören waren Pop- und Swingmusik, gespielt traditionellen mongolischen Instrumenten wie Pferdekopfgeige und Yatga, eine dreiköpfige Mädchenband sang melancholische Langlieder, unterstützt von einer Tanzgruppe mit archaisch anmutenden Bewegungen und ebensolchen Kostümen.
Ein anderes Ensemble bot mongolische Nationaltänze, sie humorvoll und augenzwinkernd verfremdend, dabei jedoch nie die Traditionen, die Sitten und Bräuche verratend.
Das diesjährige Festkonzert wirkte im Vergleich zu vergangenen Jahren „entstaubt", das Bühnenbild nicht so pompös und glitzernd.
Den Mongolen hat es gefallen, es schien, als hätten sie ihr reiches, kulturelles Erbe neu entdeckt und schätzen gelernt.
Die Volksfeste rund um das Stadion und auf dem Sukhbaatarplatz waren gut besucht, obwohl es in diesem Jahr von morgens an geregnet hat. Auch das hat es seit vielen Jahren nicht gegeben: regnerisches und trübes Wetter zum Naadamfest.

Fünf neue Falken, drei neue Habichte
Bis zur achten Runde im Ringerwettbewerb konnten fünf neue Landesfalken und drei neue Landeshabichte gekürt werden.
Acht Ringer haben immer noch die Chance auf den Gesamtsieg, auch der erst 24-jährige Aimaglöwe aus dem Uvs-Aimag, U. Bat-Orshikh. Seine Konkurrenten tragen alle bereits Landestitel, darunter Landestitan G. Usukhbayar, Landeslöwe Munkhbaatar oder Landesfalke M. Usukhbayar.
Insgesamt hatten 512 Ringer den Kampf um den Naadamsieg 2009 aufgenommen.
Die Ergebnisse der Wettkämpfe im Ringen, Reiten, Bogenschießen und Knöchelweitwurf können Sie am 19. Juli bei MongoleiOnline nachlesen.

Weniger Touristen
Normalerweise werden in der Zeit um das mongolische Nationalfest „Naadam" in Ulaanbaatar zehn- bis fünfzehntausend Touristen erwartet.
In diesem Jahr werden es 20 bis 30 Prozent weniger sein.
Hauptursache für den Rückgang sei die weltweit grassierende Schweinegrippe.
Laut Tourismusverband erwarten allein in der Hauptstadt 330 Hotels ihre Gäste. In naher Zukunft werden weitere Hotels mit internationalem Standard eröffnet werden. Ulaanbaatar könnte dann eine Million Gäste beherbergen.
Von den 451 000 ausländischen Gästen, die im vergangenen Jahr die Mongolei besuchten, kamen 200 000 aus der VR China und aus Südkorea, etwa 100 000 aus Russland.

Hungerstreik der Naturschützer beendet
Nach fünf Tagen, am 09. Juli, beendeten die sieben Vorsitzenden von NGO’s zum Schutz der Flüsse, Seen und Wälder der Mongolei ihren Hungerstreik.
Ihr Protest hatte sich gegen die Verzögerung bei der Diskussion um den von zehn Abgeordneten verschiedener Parteien eingebrachten Gesetzesentwurf zum Verbot jeglicher Bergbauaktivitäten in der Nähe von Wasser- und Waldreservoirs gerichtet.
Am 09. Juli schließlich erklärten Mitglieder des Natur- und Umweltausschusses, in der Woche nach Naadam mit der Debatte um den Entwurf zu beginnen.
Der Vorsitzende der „Zaamar-Bewegung" äußerte sich zufrieden über die Entwicklung und betonte, den Verlauf der Ereignisse genau verfolgen zu wollen.
Das Gesetz sei für die Zukunft der Mongolei von herausragender Bedeutung.

Bürgerbewegungen gegen das Oyutolgoiabkommen
„Reformen jetzt", „Meine Mongolische Erde", Front Ehrlicher Bürger", „Grüne Partei" und der Freie Seniorenverband protestierten am 08. Juli auf dem Sukhbaatarplatz gegen den zur Diskussion stehenden Entwurf des Oyoutolgoi-Investitionsabkommens.
G. Uyanga, Chefredakteurin der „Politikzeitung", meinte, die Bodenschätze gehörten allen Mongolen, eine kleine Gruppe könnte sie nicht in ihrem Interesse verschachern.
Der Präsident hätte vor der Wahl versprochen, in für das Land bedeutsamen Fragen, die Meinung der Bevölkerung einzuholen.

Neue Botschafter benannt
Auf der Kabinettsitzung am 06. Juli berieten die Mitglieder über die Berufung und Abberufung von Chefdiplomaten der Mongolei in einigen Ländern.
Präsident Elbegdorj nahm die Namensliste entgegen, am 09. Juli übergab der Chef des Präsidialamtes, D. Dorligjav, die Liste an den Vorsitzenden der Staatsversammlung.
Demnach unterbreitete der Präsident der Mongolei den Vorschlag an die Staatsversammlung zu neuen Botschaftern u.a. in Russland D. Idevtkhen, in China Ts. Sukhbaatar, in Deutschland B. Davaadorj, in Schweden B. Enkhmandakh zu ernennen und die bisherigen Botschafter abzuberufen.

Jonathan S. Addleton neuer US-Botschafter
Präsident Barack Obama hat angekündigt, den in vielfältiger Mission für den diplomatischen Dienst und die Entwicklungszusammenarbeit der USA tätig gewesenen Jonathan S. Addleton zum neuen Botschafter in der Mongolei zu ernennen.


Ch. Galsan und S. Batbold. Außenministerium. 08.07.09.

Chinagiin Galsan nimmt Trebbia-Preis entgegen
Aus der Hand von Außenminister S. Batbold hat der international bekannte tuwinisch-mongolische Schriftsteller Chinagiin Galsan am 08. Juli den europäischen „Trebbia"-Kulturpreis entgegengenommen.
Er war ihm am 09. März dieses Jahres in Prag verliehen worden.
(Sh. auch mongolei.de/news vom 02.-08. März 2009.


Ch. Galsan mit der Rochusstatue


   

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