Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar
Hu Jintao, N. Bagabandi
„Wie Berge und Wasser" – Hu Jintao in der Mongolei
China und die Mongolei seien durch eine
lange, gemeinsame Geschichte wie Wasser und Berge miteinander verbunden, sagte
der hohe Gast bei seiner Ankunft auf dem internationalen Flughafen „Buyant-Ukhaa"
in Ulaanbaatar
Am 04. und 05. Juni weilte der chinesische Staats- und Parteichef, Hu Jintao
(60), auf Einladung von Präsident Natsagiin Bagabandi, zu einem offiziellen
Staatsbesuch in der Mongolei.
Außer mit Bagabandi traf sich Jintao mit dem Vorsitzenden des Großen
Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, und mit Ministerpräsident, N. Enkhbayar, zu
Gesprächen. Am 05. Juni hielt er eine Rede vor den Parlamentsabgeordneten.
Einen Tag zuvor hatten die Minister für Wirtschaft und Finanzen bzw. Handel, Ch.
Ulaan und Lui Fuyuan, ein Abkommen über wirtschaftliche und technische
Zusammenarbeit unterzeichnet. Dafür stellt die chinesische Seite finanzielle
Hilfe in Höhe von 50 Millionen Yüan zur Verfügung, hinzu kommen 300 Millionen
US-Dollar an zinsgünstigen Krediten. Ein Teil davon ist vorgesehen für
Straßenausbesserungsarbeiten zwischen Zamyn-Uud und Ereen. Außerdem
unterzeichneten Infrastrukturminister B. Jigjid und Außenminister Li Jaoshi ein
Abkommen über die Erhöhung der Zugfolge zwischen Ulaanbaatar und Peking.
Zur Sprache kam auch die wirtschaftliche und politische Situation in der Region
Nordostasien. Hu Jintao versicherte, dass ein friedliches Zusammenleben durch
für alle Seiten nützliche wirtschaftliche Kontakte gefördert würde.
Zum Abschluss des Besuches wurde eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in
der die weitere Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen der
Mongolei und China sowie die Vertiefung der Zusammenarbeit auf allen Gebieten
betont wurden.
Die Mongolei war die letzte Station der ersten Auslandsreise Hu Jintaos als
Staatsoberhaupt. Zuvor hat er in Sankt-Petersburg an den Feierlichkeiten zum
300. Gründungsjubiläum der Stadt teilgenommen, reiste von hier weiter nach Evian
(Frankreich) zum G-8-Gipfel und schließlich nach Astana, in die Hauptstadt
Kasachstans.
In der Mongolei wurde dem Besuch des Chinesen große Bedeutung beigemessen.
Die Volksrepublik China ist der größte ausländische Direktinvestor, 874
chinesische Unternehmen, die meisten im Bergbau, in der Textilindustrie, im
Bauwesen und in der Leichtindustrie, haben sich hier angesiedelt. Mittlerweile
gehört China neben Russland zu den bedeutendsten Handelspartnern der Mongolei:
Das Gesamthandelsvolumen beider Länder erreichte im Jahr 2002 341,7 Millionen
US-Dollar.
Ulaanbaatar ist mit Peking und Khukh-Khot, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes
Innere Mongolei, durch eine direkte Eisenbahn- und Fluglinie verbunden. Das
Passagieraufkommen steigt seit Beginn der 90-er Jahre kontinuierlich an, seit
1992 verkehren zwischen den beiden Grenzorten Zamyn-Uud und Ereen regelmäßig
Autobusse.
So entspannt waren die mongolisch-chinesischen Beziehungen nicht immer.
Bis zum dreizehnten Jahrhundert bedrohten die „nördlichen Barbaren" immer wieder
die chinesischen Kaiserreiche, im 14. Jahrhundert geriet ganz China unter
mongolische Herrschaft, vom 17. bis zum 20. Jahrhundert war die Mongolei Teil
des mandschurisch-chinesischen Kaiserreiches, um schließlich im Jahre 1911, im
Sog des Untergangs des Mandschuimperiums, ihre Unabhängigkeit von China zu
proklamieren.
Die Mongolei lehnte sich von nun ab mehr an Russland an und wurde Teil der
weltanschaulichen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts.
Bis zum Beginn der 90-er Jahre waren Grenzstreitigkeiten mit China an der
Tagesordnung. Die Volksrepublik wollte sich lange Zeit nicht mit der
völkerrechtlichen Unabhängigkeit ihres nördlichen Nachbarn abfinden. Sie
reklamierte nicht nur Chinggis-Khaan für sich, sondern erhob immer wieder
territoriale Ansprüche.
Im Vertrag von 1994 ist der Grenzverlauf geregelt, beide Seiten beteuerten ihre
Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des jeweils anderen. Bereits
1992 wurde das mongolische Generalkonsulat in Khukh-Khot, das in den 60-er
Jahren geschlossen wurde, wiedereröffnet und 1996 erhielt es eine Zweigstelle in
Ereen.
Enttäuschend für die Mongolei ist allerdings die Tatsache, dass eine geplante
Erdölpipeline von Sibirien aus nun doch nicht über mongolisches Territorium,
sondern haarscharf an der mongolischen Ostgrenze vorbei, nach China führen wird.
Der Staatsbesuch des höchsten Repräsentanten Chinas in der Mongolei in Zeiten
von SARS und nach dem Irakkrieg – bei dem die Mongolei, im Unterschied zu ihren
beiden großen Nachbarstaaten, an der Seite der Amerikaner stand – dient in jedem
Fall dazu, die guten wirtschaftlichen und politischen Beziehungen der letzten
zehn Jahre weiter auszubauen.
Daran werden auch Vorfälle, wie zunehmende Viehdiebstähle in den Grenzregionen
oder Verletzungen der mongolischen Arbeitsgesetze durch chinesische Unternehmer
so schnell nichts ändern können.
Die Mongolei ist auf gute nachbarschaftliche Beziehungen zu China, dem „Tiger"
im Süden, und zu Russland, dem „Bären" im Norden, angewiesen. Genauso wie China
und Russland an der Erschließung und Ausbeutung mongolischer Bodenschätze und an
den Produkten der Viehwirtschaft interessiert sind.
Bodenprivatisierung
Veränderter Status der Agentur „Bodenbeziehungen,
Geodäsie und Kartografie"
Die Mitglieder des Ständigen
Parlamentsausschusses „Regierungsorganisationen" unterstützen den Vorschlag, den
Status der Regierungsagentur „Bodenbeziehungen, Geodäsie und Kartografie"
(Katasteramt) zu verändern. Einige Kompetenzen im Zusammenhang mit der
Bodenprivatisierung und –reform sollen vom Ministerium für Natur und Umwelt der
Agentur übertragen werden.
Sie soll demnach von einer „ausführenden" in eine „regulierende" Behörde
umgewandelt werden. Das bedeutet, sie könnte in Zukunft Richtlinien und
Verordnungen erlassen, Kontrollen ansetzen, Lizenzen vergeben und Genehmigungen
erteilen.
Ts. Nyamdorj klagt vor Gericht
Der Minister für Justiz und innere
Angelegenheiten, Ts. Nyamdorj, hat sich offiziell an Generalstaatsanwalt M.
Altankhuyag mit der Bitte gewandt, die gegen ihn gerichtete falsche
Anschuldigung, die Mongolei an eine fremde Macht verraten zu haben, zu ahnden.
In diesem Zusammenhang nennt er die Namen des Vorsitzenden der Demokratischen
Partei, M. Enkhsaikhan, des stellvertretenden Parteivorsitzenden und
Abgeordneten, L. Gundalai, und von General J. Baatar, ehemaliger Chef des
Nachrichtendienstes. Sie hätten ihn des nach Artikel 79 des Strafgesetzbuches
besonders schweren Verbrechens des Vaterlandsverrates bezichtigt.
Für diese Verleumdung und Beleidigung müssten sie zur Verantwortung gezogen
werden.
Maidar-Ehrung im Dashchoilin-Kloster
An jedem dritten Tag des ersten
Sommermonats (in diesem Jahr war das der 03.06.)
wird im Dashjoilin-Kloster die Statue des Buddhas der Zukunft, Maidar, in einer
feierlichen Zeremonie „gedreht". Mit Gebeten- und Beschwörungsformeln, wie sie
seit 1700 im Kloster zelebriert werden, bitten die Lamas um ausreichend
lebensspendenden Regen und reich gedeckte Tische.
Zu seiner Blütezeit gehörten zum Kloster 30 größere und kleinere Tempel, einer
beherbergte eine 80 Ellen hohe Maidar-Statue. In den 30-er Jahren, während der
stalinistischen Repressionen, wurden das Kloster und der Maidartempel zerstört.
Puppen zum Fest der Mädchen
Japanische Puppen – Form des Gebets und
Verkörperung der Liebe
Am 06. Juni eröffnete der japanische
Botschafter in der Mongolei, Toda Tazyo, im Museum für Darstellende Kunst in
Ulaanbaatar, eine Ausstellung japanischer Puppen.
Die Ausstellung ist Teil eines Programms der „Japan Foundation", japanische
Kunst und Kultur im Ausland bekannt zu machen.
Seit uralten Zeiten sind die Puppen ein ständiger Begleiter im Alltagsleben
jeder japanischen Familie.
Sie widerspiegeln die Sitten und Bräuche Japans sowie die Ambitionen seiner
Bewohner entsprechend den regionalen Besonderheiten und entsprechend den
Zeitläuften.
Außerdem, hob der Botschafter in seiner Eröffnungsansprache hervor, seien sie
ein Schaukasten japanischer Handwerkskunst, z.B. der Textilherstellung und –gestaltung
sowie der Entwicklung der Mode über die Jahrhunderte hinweg.
Besonders interessiert betrachteten die mongolischen Puppenmaler und –hersteller
die Exponate. Vielleicht kann man ja das eine oder andere abschauen? Auf alle
Fälle war der Vergleich mit den mongolischen Puppen, die anderen Funktionen
dienen, reizvoll.
Als Spielzeuge sind auch die japanischen Puppen nicht gedacht.
Besonders prächtige Exemplare werden zu bestimmten Festtagen – dem „Puppen"-
oder „Mädchenfest" am 03. März oder dem „Jungenfest" am 05. Mai - von den
Familien in kunstfertigen Anordnungen präsentiert. Sie symbolisieren Wünsche für
Glück, Stärke, Klugheit, Erfolg und Liebe.
Die Meister im Knöchelschnippen gesucht
Vom 05. bis zum 08. Juni werden im
Schießzentrum von Ulaanbaatar die Landesmeister im Knöchelschnippen" (shagai
kharvakh), einem der traditionellen „Knöchelspiele", ermittelt.
Der Wettbewerb findet zum 13. Mal statt, 40 Mannschaften aus Ulaanbaatar und den
Aimags kämpfen um die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen sowie um diverse Titel
in diesem sehr alten mongolischen Spiel.
Es spielen zwei Mannschaften zu je vier bis acht Personen gegeneinander, jede
Mannschaft hat acht „Steine" (khashaa). Die Entfernung vom Schützen bis zum Ziel
beträgt das Neunfache der Länge von der Fingerspitze bis zum Ellenbogen plus
Vierfinger-Handbreite, also etwa fünf Meter. Geschnippt wird mit Daumen und
Zeigefinger der rechten Hand.
Tödlicher Unfall am Kindertag
Acht Schüler der Zehnklassen-Schule Nr.1 in
Ulaanbaatar verunglückten mit ihrem Jeep am 01. Juni auf dem Weg ins
Kinderzentrum „Nairamdal". Einer der Jugendlichen starb noch am Unfallort, die
anderen wurden mit zum Teil schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Die 14 bis 16 Jahre alten Jugendlichen, darunter drei Mädchen, waren im Jeep
eines der Väter unterwegs. Der noch nicht volljährige Fahrer verlor bei
überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über das Fahrzeug.
Ähnliche Vorfälle, bei denen Jugendliche mit oder ohne Erlaubnis der Eltern
deren Fahrzeuge benutzen, häufen sich in letzter Zeit.
Am 27. Mai verursachte der 15-jährige O. einen schweren Verkehrsunfall. Er und
seine zwei Freunde wurden dabei schwer verletzt.
O. hatte seiner Mutter die Autoschlüssel entwendet.
Familiendrama
Im Verlaufe eines Familienstreits griff der
Leiter des Bag (kleinste administrative Einheit auf dem Land) Nr. 1 im
Gurvanzagal-Sum des Dornod-Aimags zur Waffe und erschoss seine Frau,
anschließend sich selbst.
Der Vorfall ereignete sich am 03. Juni. Die Hintergründe werden gegenwärtig noch
untersucht.
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Last Update: 04. Januar 2024