Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 8. bis 18. Februar 2005

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Winter in der Mongolei

Tsagaan Sar 2005
Am 09. Februar hat der erste Frühlingsmonat des XVII. 60-Jahr-Zyklus’ nach dem asiatischen Tierkreiskalender begonnen. Vier Tage später waren die Temperaturen in weiten Teilen des Landes um 10 bis 15 Grad, auf minus 19 Grad, angestiegen. Dieser „Wärmeeinbruch" war verbunden mit ergiebigen Schneefällen, vor allem im Nordosten und Westen.
Ministerpräsident Elbegdorj versprach bei seinem Neujahrsbesuch in der Jurte der vermutlich ältesten Bürgerin der Mongolei, der 107 Jahre alten L. Adya, dafür zu sorgen, dass ihr eine warme Wohnung zur Verfügung gestellt wird.
Am Neujahrsmorgen, wenn sich traditionsgemäß der Staatspräsident, der Vorsitzende des Großen Staatskhurals und der Ministerpräsident gemeinsam mit ihren Gattinnen ins Gandankloster begeben, um den Segen des Oberlamas entgegen zu nehmen, herrschten minus 30 Grad. Trotzdem war eine Menge Schaulustiger und Gläubige zum Kloster gekommen, um das neue Jahr ebenfalls feierlich zu begrüßen.
N. Bagabandi, N. Enkhbayar und Ts. Elbegdorj waren in gelbe, blaue und ockerfarbene Deels gekleidet. Mit den Lamas des wichtigsten Klosters der Mongolei erwiesen sie zunächst Megjidjanraisag, danach Ochirdar’ ihre Ehrerbietung.
Nach den religiösen Zeremonien fanden die rituellen Neujahrsfeierlichkeiten im Regierungspalast ihre Fortsetzung. Der Präsident und der Vorsitzende des Großen Staatskhurals verneigten sich vor der neunzipfeligen Großen Weißen Standarte. Anschließend fand in der Ehrenjurte der Neujahrsempfang für die Regierungs- und Parlamentsmitglieder sowie für die Äbte (Khamba Lam) der Klöster statt.
In der Nacht vom 08. zum 09. und am Tag wurden in Ulaanbaatar 50 Kinder geboren.
Am Neujahrsmorgen, um 07:40, brachte Frau Otgonchimeg aus dem Chingeltei-Duureg ein Zwillingspärchen zur Welt. Die Mutter und die beiden Mädchen haben die Geburt gut überstanden.


Tsagaan Sar 2005

Notrufe
An den ersten drei Tagen des neuen Jahres wurde 120 Mal die Notrufnummer gewählt. Gründe waren unterbrochene oder geplatzte Strom- und Wasserleitungen sowie ausgefallene Heizungen. 400 Notrufe gingen bei der Schnellen Medizinischen Hilfe ein: Kreislaufbeschwerden, Magenkrämpfe und Alkoholprobleme.
Im gleichen Zeitraum registrierte die Polizei 90 Straftaten, zwei Menschen wurden durch Fremdeinwirkung getötet, bei 37 ist die Todesursache noch unklar.
786 Menschen wurden in Ausnüchterungszellen eingeliefert.

Wem gehört der Staat?
Acht Monate sind seit den Parlamentswahlen vergangen, aber die Turbulenzen nehmen kein Ende. Nicht nur, dass der Abschluss der Herbstsitzungsperiode des Großen Staatskhurals mehrere Male verschoben wurde – die Gesetze über die politischen Parteien und den öffentlichen Fernseh- und Rundfunk konnten nicht verabschiedet werden, da dem Präsidenten ein Vetorecht zusteht. Durch die Neujahrsfeiern verlängerte sich die Einspruchsfrist über die in der Verfassung festgelegten sieben Tage hinaus. Außerdem haben die beiden „zurückgetretenen" Minister gegen ihre Entlassung geklagt. Der Präsident vertritt die Meinung, die Entlassung der Minister für Verteidigung und Fachaufsichten (beide Mutterland-Demokratische Neue Sozialistische Partei, die das Wahlbündnis „Mutterland-Demokratie-Koalition" aufgekündigt hat und damit auch nicht mehr Teil der gleichnamigen Fraktion sein kann) verletze Verfassungsrecht. Ministerpräsident Elbegdorj hätte seine Entscheidung mit ihm, dem Präsidenten, beraten müssen.
Die MRVP-Fraktion (jetzt 61 Mitglieder) unterstützt Ministerpräsident Elbegdorj - das Vertrauensverhältnis zu den beiden Ministern sei gestört, außerdem hätten sie sich kaum an der Regierungsarbeit beteiligt.
Gegen Teile des Fernsehgesetzes hatte er am 17. 02. sein Veto eingelegt. Der Präsident ist gegen jegliche Werbezeiten im staatlichen Fernsehen und Rundfunk. Das Parlament überstimmte das Veto (dafür ist eine Zweidrittelmehrheit nötig), so dass das Gesetz (mit 2 % Werbezeit) zumindest bis zum 01.01.2006 in Kraft bleibt. In Kindersendungen darf jedoch nur Werbung für Produkte laufen, die für Kinder bestimmt sind. Auch das Veto des Präsidenten gegen das Gesetz über staatliches Eigentum wurde überstimmt. Beim Parteiengesetz hingegen lehnten die Abgeordneten das Veto nicht in allen Punkten ab. (Es geht um Namensschutz und Registrierungsfristen).
Am 18. 02. sollten die Herbstsitzungen geschlossen werden, doch bis zum frühen Nachmittag war darüber noch keine Entscheidung gefallen.
Den Mongolen ist das Lachen über das Treiben von Teilen ihrer Führung vergangen.
Ein Verwaltungsrichter verfasste ein Schreiben, wonach das Parlament sofort seine Arbeit einzustellen habe – der Richter soll ein enger Verwandter von B. Erdenebat, umstrittener Verteidigungsminister und Vorsitzender der Mutterland-Demokratischen Neuen Sozialistischen Partei (MDNSP), sein.
Verfügt die DP noch über eine Fraktion? 25 Mitglieder haben sich der MRVP-Fraktion angeschlossen, die Mitglieder der MDNSP haben das Bündnis mit der DP und der Bürgermut-Partei aufgekündigt, gehören sie noch der Fraktion an?
Der abgelöste Vorsitzende der DP, Enkhsaikhan, klagt gegen seinen Nachfolger Gonchigdorj.
Existiert unter diesen Umständen eigentlich noch die Große Regierungskoalition?

Vierte Gruppe mongolischer Soldaten in den Irak abkommandiert
Am 17. Februar reisten 130 Angehörige der bewaffneten Streitkräfte der Mongolei zu ihrem Friedenseinsatz in den Irak ab. Es ist die vierte Gruppe mongolischer Militärangehöriger, die sich im Irak an friedenssichernden Maßnahmen und am Wiederaufbau beteiligt.
Die dritte Gruppe kehrte nach sechsmonatigem Dienst im Irak vor kurzem in die Heimatkasernen zurück.

AN–24 außer Dienst gestellt
Das erste Flugzeug vom Typ AN -24 nahm die nationale mongolische Luftfahrtgesellschaft „MIAT" 1964 in Dienst. 40 Jahre wurden die Maschinen geflogen. Jetzt begannen Verhandlungen zwischen der „MIAT" und dem ukrainischen Flugzeughersteller, Nachfolgetypen der AN-24, die AN-38-100 und die AN 140-100 zu übernehmen.
Am 15. Februar warb eine Abordnung des Herstellerwerkes in Charkow für ihre Maschinen bei den Mitgliedern des Ständigen Ausschusses für Infrastruktur, im Ministerium für Wege, Verkehr und Tourismus und bei verantwortlichen Mitarbeitern der Fluggesellschaften.

Fluss-Spat-Export in die USA
Im Jahre 2004 exportierte das mongolisch-russische Gemeinschaftsunternehmen „Mongolrostsvetmet" insgesamt 148 200 Tonnen Fluss-Spat. Dabei gingen die Exporte zum ersten Mal auch in Länder wie die USA und Indien. Bisher gehörten zu den Hauptabnehmern Korea und Länder der Europäischen Union.
Ein Zweigunternehmen von Mongolrostsvetmet förderte im gleichen Zeitraum 1 486 kg Gold.


V.l. Botschafter Vorwerk, Unipräsident Gantsogt, Oyunsuren, Prof. Walther

DAAD-Spende für Mongolische Staatsuniversität
Botschafter Dr. Michael Vorwerk und Prof. Michael Walther überreichten am 16. Februar in der Mongolischen Staatsuniversität ein Mikroskop mit eingebauter Digitalkamera und „Lehrerblick". Universitätspräsident Prof. Gantsogt bedankte sich nicht nur beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für das wertvolle Gerät, mit dem die Pollenanalyse und die Diatomenforschung gefördert werden soll. Insgesamt hätten die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der DAAD und die Humboldtstiftung die höchste mongolische Bildungseinrichtung im vergangenen Jahr mit 100 000 Euro an Sachspenden unterstützt und damit einen großen Beitrag für Ausbildung und Forschung geleistet.
Im Anschluss an die feierliche Übergabe, hatten die Gäste, darunter der Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, P. Tsagaan und der GTZ-Büroleiter in Ulaanbaatar, Dr. Thomas Labahn, Gelegenheit, das gut ausgestattete Labor des Forschungszentrums für Mongolische Landschaften der Geographischen Fakultät zu besichtigen. Prof. Dr. Walther, dem Direktor des Forschungszentrums, gelang es, auch für den Laien verständlich, die seit 2001 von Studenten und Mitarbeitern der Fakultät erbrachten Leistungen bei der Klima- und Umweltforschung zu erläutern. Besonders wertvoll hätte sich dabei die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Geographen, Biologen und Chemikern erwiesen.

Mongolei-Ausstellung in der Bundeskunsthalle
Am 15. Juni 2005 wird in der Bundeskunsthalle in Bonn die Ausstellung „Chinggis-Khaan und seine Erben. Das Weltreich der Mongolen" eröffnet.
Vom 16. Juni bis zum 25. September haben interessierte Besucher Gelegenheit, die Ausstellung, u.a. mit Fundstücken der mongolisch-deutschen archäologischen Expedition in Karakorum, in Bonn zu bewundern, ehe sie danach in München zu sehen sein wird.

Rettung für den Mazaalai
Das Biologische Institut der Akademie der Wissenschaften hat gemeinsam mit der Nationalen Kommission zum Schutz seltener Tiere der Mongolei ein Programm aufgelegt, um den seltenen Gobibären (Mongol.: mazaalai) vor dem Aussterben zu bewahren.
Nach entsprechenden Untersuchungen leben noch 20 Exemplare in den Gobilandschaften südlich des Altai, auf einer Fläche von etwa 16 000 Quadratkilometern.
Wichtig sei zunächst, die Futterbasis der Tiere zu stabilisieren. Klimaschwankungen, Wetterunbilden und der Einfluss menschlicher Tätigkeit hätten die Lebensbedingungen des Bären nachhaltig geschädigt.


Mongolische Gesichter

„Miss Mongolia 2004"
Die 18-jährige Amaryn Sarnai wurde zur „Miss Mongolia 2004" gewählt.
Die junge Frau studiert im ersten Semester an der Hochschule für Kulturwissenschaften und möchte „Umweltschützerin" werden. Bereits im Kindergartenalter begann sie Englisch zu lernen, seit ein paar Monaten lernt sie Japanisch. In ihrer Freizeit tanzt sie gern und besucht historisch und kulturell interessante Plätze in ihrem Heimatland.

Usukhbayar - Sieger im Neujahrsringen
Landesmeister (Ulsyn Avarga) G. Usukhbayar gewann die Ringwettkämpfe anlässlich des Mondneujahrsfestes 2005.
Insgesamt beteiligten sich 256 Kämpfer, darunter vier Landesmeister.
Usukhbayar stammt aus dem Battsengel-Sum im Arkhangai-Aimag und wird von der „Bridge-Group" gesponsert. Zweiter wurde Landesgaruda D. Sumyabazar aus dem Khujirt- Sum im Uvurkhangai-Aimag. Er wird unterstützt von „Erel".


   

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