Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 3. bis 7. Februar 2005

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Mongolische Gesichter

Sar shinedee saikhan shineleerei
Am 09. Februar beginnt in der Mongolei wie in anderen asiatischen Ländern das „Jahr des Huhns": Element: Holz, Farbe: Blau; weich, hell.
Die Feierlichkeiten für das Mondneujahrsfest (Mongolisch: „Tsagaan Sar") beginnen jedoch schon am Vortag, genannt „Bituu" – zu vergleichen etwa mit Silvester.
Der Ansturm auf die Geschäfte, besonders für Lebensmittel, übertrifft noch den Einkaufstrubel im Dezember. Seit Wochen lagern die in Heimarbeit zubereiteten „Buuze" (mit Fleisch gefüllte Teigtäschchen) auf dem Balkon oder an sonst einem kalten Ort – manche Familien benötigen bis zu 3 000 Stück.
Hinzu kommen spezielles Neujahrsgebäck, Fleisch, am liebsten „Uuz" (Hammelrücken) oder „Uvjuu" (Rinderbrust), jede Menge Süßigkeiten und Getränke.
Doch nicht alle mongolischen Familien sind in der Lage, Tsagaan Sar so üppig zu feiern.
Gerechnet auf die 596 700 Haushalte in der Mongolei werden durchschnittlich zwar 200 000 bis 300 000 Tugrug für das Neujahrsfest ausgegeben (Essen, Trinken, Kleidung, Geschenke).
215 400 der Haushalte sind arm – sie können sich kaum mehr als das tägliche Brot leisten.
Aber vielleicht helfen ihnen ja die Gebete in den Klöstern: Überall wird für eine erfolgreiche Jungviehaufzucht, reiche Ernte, günstige Witterungsbedingungen und Wohlergehen für alle Mongolen gebetet.
Am 04. Februar empfing Präsident Bagabandi die Oberlamas von 20 Klöstern aus Ulaanbaatar und Umgebung. Der Präsident ging in seiner Ansprache auf das gedeihliche Zusammenwirken von Staat und lamaistischer Kirche ein und betonte die hohe Wertschätzung des Staates für die Arbeit der Angehörigen des Klerus’.
Nach dem Naadamringen sind die Tsagaan-Sar-Ringwettkämpfe die wichtigsten im Sportkalender der Mongolei.
256 Teilnehmer werden am 07. und 08. Februar im 2 500 Plätze fassenden Ringerpalast um den Sieg kämpfen. Eine Eintrittskarte am 07. kostet 3 000, am 08. Februar (Bituu) 5 000 Tugrug.

Staatsbesuch in Vietnam und Laos
Präsident N. Bagabandi weilte vom 19. – 25. Januar zu offiziellen Staatsbesuchen in Vietnam und Laos.
Bagabandi, zu dessen Begleitung der Minister für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, D. Terbishdagva, sowie der Vorstandsvorsitzende der Golomt-Bank, L. Boldkhuyag, gehörten, traf u. a. zu Gesprächen mit seinen beiden Amtskollegen, Tran Duc Luong und Kamtay Siphandone zusammen. In Laos warb Bagabandi um Unterstützung für den Wunsch der Mongolei, nicht ständiges Mitglied des UN- Sicherheitsrates 2009/10 zu werden.

Präsidentschaftswahlen
Die erste Stufe der Wahl des mongolischen Staatspräsidenten beginnt am 23. März, für den endgültigen Wahlgang wurde der 22. Mai 2005 festgelegt.
Gleichzeitig mit der Verkündung des Wahltermins bestätigte der Große Staatskhural die Kostenplanung der Zentralen Wahlkommission.
R. Gonchigdorj (DP) bekräftigte auf einer Pressekonferenz, nicht für die Präsidentschaftswahlen kandidieren zu wollen.
Der Vorsitzende der Zentralen Wahlkommission, Yadamsuren, erklärte, alle fünf im Parlament vertretenen Parteien hätten das Recht, einen Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten zu ernennen.
Sollte N. Enkhbayar von der MRVP nominiert werden, hätte er gute Chancen, nächster Präsident der Mongolei zu werden.

Ministerentlassung
Auf einer außerordentlichen Sitzung am 28. Januar beschlossen die Kabinettsmitglieder, die Rücktrittsgesuche der Minister für Verteidigung, B. Erdenebat, und für Dienstaufsicht, I. Erdenebaatar, anzunehmen.

Fraktionswechsel
23 Mitglieder der Mutterland-Demokratiekoalition (Partner der MRVP in der Großen Regierungskoalition) und zwei unabhängige Parlamentsabgeordnete haben sich der MRVP-Fraktion im Großen Staatskhural angeschlossen.
Betroffen sind alle drei Parteien der Demokratiekoalition. Prominenteste Überläufer sind R. Gonchigdorj, seit Dezember Vorsitzender der DP und S. Oyun, Vorsitzende der Bürgermut-Demokratischen Partei.
Die Rumpffraktion der Demokraten hat beim Obersten Gericht Klage eingereicht. Es sei gesetzeswidrig, dass eine Fraktion Mitglieder einer anderen Fraktion aufnähme.
In einer Pressekonferenz deutete Gonchigdorj an, sechs bis zehn der „Übergetretenen" hätten einen Eintritt in die MRVP nicht ausgeschlossen.
Die Fraktion der MRVP im Großen Staatskhural, die jetzt über 61 Sitze verfügt, hat weder ihr Programm noch ihr Statut geändert. Die neuen Fraktionsmitglieder haben die Dokumente anerkannt.

10,6 % Wachstum
Nach vorläufigen Angaben wuchs die mongolische Wirtschaft im Jahr 2004 um 10,6 Prozent.
Zu verdanken sei das vor allem den gestiegenen Exporterlösen bei Bergbauprodukten. In Zukunft komme es darauf an, diese Wachstumsraten zu stabilisieren und neue exportfähige Produkte, auch aus der Viehwirtschaft, auf dem Weltmarkt zu platzieren - so der Abgeordnete B. Batbayar zu den Ergebnissen des abgelaufenen Wirtschaftsjahres.
Der Abgeordnete G. Zandanshatar ergänzte, dass angesichts des inoffiziellen Wirtschaftssektors (in- und ausländische Experten schätzen ihn zwischen 16 und 30 %) das reale Wirtschaftswachstum noch höher hätte ausfallen können.

Neue Goldgrube in Betrieb genommen
Das mongolische Bergbauunternehmen „Mongol Gazar" GmbH hat in der Nähe des Mandal Ovoo-Sums im Umnugov’ (Südgobi)-Aimag eine neue Goldlagerstätte erschlossen und in Betrieb genommen. Betrieb und Erkundungsarbeit entsprechen internationalen Standards.
„Mongol Gazar" beschäftigt gegenwärtig 1 000 Arbeitskräfte.


In Khongor (Darkhan-Uul-Aimag)

Winterlager
Die Situation für Mensch und Tier in den Winterlagern in den Aimags Bayan-Ulgii, Dundgov’, Khentii, Zavkhan, Khovd und Umnugov’ gestaltet sich schwierig.
Starke Schneefälle, Minustemperaturen um die 40 Grad und eine nicht ausreichende Futterbevorratung sind die Ursachen.
Einige Viehhalter verließen sich auf ihr Glück, versäumten es Futter zu günstigen Preisen zu kaufen – sie erwarten kostenlose Bereitstellung durch den Staat oder Hilfsorganisationen.
Allein im Bayan-Ulgii-Aimag verendeten bisher 8 000 Tiere, im Südgobi-Aimag 1 700, in drei Bags des Yaruu-Sums im Zavkhan-Aimags starben 400 Schafe und Ziegen.
Die zuständigen Behörden appellieren an die Aimag- und Sumverwaltungen sowie an die Viehhalter, ihre Aufmerksamkeit auf die bevorstehenden Geburten der Jungtiere zu richten und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Verluste bei Geburt und Aufzucht so gering wie möglich zu halten.

„Hervorragender Viehhalter" geehrt
D. Dashdondog aus dem Bayanjargal-Sum im Zentralaimag wurde anlässlich des bevorstehenden Mondneujahrsfestes, das den ersten Frühlingsmonat einleitet, zum „Hervorragenden Viehhalter" ernannt.
Die Ehrung nahmen der Fraktionsvorsitzende der MRVP im Großen Staatskhural, D. Idevkhten, und der Abgeordnete D. Dondog vor. Der Winterweideplatz der Familie befindet sich etwa 80 km vom Sumzentrum entfernt an der Grenze zwischen den Aimags Khentii, Gov’sumber und Tuv’ (Zentral).
Im Haushalt der „Dashdondogs" werden 1 000 Tiere geweidet. Insgesamt gehören zum Bayanjargal-Sum 417 Haushalte mit 1 571 Personen und 83 000 Herdentiere. Das sind 15 000 mehr als im Jahre 2001.
Nach den Zudjahren zwischen 1999 und 2001 sind mehrere Familien nach Ulaanbaatar oder Baganuur gezogen. Einigen, die all ihr Vieh verloren haben, konnte Dashdondog Arbeit und damit eine Existenzmöglichkeit im Heimataimag geben.

3 000 Tugrug Kindergeld
Bis zum Abend des 04. Februar waren 67 % der 560 000 Kinder, für die aufgrund eines Regierungsbeschlusses monatlich 3 000 Tugrug Kindergeld gezahlt werden, registriert.
Die Auszahlung erfolgt über die entsprechenden Sozialkassen in der Hauptstadt oder über die Filialen der Landwirtschafts- bzw. Postbank in den Aimags und Sums.


   

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