Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 2. bis 8. Juni 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Hu Jintao, N. Bagabandi

„Wie Berge und Wasser" – Hu Jintao in der Mongolei
China und die Mongolei seien durch eine lange, gemeinsame Geschichte wie Wasser und Berge miteinander verbunden, sagte der hohe Gast bei seiner Ankunft auf dem internationalen Flughafen „Buyant-Ukhaa" in Ulaanbaatar
Am 04. und 05. Juni weilte der chinesische Staats- und Parteichef, Hu Jintao (60), auf Einladung von Präsident Natsagiin Bagabandi, zu einem offiziellen Staatsbesuch in der Mongolei.
Außer mit Bagabandi traf sich Jintao mit dem Vorsitzenden des Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, und mit Ministerpräsident, N. Enkhbayar, zu Gesprächen. Am 05. Juni hielt er eine Rede vor den Parlamentsabgeordneten.
Einen Tag zuvor hatten die Minister für Wirtschaft und Finanzen bzw. Handel, Ch. Ulaan und Lui Fuyuan, ein Abkommen über wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit unterzeichnet. Dafür stellt die chinesische Seite finanzielle Hilfe in Höhe von 50 Millionen Yüan zur Verfügung, hinzu kommen 300 Millionen US-Dollar an zinsgünstigen Krediten. Ein Teil davon ist vorgesehen für Straßenausbesserungsarbeiten zwischen Zamyn-Uud und Ereen. Außerdem unterzeichneten Infrastrukturminister B. Jigjid und Außenminister Li Jaoshi ein Abkommen über die Erhöhung der Zugfolge zwischen Ulaanbaatar und Peking.
Zur Sprache kam auch die wirtschaftliche und politische Situation in der Region Nordostasien. Hu Jintao versicherte, dass ein friedliches Zusammenleben durch für alle Seiten nützliche wirtschaftliche Kontakte gefördert würde.
Zum Abschluss des Besuches wurde eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der die weitere Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Mongolei und China sowie die Vertiefung der Zusammenarbeit auf allen Gebieten betont wurden.
Die Mongolei war die letzte Station der ersten Auslandsreise Hu Jintaos als Staatsoberhaupt. Zuvor hat er in Sankt-Petersburg an den Feierlichkeiten zum 300. Gründungsjubiläum der Stadt teilgenommen, reiste von hier weiter nach Evian (Frankreich) zum G-8-Gipfel und schließlich nach Astana, in die Hauptstadt Kasachstans.
In der Mongolei wurde dem Besuch des Chinesen große Bedeutung beigemessen.
Die Volksrepublik China ist der größte ausländische Direktinvestor, 874 chinesische Unternehmen, die meisten im Bergbau, in der Textilindustrie, im Bauwesen und in der Leichtindustrie, haben sich hier angesiedelt. Mittlerweile gehört China neben Russland zu den bedeutendsten Handelspartnern der Mongolei: Das Gesamthandelsvolumen beider Länder erreichte im Jahr 2002 341,7 Millionen US-Dollar.
Ulaanbaatar ist mit Peking und Khukh-Khot, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes Innere Mongolei, durch eine direkte Eisenbahn- und Fluglinie verbunden. Das Passagieraufkommen steigt seit Beginn der 90-er Jahre kontinuierlich an, seit 1992 verkehren zwischen den beiden Grenzorten Zamyn-Uud und Ereen regelmäßig Autobusse.
So entspannt waren die mongolisch-chinesischen Beziehungen nicht immer.
Bis zum dreizehnten Jahrhundert bedrohten die „nördlichen Barbaren" immer wieder die chinesischen Kaiserreiche, im 14. Jahrhundert geriet ganz China unter mongolische Herrschaft, vom 17. bis zum 20. Jahrhundert war die Mongolei Teil des mandschurisch-chinesischen Kaiserreiches, um schließlich im Jahre 1911, im Sog des Untergangs des Mandschuimperiums, ihre Unabhängigkeit von China zu proklamieren.
Die Mongolei lehnte sich von nun ab mehr an Russland an und wurde Teil der weltanschaulichen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts.
Bis zum Beginn der 90-er Jahre waren Grenzstreitigkeiten mit China an der Tagesordnung. Die Volksrepublik wollte sich lange Zeit nicht mit der völkerrechtlichen Unabhängigkeit ihres nördlichen Nachbarn abfinden. Sie reklamierte nicht nur Chinggis-Khaan für sich, sondern erhob immer wieder territoriale Ansprüche.
Im Vertrag von 1994 ist der Grenzverlauf geregelt, beide Seiten beteuerten ihre Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des jeweils anderen. Bereits 1992 wurde das mongolische Generalkonsulat in Khukh-Khot, das in den 60-er Jahren geschlossen wurde, wiedereröffnet und 1996 erhielt es eine Zweigstelle in Ereen.
Enttäuschend für die Mongolei ist allerdings die Tatsache, dass eine geplante Erdölpipeline von Sibirien aus nun doch nicht über mongolisches Territorium, sondern haarscharf an der mongolischen Ostgrenze vorbei, nach China führen wird.
Der Staatsbesuch des höchsten Repräsentanten Chinas in der Mongolei in Zeiten von SARS und nach dem Irakkrieg – bei dem die Mongolei, im Unterschied zu ihren beiden großen Nachbarstaaten, an der Seite der Amerikaner stand – dient in jedem Fall dazu, die guten wirtschaftlichen und politischen Beziehungen der letzten zehn Jahre weiter auszubauen.
Daran werden auch Vorfälle, wie zunehmende Viehdiebstähle in den Grenzregionen oder Verletzungen der mongolischen Arbeitsgesetze durch chinesische Unternehmer so schnell nichts ändern können.
Die Mongolei ist auf gute nachbarschaftliche Beziehungen zu China, dem „Tiger" im Süden, und zu Russland, dem „Bären" im Norden, angewiesen. Genauso wie China und Russland an der Erschließung und Ausbeutung mongolischer Bodenschätze und an den Produkten der Viehwirtschaft interessiert sind.


Bodenprivatisierung

Veränderter Status der Agentur „Bodenbeziehungen, Geodäsie und Kartografie"
Die Mitglieder des Ständigen Parlamentsausschusses „Regierungsorganisationen" unterstützen den Vorschlag, den Status der Regierungsagentur „Bodenbeziehungen, Geodäsie und Kartografie" (Katasteramt) zu verändern. Einige Kompetenzen im Zusammenhang mit der Bodenprivatisierung und –reform sollen vom Ministerium für Natur und Umwelt der Agentur übertragen werden.
Sie soll demnach von einer „ausführenden" in eine „regulierende" Behörde umgewandelt werden. Das bedeutet, sie könnte in Zukunft Richtlinien und Verordnungen erlassen, Kontrollen ansetzen, Lizenzen vergeben und Genehmigungen erteilen.

Ts. Nyamdorj klagt vor Gericht
Der Minister für Justiz und innere Angelegenheiten, Ts. Nyamdorj, hat sich offiziell an Generalstaatsanwalt M. Altankhuyag mit der Bitte gewandt, die gegen ihn gerichtete falsche Anschuldigung, die Mongolei an eine fremde Macht verraten zu haben, zu ahnden.
In diesem Zusammenhang nennt er die Namen des Vorsitzenden der Demokratischen Partei, M. Enkhsaikhan, des stellvertretenden Parteivorsitzenden und Abgeordneten, L. Gundalai, und von General J. Baatar, ehemaliger Chef des Nachrichtendienstes. Sie hätten ihn des nach Artikel 79 des Strafgesetzbuches besonders schweren Verbrechens des Vaterlandsverrates bezichtigt.
Für diese Verleumdung und Beleidigung müssten sie zur Verantwortung gezogen werden.

Maidar-Ehrung im Dashchoilin-Kloster
An jedem dritten Tag des ersten Sommermonats (in diesem Jahr war das der 03.06.)
wird im Dashjoilin-Kloster die Statue des Buddhas der Zukunft, Maidar, in einer feierlichen Zeremonie „gedreht". Mit Gebeten- und Beschwörungsformeln, wie sie seit 1700 im Kloster zelebriert werden, bitten die Lamas um ausreichend lebensspendenden Regen und reich gedeckte Tische.
Zu seiner Blütezeit gehörten zum Kloster 30 größere und kleinere Tempel, einer beherbergte eine 80 Ellen hohe Maidar-Statue. In den 30-er Jahren, während der stalinistischen Repressionen, wurden das Kloster und der Maidartempel zerstört.


Puppen zum Fest der Mädchen

Japanische Puppen – Form des Gebets und Verkörperung der Liebe
Am 06. Juni eröffnete der japanische Botschafter in der Mongolei, Toda Tazyo, im Museum für Darstellende Kunst in Ulaanbaatar, eine Ausstellung japanischer Puppen.
Die Ausstellung ist Teil eines Programms der „Japan Foundation", japanische Kunst und Kultur im Ausland bekannt zu machen.
Seit uralten Zeiten sind die Puppen ein ständiger Begleiter im Alltagsleben jeder japanischen Familie.
Sie widerspiegeln die Sitten und Bräuche Japans sowie die Ambitionen seiner Bewohner entsprechend den regionalen Besonderheiten und entsprechend den Zeitläuften.
Außerdem, hob der Botschafter in seiner Eröffnungsansprache hervor, seien sie ein Schaukasten japanischer Handwerkskunst, z.B. der Textilherstellung und –gestaltung sowie der Entwicklung der Mode über die Jahrhunderte hinweg.
Besonders interessiert betrachteten die mongolischen Puppenmaler und –hersteller die Exponate. Vielleicht kann man ja das eine oder andere abschauen? Auf alle Fälle war der Vergleich mit den mongolischen Puppen, die anderen Funktionen dienen, reizvoll.
Als Spielzeuge sind auch die japanischen Puppen nicht gedacht.
Besonders prächtige Exemplare werden zu bestimmten Festtagen – dem „Puppen"- oder „Mädchenfest" am 03. März oder dem „Jungenfest" am 05. Mai - von den Familien in kunstfertigen Anordnungen präsentiert. Sie symbolisieren Wünsche für Glück, Stärke, Klugheit, Erfolg und Liebe.

Die Meister im Knöchelschnippen gesucht
Vom 05. bis zum 08. Juni werden im Schießzentrum von Ulaanbaatar die Landesmeister im Knöchelschnippen" (shagai kharvakh), einem der traditionellen „Knöchelspiele", ermittelt.
Der Wettbewerb findet zum 13. Mal statt, 40 Mannschaften aus Ulaanbaatar und den Aimags kämpfen um die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen sowie um diverse Titel in diesem sehr alten mongolischen Spiel.
Es spielen zwei Mannschaften zu je vier bis acht Personen gegeneinander, jede Mannschaft hat acht „Steine" (khashaa). Die Entfernung vom Schützen bis zum Ziel beträgt das Neunfache der Länge von der Fingerspitze bis zum Ellenbogen plus Vierfinger-Handbreite, also etwa fünf Meter. Geschnippt wird mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand.

Tödlicher Unfall am Kindertag
Acht Schüler der Zehnklassen-Schule Nr.1 in Ulaanbaatar verunglückten mit ihrem Jeep am 01. Juni auf dem Weg ins Kinderzentrum „Nairamdal". Einer der Jugendlichen starb noch am Unfallort, die anderen wurden mit zum Teil schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die 14 bis 16 Jahre alten Jugendlichen, darunter drei Mädchen, waren im Jeep eines der Väter unterwegs. Der noch nicht volljährige Fahrer verlor bei überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über das Fahrzeug.
Ähnliche Vorfälle, bei denen Jugendliche mit oder ohne Erlaubnis der Eltern deren Fahrzeuge benutzen, häufen sich in letzter Zeit.
Am 27. Mai verursachte der 15-jährige O. einen schweren Verkehrsunfall. Er und seine zwei Freunde wurden dabei schwer verletzt.
O. hatte seiner Mutter die Autoschlüssel entwendet.

Familiendrama
Im Verlaufe eines Familienstreits griff der Leiter des Bag (kleinste administrative Einheit auf dem Land) Nr. 1 im Gurvanzagal-Sum des Dornod-Aimags zur Waffe und erschoss seine Frau, anschließend sich selbst.
Der Vorfall ereignete sich am 03. Juni. Die Hintergründe werden gegenwärtig noch untersucht.


   

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