Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 17. bis 23. März 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Botschafter K. Ebermann

Mongolei steht an der Seite der USA
Unmittelbar nach dem Beginn der Militäroffensive amerikanischer und britischer Truppen gegen den Irak, informierte Außenminister L. Erdenechuluun die Öffentlichkeit über die Haltung der mongolischen Regierung und Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit im Land.
Die Mongolei unterstütze die Ziele der US-Regierung im Kampf gegen die Saddam-Diktatur im Irak, die sich beharrlich geweigert habe, die UNO-Resolutionen zu befolgen und stehe an der Seite der USA-Verbündeten.
Zum Schutz der Grenzen und der Erdölförderungsanlagen seien zusätzliche Kräfte eingesetzt worden.
Präsident, Parlamentsvorsitzender und Ministerpräsident hätten alle Dienstreisen im Inland und ins Ausland verschoben.
Nach Erkenntnissen des Außenministeriums lebten keine mongolischen Staatsbürger im Irak. Von Reisen in die Länder des Nahen und Mittleren Ostens sollte abgesehen werden.
„Eagle TV", der mongolische Ableger von „CNN", berichtet rund um die Uhr über den Irakkkrieg. Zwischen den Korrespondentenberichten, werden Diskussionsrunden mit mongolischen Politikern, Analysen von Politologen und Zuschauermeinungen übertragen bzw. eingeblendet. 51 Prozent der Bevölkerung lehnen den Krieg ab. (Am 22.03. waren es noch 52 Prozent): „Der Krieg dient nur den USA". „Ich bin gegen den amerikanischen Aggressionskrieg im Irak", so oder ähnlich äußern sich die Kriegskritiker.

Beziehungen EU-Mongolei
Seit Mai 1991 wird die Europäische Union (EU) in der Mongolei durch ihre diplomatische Vertretung in Peking repräsentiert. Der non-resident Status der Mission wird kompensiert durch regelmäßige Delegationsreisen in die Mongolei und die enge Zusammenarbeit mit den Botschaften der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie mit Regierungs- und Nichtregierungsstellen in der Mongolei.
Vom 19. bis zum 21. März besuchte Dr. Klaus Ebermann, Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der EU-Kommission in Peking, die Mongolei.
In Gesprächen mit Unternehmern aus mehreren europäischen Staaten informierte er sich über Hindernisse unternehmerischer Tätigkeit, über Fortschritte bei den Rechtsreformen, vor allem des Wirtschaftsrechts und bei der Demokratisierung.
Die Unternehmer berichteten über positive und negative Erfahrungen mit den wirtschaftsleitenden Behörden, mit Zoll- und Steuerämtern, mit Korruption und Misswirtschaft, deren Bekämpfung erklärtes Ziel der Regierungspolitik sei.
Während des Treffens von Botschafter Ebermann mit Ministerpräsident Enkhbayar erhielt dieser die Nachricht über den Beginn des Irakkrieges.
Diese Nachricht und die Fragen nach der Haltung der europäischen Staaten zu diesem Krieg, dominierten die Pressekonferenz, die der EU-Vertreter zum Abschluss seines Mongoleiaufenthaltes am 20.03. im Außenministerium gab.
Die uneinheitliche Haltung der Mitgliedsländer der europäischen Union zur amerikanischen Irakpolitik und zum Nahostkonflikt kamen genauso zur Sprache wie die Ablehnung des Krieges durch die Regierungen Frankreichs und der Bundesrepublik Deutschland.
Trotzdem blieb noch Zeit, die Schwerpunkte der Zusammenarbeit zwischen EU und Mongolei zu nennen: Finanzielle und technische Hilfe bei der Bewältigung der politischen, sozialen und ökonomischen Umgestaltungen unter Einbeziehung der örtlichen Ressourcen, Beratung kleiner und mittlerer Unternehmen, Armutsbekämpfung, Verbesserung der Infrastruktur.
Wichtigstes Instrument für die Umsetzung der Projekte ist das Tacis (Technical Assistance to the Commonwealth of Independent States) - Programm.
Im Dezember 1997 unterzeichneten beide Seiten einen Vertrag über die Liberalisierung des Textilhandels. Seit Oktober 2000 gehört die Mongolei zu den Mitgliedsländern der „Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung" (EBRD).
Dr. Ebermann nutzte seinen Besuch in der Mongolei, die Website der Europäischen Union mit detaillierten Informationen über die mongolisch-europäische Zusammenarbeit vorzustellen: www.delmng.cec.eu.int sowie auf den „Europa-Tag" am 05. Mai und auf die fünfte Konferenz der „neuen Demokratien" vom 18.-20. Juni dieses Jahres in Ulaanbaatar hinzuweisen.

„Tag der Armee"
Am 18. März feierten die Mongolen den 82. Gründungstag ihrer Armee.
Aus diesem Anlass wird im Kulturhaus der Streitkräfte eine Ausstellung mit seltenen Fotos aus der Militärgeschichte, aber auch technisches Gerät und Uniformen aus verschiedenen Etappen der Geschichte der modernen mongolischen Armee gezeigt.
Die Ausstellung dauert noch bis zum 28. März.
Am Morgen des 17.03. legten Präsident N. Bagabandi und Mitglieder der Regierung, darunter der Verteidigungsminister, J. Gurragchaa, Kränze am Denkmal des ersten Oberkommandierenden der mongolischen Streitkräfte, D. Sukhbaatar (1893-1923), nieder.

Nationalrat der DP gewählt
Am 17.03. informierte D. Enkhsaikhan, Exministerpräsident und Vorsitzender der Demokratischen Partei (DP), über die Ergebnisse der Wahlen zum Nationalrat, dem höchsten Gremium der Partei.
Für die 36 Plätze waren 70 Kandidaten nominiert. Prominente Parteimitglieder wie der ehemalige Verteidigungsminister, Sh. Tuvdendorj, die ehemaligen Abgeordneten, B. Batbayar, S. Bilegsaikhan oder D. Enkhtaivan scheiterten.
Die Wahlen finden jährlich statt und jeder Bewerber muss eine Million Tugrug an die Parteikasse zahlen, die die jeweils Nichtgewählten allerdings zurück erstattet bekommen.
Weiter informierte Enkhsaikhan darüber, dass es der Vorsitzende des Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, erneut abgelehnt hat, der DP ein Rederecht auf der Eröffnungsveranstaltung der Frühjahrssitzungen des Parlaments einzuräumen. Rederecht hätten laut Gesetz nur Fraktionen und die müssten mindestens acht Mitglieder haben. (Die Opposition verfügt über vier Sitze, davon zwei für die DP. R.B.)
Enkhsaikhan bedauerte die Entscheidung und kündigte an, die „Minderheit" werde Reden vorbereiten und sie über die Presse verbreiten lassen bzw. andere Möglichkeiten finden, die Öffentlichkeit zu erreichen.

Mongolischer Verteidigungsminister zu Gast in Belgien
J. Gurragchaa, der Minister für Verteidigung, ist am 18.03. auf Einladung seines belgischen Amtskollegen, A. Flao, nach Brüssel gereist.
Besprochen wurde unter anderem die Einbeziehung mongolischer Soldaten in die UN-Friedensmission auf dem Balkan. Dafür werden bis Ende 2004 30 mongolische Soldaten und Offiziere vorbereitet. Außerdem wird an der Universität der Mongolischen Streitkräfte die Fremdsprachenausbildung intensiviert und z.B. ein französisches Sprachlabor eingerichtet.
Am 19.03. nahm Gurragchaa als Ehrengast an der wissenschaftlichen Konferenz: „Der Weltraum und die europäische Sicherheit" teil.

Weiterbildung für Journalisten
Fast 60 Prozent der in den Medien tätigen Mitarbeiter verfügen angeblich über keine fundierte Journalistenausbildung.
Aus diesem Grunde bietet das „Institut für Druckereiwesen" einen 45-tägigen Weiterbildungskurs an. Die Gebühr pro Teilnehmer beträgt 148 000 Tugrug. Der erste Kurs gilt nur für Zeitungsjournalisten.
In Zukunft sollen ähnliche Veranstaltungen auch für Hörfunk- und Fernsehjournalisten angeboten werden.

„Für die Wiederherstellung der Rechte und Pflichten der Männer"
Generalmajor Ya. Purevdorj, Prodekan der Grenztruppenhochschule, wurde am 17. März zum Vorsitzenden des neu gegründeten „Mongolischen Männerverbandes" gewählt.
Die Männer (49,5 Prozent der Bevölkerung) verlören in der mongolischen Gesellschaft, vor allem in der Familie zunehmend an Bedeutung. Ihr Bildungsniveau sei heute schon niedriger als das der Frauen.
Im Bildungs- und Gesundheitswesen, im Handel und im Dienstleistungsbereich ginge die Zahl der männlichen Beschäftigten kontinuierlich zurück.
93 Prozent der Häftlinge seien Männer, mongolische Frauen würden im Durchschnitt 66, Männer 60 Jahre alt.
Der Khamba-Lama (Abt) des Dashchoilin-Klosters erbot sich, sich für die Beziehungen zum Ausland zu engagieren.
In den Führungsrat des Männerverbandes wurden 18 Mitglieder gewählt.
Betätigungsfelder des neuen Verbandes sind Forschung und Bildung, Gesundheit, internationale Beziehungen, Information und Kommunikation sowie Finanzwirtschaft.
Nur nebenbei: Von den 23 Gründungsmitgliedern waren neun Frauen.

Mehr Personal für Konsularabteilungen
Auf einer Pressekonferenz informierte der Leiter der Konsularabteilung im Außenministerium, N. Nyamjav, darüber, dass ab diesem Jahr in den Konsulaten der mongolischen Botschaften in Seoul, Peking, Alma-Ata, Washington und Berlin die Anzahl der Mitarbeiter erhöht wurde, um Verzögerungen bei der Visaausgabe im Tourismusjahr zu vermeiden. Die Richtlinien für die Vergabe von Touristenvisa würden zusätzlich in englischer und anderen Sprachen veröffentlicht.

„Shildeg Togooch"
Die IHK, das Tourismusbüro, der Verband der Mongolischen Köche und das Institut für Öffentliche Gesundheit haben anlässlich des Tourismusjahres „Willkommen in der Mongolei" einen Kochwettbewerb initiiert. Prämiert werden die besten, nach traditioneller mongolischer Art zubereiteten Fleischgerichte (Khorkhog, Boodog, Shorlog etc.) und Milchspeisen sowie Dekoration, Präsentation und Sauberkeit. (Nationaltracht, Handhabung der Küchengeräte...).
Am 08.04. werden die Ergebnisse des Wettbewerbs auf der Tourismusmesse in Ulaanbaatar vorgestellt.

Starke Schneefälle im Osten und in den mittleren Aimags
Starke Schneefälle und –stürme vom 10.-12. und vom 13.-18. März in den östlichen und mittleren Aimags erschweren die Frühjahrsweidung. Wege und Pässe sind nicht mehr passierbar.
Die Minister für Wirtschaft und Finanzen, Ch. Ulaan sowie für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, D. Nasanjargal, haben zusätzliche Mittel für Transportleistungen und Futtermittel zugesagt.


v.l. B. Zorig, D. Tagan, N. Ganbat

Jazzbibliothek in Ulaanbaatar
Am 21.03. wurde am Forschungs- und Informationszentrum für Kunstmanagement der Hochschule für Kunst und Kultur in Ulaanbaatar eine Audiobibliothek für Jazzmusik eröffnet.
Unterstützt wird das Projekt von der Soros Foundation und dem Kunstrat der Mongolei. Über 90 CDs mit Musik von Louis Armstrong bis Frank Sinatra, von John Coltrane bis Dizzy Gillespie und einige Bücher zur Geschichte des Jazz bilden den Grundstock der Bibliothek.
B. Bayaraa, Leiterin der Abteilung Fremdsprachen und P. Frattola Gebhardt, Lektorin für italienische Sprache und Kunstgeschichte an der Kunsthochschule, betreuen die Bibliothek, halten den Kontakt zur Öffentlichkeit, den Künstlern und zu den Kunstmanagern, organisieren Konzerte und Ausstellungen..
Die Eröffnungsparty in den Räumen der Fremdsprachenabteilung wurde von Studenten und Mitarbeitern mit großem Engagement vorbereitet. Die Wände waren üppig mit farbigen Stoffbahnen geschmückt, ein Piano unter großen Mühen aus dem Theatersaal in der ersten Etage in die dritte transportiert worden. Natürlich war auch für passende musikalische Unterhaltung gesorgt: Fünf Musiker spielten mit sicht- und hörbarer Freude Stücke wie „It‘s only a Paper Moon", „Misty", „Hallo, Dolly".... Sogar die Gäste, vor allem Studenten der Hochschule, die kurz zuvor noch angedeutet hatten, Jazz gehörte nicht unbedingt zu ihrer Lieblingsmusik, wippten, hingerissen vom Takt der Musik, nicht nur mit den Füßen und klatschten begeistert Beifall.
Jazzhören und –interpretieren hat in der Mongolei keine lange Tradition.
Der Pianospieler N. Ganbat hat am Konservatorium in Jerewan studiert und ist dort mit einer jazzbegeisterten Gemeinde in Kontakt gekommen. Lange Zeit leitete er die in der Mongolei beliebte Band „Black and White", jetzt will er sich nur noch den mannigfaltigen Spielarten des Jazz widmen.
B. Zorig spielt u.a. Gitarre und gehört zum Ensemble des Staatlichen Philharmonischen Orchesters. Sein Interesse am Jazz wurde bereits in der Kindheit in Russland geweckt. Ihre ersten Jazzplatten besorgten er und seine Freunde sich aus der damaligen DDR.
J. Zolboo verdient sich sein Geld als Barmusiker und tritt in wechselnden Formationen bei diversen Veranstaltungen in Ulaanbaatar auf. Er ist Schlagzeuger. Der Komponist und Pianist
Purevdorj weckte in ihm die Liebe zu Dixieland, Swing und Twobeat.
T. Jandals Instrument ist der Kontrabass, im Hauptberuf arbeitet er als Dozent für Musiktheorie an der Hochschule für Kunst und Kultur.
D. S. Tagan ist Ukrainer, seit fast drei Jahren lebt und arbeitet er in der Mongolei. Das Musikstudium hat er am Konservatorium in Donezk absolviert, wie Zorig gehört er zum Ensemble der Staatlichen Philharmonie. Dima, wie er von allen genannt wird, spielt Tenor- und Sopransaxophon.
Die Jazzbibliothek ist Montag, Mittwoch und Freitag jeweils von 10.00 bis 13.00 und von 15.00 bis 17.30 Uhr geöffnet.

Mutter von drei Kindern ermordet
Nach einem anonymen Anruf entdeckten Polizisten in einer Wohnhöhle im Bayanzurkhdistrikt die Leiche einer Frau. Die Mutter von drei Kindern und Ehefrau eines Arztes war vergewaltigt und erschlagen worden.
25 Personen wurden verhört, die vier, die in der Höhle hausten, festgenommen.


   

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