Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 22. Januar bis 9. Februar 2003

von Dr. Renate Bormann, Berlin/Ulaanbaatar

Präsident N. Bagabandi empfängt Klostervorsteher
Fragen der Verbreitung der Lehren des Lamaismus, des Bildungsauftrages der Klöster, die inneren und äußeren Beziehungen der mongolischen lamaistischen Kirche, die Lebensbedingungen der Lamas und Lamaschüler standen im Mittelpunkt der Gespräche, die Präsident Bagabandi am 29. Januar mit den Vorstehern der hauptstädtischen Klöster führte.
Er hatte die Kirchenführer im Zusammenhang mit den Neujahrsfeierlichkeiten "Tsagaan Sar" - am 02. Februar löste das Jahr des Schwarzen Schafes das Jahr des Schwarzen Pferdes ab - zu einem Meinungsaustausch gebeten.
Zu den Teilnehmern zählten der Khamba-Lama des Gandantegchinlen-Klosters, D. Choijamts, die Oberhäupter der Klöster Dashchoilon, Ch. Dambajav, Narkhajid, D. Mendbayar, des Mamba Datsan, Natsagdorj sowie der Direktor der Kunsthochschule, D. Purevbat.

Schweizer Finanzhilfe für die Mongolei
Am 29. Januar kehrte Ministerpräsident N. Enkhbayar aus Davos kommend über Seoul nach Ulaanbaatar zurück.
In Davos, wo er am Weltwirtschaftsforum teilnahm, traf der mongolische Regierungschef u.a. mit US-Außenminister Colin Powell und dem Präsidenten der Schweizer Eidgenossenschaft zusammen.
Die Schweiz wird ihre humanitäre Hilfe für die Mongolei, die sich auf eine Million Franken im Jahr beläuft, auch in Zukunft fortsetzen. Unterstützung wurde den Mongolen seitens der Schweiz auch für die Vorbereitung des fünften Treffens der "neuen demokratischen Länder" zugesagt. Diese internationale Konferenz wird im Mai 2003 in Ulaanbaatar stattfinden.
Klaus Schwab, der deutsche Gründer und Chef des Forums, äußerte die Hoffnung, Ministerpräsident Enkhbayar möge höchstselbst an der Sondersitzung des Gremiums im April dieses Jahres in Peking (VR China) teilnehmen.

S. Tumur-Ochir aus Indien zurück
Der Vorsitzendes des Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, der vom 20. bis 29. Januar eine Reise nach Indien unternahm, um an den 50-Jahrfeiern des indischen Parlaments teilzunehmen, traf am Rande der Veranstaltung auch mit den Vertretern Nord- und Südkoreas, Japans, Russland und Kasachstans zusammen, um Perspektiven der parlamentarischen Zusammenarbeit zu besprechen.

Wechsel im Parteivorsitz
Auf der Sitzung des Nationalen Rates der Demokratischen Partei (DP) am 23. Januar wurde der bisherige Parteivorsitzende, D. Dorligjav, von seiner Funktion entbunden. An seine Stelle trat Exministerpräsident, M. Enkhsaikhan. D. Dorligjav war in seiner eigenen Partei schon lange umstritten. Er hat sich bisher hartnäckig geweigert, sein Amt zur Verfügung zu stellen.
Aus eingeweihten Kreisen der mongolischen Hauptstadt verlautet, der schließlich erfolgreiche Wechsel sei in der Bar "Good luck" mit vorbereitet worden.

Mongolische Regierung beunruhigt über Nordkoreas Atomprogramm
Der mongolische Außenminister, L. Erdenechuluun, der auf Einladung seines nordkoreanischen Amtskollegen, Pak Nam Sun, kürzlich das ostasiatische Land besuchte, äußerte sich in seinen Gesprächen mit seinen Gastgebern besorgt über die Atompolitik Nordkoreas. Er hoffe, der daraus erwachsene Konflikt mit den USA könne friedlich beigelegt werden.

Sukhbaatar-Ehrungen
Anlässlich des 110. Geburtstages von D. Sukhbaatar (1893-1923), Mitinitiator der mongolischen Volksrevolution von 1921, organisierte die Mongolische Revolutionäre Volkspartei (MRVP) neben den obligatorischen Kranzniederlegungen eine Retrospektive von Spiel- und Dokumentarfilmen über den "Großen General", den immer noch bewunderten Volkshelden. Gezeigt wurden "Morgens", "Der Kampf", "Der Sohn des Volkes" u.a.
In der Maxim-Gorki-Bibliothek in Ulaanbaatar wird eine Ausstellung von Büchern, Artikel, Broschüren und Flugblättern, die mit Leben und Wirken Sukhbaatars im Zusammenhang stehen, gezeigt.

Statistik 2002
Nach Angaben des Mongolischen Amtes für Statistik beträgt der Tierbestand 23,7 Millionen Stück, das sind 9,2 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. (Inoffiziell ist von 30 - 40 Millionen die Rede. R.B.)
Unterteilt nach Tierarten gibt es laut offizieller Statistik in der Mongolei 252 200 Kamele, zwei Millionen Pferde, 1,9 Millionen Rinder, 10,5 Millionen Schafe, und 9,1 Millionen Ziegen.

Takhis im Zavkhan-Aimag
Seit 1992 wurden im Khustain-Nuruu bei Ulaanbaatar und im Gobi-Altai-Aimag Wildpferde (mongolisch: takhi, auch als Prshewalski-Pferde bekannt) erfolgreich wiederangesiedelt. Gegenwärtig leben in beiden Gebieten etwa 200 Tiere.
Ab 2004 sollen die Wildpferde auch im Zavkhan-Aimag und zwar im Durvuljiin-Sum, wieder einen Lebensraum in der freien Natur finden. Das französische "Institut zum Schutz des Wildpferdes" wird das Projekt fördern.
Das letzte Takhi im Zavkhan-Aimag ist 1950 gesichtet worden.

"Geschichten in Jurten"
Unter dieses Motto stellten die Veranstalter die zweite Auflage des Berliner Wintersalons vom 30. Januar bis zum 02. Februar.
Im Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin haben 30 Autoren aus ihren Werken vorgetragen. Fünf Genres waren vertreten: Roman, Erzählung, Lyrik, Sachbuch, Kinder- und Jugendbuch.
Warum sich die Autoren und ihre Zuhörer in den traditionellen Behausungen (Jurten, mongolisch: ger) zentralasiatischer Nomaden versammeln mussten, erschloss sich nicht so ohne Weiteres. Aber was tut man nicht alles für ein wenig Exotik.
Im Unterschied zum 1. Berliner Wintersalon im vergangenen Jahr am gleichen Ort gehörte diesmal ein in Europa, besonders in Deutschland, mit Preisen überhäufter mongolischer Staatsbürger zu den Lesenden.
Chinagiin Galsan (60) las aus seinem Gedichtband "Der Steinmensch zu Ak-Hem" und dem Erzählband "Tau und Gras".
Klug beraten war, wer sich rechtzeitig anmeldete, frühzeitig erschien und über eine gewisse Grundfitness verfügte - die Sitzplätze, auch die auf dem Jurtenboden, waren schnell besetzt.
Galsan Tschinag, wie er der Einfachheit halber in Deutschland heißt, dachte nicht daran, das Klischee einer besseren Welt jenseits von Globalisierung und westlichem Konsumverhalten zu bedienen. "Der Mensch ist grausam. Tiere sind gleichfalls grausam".
Die Geschichte von der Hündin und dem Wolf war nicht dazu angetan, Träumen von der Existenz des absolut Guten nachzuhängen. Galsan trocken: "Man muss das Leben nehmen, wie es ist. Göttlich gut und teuflisch böse." Auch die Antwort auf die Frage, wie sich sein Schamanentum auf sein Schreiben auswirke, war sichtlich nicht das, was Frager und Zuhörer erwartet hatten: "Was ist eigentlich ein Schamane? Ein verrückter Angeber, ein Dichter und Heiler." Deutschland habe viele bedeutende Schamanen hervorgebracht. Der bekannteste sei Goethe gewesen.
Ch. Galsan lebt abwechselnd in seiner tuwinischen Heimat in der Westmongolei, in Ulaanbaatar und im Ausland. Zur Zeit hält er sich zu Arbeits- und Studienzwecken in Wustrow auf. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Von Galsan sind bisher 18 Bücher, darunter fünf Gedichtbände, erschienen.

Bär beißt Jungen tot
Ein 17-jähriger Junge aus dem Batsumber-Sum im Zentralaimag wurde offenbar durch den Biss eines Bären getötet. Der 17-Jährige sammelte im Wald Nüsse, die in China sehr begehrt sind. Sogar in den kältesten Winterwochen versuchen die Anrainer großer Waldgebiete, ihre Einkünfte durch das Sammeln und den Verkauf der Nüsse aufzubessern.

Tödlicher Sturz
Kurz vor "Tsagaan Sar", dem wichtigsten Familienfest der Mongolen, das in diesem Jahr auf den zweiten Februar fiel, nahmen die Lebensmitteldiebstähle um das Zwölffache zu.
Im Bayanzurkh-Duureg (Stadtbezirk von Ulaanbaatar) stürzte ein 22-jähriger Student von einem Balkon im fünften Stock auf die Straße. Er war sofort tot.
Buuze (in Teig gehüllte Fleischbällchen), Hammelrücken, Rinderbrust u.ä. lagern viele Familien auf dem Balkon oder dem Fensterbrett, da für die oft großen Mengen jeder Kühlschrank zu klein ist.
Offenbar wollte sich der junge Mann an so gelagerten Schätzen bereichern - mit tödlichem Ausgang.
Im Khan-Uul-Duureg wurden zwei Angestellte einer Tankstelle von drei jungen Männern aus Ulaanbaatar und dem Khentii-Aimag erstochen. Die Beute: 30 000 Tugrug. Als Grund für Mord und Raub gaben die Täter an, sie hätten Geld für "Tsagaan Sar" gebraucht.

Gefälschte Sondersteuermarken
In mehreren Alkohol produzierenden Unternehmen wurden tausende Flaschen mit gefälschten Sondersteuermarken entdeckt. Die außerordentlich gute Qualität der Fälschungen legt den Schluss nahe, dass die Marken in China hergestellt werden.
Der Direktor einer der betroffenen Firmen ist der Ehemann von Popsängerin Ariuna.

Motiv: Rache
Das Polizeigebäude von Erdenet ist bis zum ersten Stock völlig abgebrannt.
Mehrere Menschen wurden verletzt.
Der Brandstifter, der für seine Tat fast sechs Liter Benzin benutzte, saß ein Jahr unschuldig im Gefängnis und gab als sein Motiv Rache an.

Hundediebstahl
Dolly, die Dalmatinerhündin von B. Cummings, Inhaberin einer Bäckerei und eines Cafes in Ulaanbaatar, wurde entführt und erst nach Zahlung eines Lösegeldes ihrer Besitzerin zurückgegeben.
Zuvor hatte ein Mann Frau Cummings informiert, dass seine Kinder wahrscheinlich ihren Hund gefunden und mit nach Hause genommen hätten. Zwei Jungen brachten ihr den Hund schließlich zurück.
Zeugen berichteten, der Mann sei von einer Frau im Mercedes begleitet worden.


   

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