Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
30. Juni bis 6. Juli 2008

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Sonntag auf dem Gelände des Gandanklosters. 06.07.08

06.07.08: Die Mongolei nach dem „Schwarzen Dienstag"

Für die Wahrung der Einheit des mongolischen Volkes
Auf einem von Präsident Enkhbayar initiierten Treffen von Vorsitzenden der im Parlament vertretenen Parteien drückten alle Anwesenden ihr tiefempfundenes Beileid angesichts der Toten und Verletzten der Unruhen vom 01./02. Juli aus.
S. Oyun (Zivilcouragepartei), B. Erdenebat (Mutterlandpartei), B. Jargalsaikhan (Republikanische Partei), Ts. Elbegdorj (DP), S. Bayar (MRVP) haben sich am 04.07. mit einem Appell an ihre Landsleute gewandt, alle strittigen Fragen im Namen und im Interesse der nationalen Einheit zu lösen, bei der Aufklärung der Vorfälle und der Benennung der Schuldigen (Aufwiegler, Randalierer, Schläger und Brandstifter) sachlich zusammenzuarbeiten.
Bis zum 03. Juli, 17:00 Uhr, waren 400 der 728 Festgenommenen in ihre Stadtbezirke entlassen worden.
Alle Parteien sind sich einig, die weitgehend friedlichen Proteste von Wahlverlierern sind durch Provokateure und Aufwiegler zum bisher brutalsten Gewaltausbruch in der jüngeren Geschichte der Mongolei getrieben worden.

Khamba Lama Choijamts: „Ärger lässt sich nicht durch Ärger überwinden"
Der Oberlama des Gandanklosters, D. Choijamts, hat in einem Interview für die Zeitung „Udriin Sonin" am 05.07. die Mongolen aufgefordert, Ärger und Wut nicht durch Ärger und Wut bezähmen zu wollen. Klugheit, Menschlichkeit und Kompromissbereitschaft seien nötig.
Wünschenswert sei eine Rückbesinnung der Mongolen auf den Buddhismus mit seinen Lehren zur Achtung der Würde des anderen. Probleme und Widersprüche müssten durch gemeinsame Anstrengungen der Kontrahenten gelöst werden.
Allen sollte die friedliche Entwicklung, der wirtschaftliche Fortschritt in der Mongolei wichtig sein.
Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen könnten, die eine Aufgabe zu erfüllen hätten, seien kaum an Zerstörungen von Werten und vor allem nicht an der körperlichen und seelischen Verletzung von Menschen interessiert.


Internationaler Kongress buddhistischer Frauen in Ulaanbaatar. 01. Juli 2008

70 Milliarden Tugrug Sachschaden
Infolge der schweren Krawalle am 01. Juli seien Sachschäden in Höhe von 60 bis 70 Milliarden Tugrug entstanden. Große Verluste hätten die Galerie für moderne Kunst und die in einem Gebäudeteil des Kulturpalastes untergebrachte Philharmonie, in deren Räumen mehrere Musikensembles residieren, zu verzeichnen. Ob das Gebäude der MRVP-Zentrale wieder aufgebaut werden könne, müssten weitere technische Untersuchungen ergeben, erklärte Ministerpräsident S. Bayar am Abend des 04. Juli auf einer Pressekonferenz im Regierungspalast.
Das MRVP-Parteiarchiv und weitere wichtige Dokumente seien zerstört worden.
Auf entsprechende Fragen antwortete Bayar, im Zusammenhang mit den Geschehnissen der vergangenen Tage müssten auch Fragen nach einer angemessenen Ausrüstung der Polizisten und dem Umgang der politischen und Polizei- sowie Nachrichtendienstführungen mit Situationen wie am 01. Juli derartigen Umständen gestellt, eventuelle Versäumnisse benannt werden.
Sollten Neuauszählungen oder Neuwahlen in einigen Wahlkreisen oder im ganzen Land beschlossen werden, sei die MRVP bereit, sich erneut dem Wählervotum zu stellen.

Zensur ist nicht der richtige Weg
Die internationale Vereinigung „Journalisten ohne Grenzen" hat die Angriffe von Demonstranten auf Journalisten und die Zerstörung eines Redaktionsgebäudes verurteilt.
Bei den gewaltsamen Protesten gegen das umstrittene Wahlergebnis am 01. Juli sind drei Journalisten, zwei Mongolen und ein Japaner, schwer verletzt worden.
Gleichzeitig kritisiert die Vereinigung die Abschaltung aller mongolischen Fernseh- und Rundfunksender außer dem Nationalen Mongolischen Fernseh- und Hörfunk.
Zensur sei nicht der richtige Weg, eine Krise zu überwinden.

Andere Nachrichten:

Sommerweide
Die ergiebigen Regenfälle in weiten Teilen der Mongolei haben einerseits zu einer weiteren Verbesserung der Sommerweidesituation geführt.
Andererseits haben bei den Unwettern seit Ende Juni im ganzen Land elf Menschen ihr Leben verloren.
In sechs Stadtbezirken Ulaanbaatars wurden Straßen beschädigt, es entstanden Schäden an Gers und Gebäuden, Stromleitungen wurden zerrissen.
Die Katastrophenschutzbehörde warnt die Familien, die in großer Zahl an den Ufern der Tuul ihre Sommerlager aufgeschlagen haben vor möglichen weiteren Unwettern.

Enterovirus – 71

Bis Ende Juli wurde bei insgesamt 2 585 Menschen die Hand-Fuß-Mundkrankheit diagnostiziert. 272 werden im Forschungszentrum für Infektionskrankheiten behandelt.
Die meisten der Erkrankten sind Kinder bis zu elf Jahren.
Zwei Bürger über 55 Jahre sind inzwischen ebenfalls betroffen.

Naadam 2008
Nach den bisherigen Plänen werden 512 Landes- und Aimagtitelträger in diesem Jahr den zentralen Naadamwettkampf bestreiten.
Am 07. Juli sollen die die Wettkämpfe im Uriankhai-Bogenschießen, am 08. und 09. im Burjatischen Bogenschießen und die Kinderwettkämpfe beginnen.
Am 10. Juli folgen die Khalkh-Wettbewerbe.


Der alte Mann liest die Gebete auf Mongolisch vor. 06.07.08.


   

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