Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 1. bis 7. Dezember 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


Mongolische Gesichter

Staatshaushalt 2004
Der Abgeordneten des Großen Staatskhurals haben mehrheitlich den Staatshaushaltsplan für 2004 beschlossen.
Nach Informationen von N. Bayartsaikhan, Vorsitzender des Haushaltsausschusses, belaufen sich die geplanten Ausgaben auf 639 Milliarden Tugrug, die Einnahmen erreichen demgegenüber nur 553 Milliarden. Das entspricht einem Haushaltsdefizit von 5,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts.
Finanz- und Wirtschaftsminister Ch. Ulaan erklärte, die Lücke werde durch die internationale Entwicklungshilfe und günstige Kredite gedeckt.
Das Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit kann wie im letzten Jahr über den größten Etatverfügen: 149,510,884,5 Tugrug.
Ulaan wies darauf hin, dass das Haushaltsdefizit im letzten Regierungsjahr der Demokratischen Koalition (1999) 11,9 Prozent des BIP betrug.
Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Haushaltsplans gab die Demokratische Partei eine Pressekonferenz, auf der sie den vorgelegten Plan heftig kritisierte. Die Erwartungen der Menschen seien enttäuscht worden, die Haushaltsdebatten hätten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Die Körperschaftssteuern seien von 19,6 Prozent im Jahre 1999 auf 29,9 Prozent im Jahr 2003 gestiegen. Die von Ulaan stolz angekündigten zehnprozentigen Steuersenkungen kämen nur den 150 Großunternehmen zugute.
Die anvisierten 14-Milliarden-Tugrug-Einnahme durch die Privatisierung von Staatsunternehmen ständen nur auf dem Papier. Die Vergangenheit hätte gezeigt, wie wenig erfolgreich die Regierung auf diesem Gebiet gewesen sei.
Der Abgeordnete der DP, J. Narantsatsralt, monierte die 40 Milliarden Tugrug, die für nicht näher bezeichnete Staatsausgaben vorgesehen sind. Offensichtlich sollen sie im Zusammenhang mit den Wahlkampagnen der Regierungspartei in den Wahlbezirken ausgegeben werden, befürchtet er und seine Partei.

Präsident Bagabandi in Japan
Präsident N. Bagabandi, seine Frau A. Oyunbileg und die anderen Mitglieder der mongolischen Delegation wurden am 04. Dezember vom japanischen Kaiser Akihito und dessen Frau Michiko empfangen.
Die Begegnung fand in einer sehr herzlichen, aufgeschlossenen Atmosphäre statt.
Beide Seiten betonten die engen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Der Kaiser bekundete sein Interesse an der mongolischen Natur, den Maßnahmen zu ihrer Bewahrung, an den Klima- und Wetterverhältnissen, den Lebensbedingungen der Nomaden während der vier Jahreszeiten, aber auch an Sitten und Bräuchen, den „Drei Spielen der Männer" (Naadam). Auch die Erfolge der mongolischen Sumokämpfer in Japan sind offensichtlich auch dem japanischen Staatsoberhaupt nicht verborgen geblieben.
Zum Abschluss der Gespräche lud Präsident Bagabandi seinen Gastgeber zu einem Besuch in die Mongolei ein.

„Mongol Daatgal" privatisiert
Die Ausschreibung für die Privatisierung von „Mongol Daatgal" (Mongolische Versicherung) gewann das Angara Insurance CKB Consortium. Mit 5,8 Millionen US-Dollar überboten sie den geforderten Mindestpreis von 1,2 Millionen deutlich.
Das Konsortium besteht aus einer in Russland ansässigen Versicherungsgesellschaft und der jüngsten mongolischen Privatbank, der „Chinggis-Khaan-Bank".

Drillingsgeburt
Im „Klinischen Forschungszentrum für Mutter und Kind" in Ulaanbaatar brachte vor wenigen Tagen die 27-jährige B. Drillinge zur Welt. Es war die fünfte Drillingsgeburt in der größten Entbindungsklinik der Mongolei seit dem Jahr 2000.
Die drei Mädchen wogen bei ihrer Geburt 1 750, 1 700 und 1 520 Gramm und werden noch einige Zeit im Krankenhaus intensiv betreut werden müssen.

„Tag der offenen Tür"
Am 05., 08. und 09. Dezember laden die Mitarbeiter der Kinderintensivstation im Forschungszentrum für Mutter und Kind zum „Tag der offenen Tür" ein. Damit wollen sie auf die „wirklich katastrophalen Zustände", an ihrer Einrichtung aufmerksam machen, verbunden mit der Hoffnung, Unterstützung von den diplomatischen Vertretungen in der Mongolei, nationalen und internationalen Hilfsorganisationen oder von Einzelpersonen zu erhalten.
Noch im letzten Jahr wären fünf Kinder innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Einlieferung gestorben, in diesem Jahr waren es 20.
Einen der Hauptgründe für die Unmöglichkeit, den Zustand der kleinen Patienten zu stabilisieren oder sie zu retten, sehen die Mitarbeiter im Fehlen funktionierender Atmungsgeräte und anderer medizinischer Ausrüstungen. Außerdem seien die Arbeitsbedingungen aufgrund der Baufälligkeit des Gebäudes sehr schlecht.
Die bisher genutzten beiden Beatmungsgeräte, Geschenke Japans und der australischen Regierung, seien weit über ihre Kapazität beansprucht worden und mittlerweile nicht mehr einsatzfähig.
Auf der Intensivstation mit zehn Betten müssten mitunter 22 Patienten betreut werden.
40 Prozent der Patienten werden im kritischen Zustand eingeliefert, 85 Prozent stammen aus armen oder sehr armen Familien.


Aidsaufklärung an der Staatsuniversität Ulaanbaatar

Welt AIDS Tag
Seit elf Jahren gilt auch in der Mongolei der erste Dezember als „Tag des Kampfes gegen AIDS".
Das Nationale AIDS -Zentrum der Mongolei und etwa 30 Nichtregierungsorganisationen haben aus diesem Anlass Seminare und Beratungen organisiert, um die mongolische Öffentlichkeit nachdrücklich auf die drohenden Gefahren der Immunschwäche und der nachfolgenden Erkrankungen hinzuweisen und Beratung zur Vorbeugung anzubieten.
Der Arzt Dr. Ch. Urtnasan, Mitarbeiter im AIDS-Zentrum seit dessen Gründung im Jahr 1987, äußerte sich besorgt über die immer noch in der Mongolei anzutreffende Überzeugung, AIDS sei keine Krankheit, die Chinggis-Khaans Erben beträfe und wenn, dann seien allenfalls Frauen betroffen. Auch die Angehörigen der bisher an AIDS erkrankten bzw. mit dem HIV-Erreger infizierten Mongolen weigerten sich lange, die Tatsache zu akzeptieren.
Bisher sind in der Mongolei vier Fälle von AIDS bekannt geworden: Zwei der Erkrankten, ein Mann und eine Frau, sind bereits gestorben.
Gegenwärtig wird in Ulaanbaatar eine Frau betreut, die viele Jahre in Deutschland lebte und dabei ihre Sexualpartner häufig gewechselt haben soll, so dass nicht mehr nachvollziehbar war, wann und wo sie sich angesteckt hat. Bei ihr hat die Krankheit das letzte Stadium erreicht.
Bei einer anderen Frau wurden der Erreger, jedoch noch keine Krankheitssymptome festgestellt. Sie engagiert sich sehr im Kampf gegen die Immunschwäche, gegen Vorurteile und Fehlinformationen über HIV und AIDS-.
Die Lage der Mongolei zwischen China und Russland und der zunehmende Drogenkonsum, (die Beschaffung, vor allem in den Bars und Discos von Ulaanbaatar, Darkhan und Erdenet, gilt als nicht sonderlich problematisch) sind Grund zu der Befürchtung, AIDS wird in naher Zukunft zu einem ernsten Problem in der Mongolei werden.
Im Rahmen des nationalen Aufklärungs- und Gesundheitsprogramms werden mehrere internationale Projekte zur Vorbeugung gegen AIDS verwirklicht.
Das deutsche Entwicklungshilfeprojekt „Verbesserung der Reproduktiven Gesundheit" beteiligt sich an der Erfüllung dieser Aufgabe mit einem „Mitmachparcours zu Aids, Liebe und Sexualität". Das Konzept, in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der GTZ entwickelt, wird bisher erfolgreich an Schulen, an Universitäten und in Jugendstrafanstalten angewandt, um junge Mongolen über die Gefahren der gefährlichen Viruskrankheit aufzuklären.
Den Bedingungen in der Mongolei (Alterstruktur, Mentalität, Sitten etc.) angepasst, wird das Angebot begeistert angenommen, die Nachfrage ist sehr groß, wie Dr. Wolf Wagner, Projektberater „Reproduktive Gesundheit" berichtet.

Hilfe für psychisch gestörte Kinder
Ein Gemeinschaftsprojekt von UNICEF und Nationalem Kinderhilfswerk der Mongolei widmet sich der psychischen Betreuung von Kindern aus Familien, die in den vergangenen fünf Jahren infolge von überdurchschnittlich kalten und langen Wintern sowie sommerlicher Trockenheit ihren gesamten Viehbesitz verloren haben.
In das Projekt einbezogen sind 7 000 Familien. Die Kinder werden von ausgebildeten Psychologen betreut, ihnen werden alle für den Unterricht benötigten Utensilien wie Bücher, Hefte, Malstifte und Füllfederhalter geschenkt
Spezialisten konstatierten in den Viehhalterfamilien, die mit ihren Tieren auch ihre Existenzgrundlage verloren haben, zunehmende Schlafstörungen, Wahnvorstellungen und Depressionen.
Bisherige Hilfsprogramme konzentrierten sich auf die Behebung oder Linderung der wirtschaftlich-materiellen Schäden. Den psychischen Beeinträchtigungen müsste jedoch mindestens die gleiche Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit den betroffenen Kindern und Heranwachsenden helfend, in Zukunft ein selbst bestimmtes Leben führen zu können.


Im Zentralkaufhaus von Ulaanbaatar. 07.12.03

Kälte, Schnee und Eisglätte
Einem Bericht der Verkehrspolizei von Ulaanbaatar zufolge waren im Monat November 469 Kinder in Verkehrsunfälle verwickelt, 12 Kinder starben.
Die Polizei weist die Autofahrer nachdrücklich darauf hin, die überaus schwierigen Straßenverhältnisse zu beachten, nicht zu schnell zu fahren und auf den Genuss von Alkohol zu verzichten.
Die Fahrbahnen und Gehwege haben sich in spiegelglatte Rutschflächen verwandelt. Besonders für ältere Menschen und Kinder sei das Überqueren der Fahrbahnen gefährlich geworden, da sich die Bremswege der Kraftfahrzeuge sehr verkürzt hätten.
Als besonders tückisch erweisen sich die mit großem finanziellem Aufwand neu gefliesten Wege vor Geschäften, Banken, Behörden oder Restaurants.
Auf dem Sukhbaatarplatz könnte bequem ein Eisschnelllauf- oder Eiskunstlaufwettbewerb ausgetragen werden. Bereits zur Einweihung des neuen Platzes am 03. November brach sich einer der offiziell geladenen Gäste ein Bein auf dem rutschigen Untergrund. Dem Vernehmen nach befindet er sich auf dem Weg der Besserung.
Erträglich ist es nur, wenn die Schneedecke liegen bleibt. Doch emsig hacken die dafür Verpflichteten die Schneedecke von den wichtigen Plätzen und Straßen.
Die Ärzte in den Krankenhäusern können sich über einen Mangel an Arbeit wahrlich nicht beklagen: Die Zahl der Arm- und Beinbrüche schnellt in die Höhe und mit Tauwetter ist nicht so bald zu rechnen.
Temperaturen zwischen minus 21 und 26 Grad am Tage – das ist auch für die kälteste Hauptstadt der Welt nicht die Regel.

Schulen und Kindergärten im Orkhon-Aimag geschlossen
Die anhaltende Kältewelle in Ulaanbaatar und weiten Teilen des Landes hat zu einem Anstieg der Erkältungs- und Grippefälle geführt. Auch starke Antibiotika erweisen sich gegenüber dem Erreger der Erkältungskrankheit als machtlos. Die Ärzte raten zu „gutem Essen" und viel Ruhe.
Die allgemeinbildenden Schulen und die Kindergärten im Orkhon-Aimag wurden ab dem 03. Dezember geschlossen. Bei Kindern und Jugendlichen verlaufe die Krankheit besonders schwer, die Ansteckungsgefahr sei zu groß, begründeten die Aimagverantwortlichen ihren Beschluss. Der gilt zunächst für eine Woche, wird aber bei Bedarf verlängert.

Schwerer Autounfall in Khuvsgul
Bei einem Autounfall im Khuvsgul-Aimag starben alle sieben Insassen, einschließlich des Fahrers.
Der Krankenwagen befand sich auf dem Weg zurück in die Aimaghauptstadt. Eine kranke Frau aus dem Khankh-Sum sollte in das zentrale Krankenhaus eingeliefert werden.
Beim Versuch, das Eis des Khuvsgul-Sees zu überqueren, brach das Fahrzeug ein und versank.
Erst nach über eine Woche fanden die Suchtrupps die Leichen der Verunglückten und das Fahrzeug in 290 m Tiefe. Im Fahrzeug befanden sich fünf Leichen, die des Fahrers und einer weiteren Person wurden unweit der Unglücksstelle gefunden.

Gnadengesuch
B. Bayarbat, der beschuldigt wird, vor zwei Jahren seinen Vater, seine Mutter, seine jüngere Schwester und deren beiden Kinder umgebracht zu haben, hat kurz vor dem endgültigen Urteilsspruch angekündigt, den Präsidenten um Gnade zu bitten.
Bayarbat wurde bereits zum Tode verurteilt, das Urteil auch wiederholt bestätigt. Der Anwalt des Angeklagten erwirkte jedoch immer wieder Neuverhandlungen.
Am Montag soll das Gnadengesuch dem Präsidenten überreicht werden.
Bayarbat, der in Gantskhudag einsitzt, erhält regelmäßig Besuch von seiner Frau und zweien seiner Onkel.

Jazz und Swing im Opernhaus
Der blinde Musikproduzent, Arrangeur, Pianist und Komponist, Yo. Kano, 1954 in Japan geboren, in New York lebend, organisierte gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein „ Ulaanbaatar Ikh Khuree" und dessen Jugendabteilung ein Benefizkonzert von mongolischen Jazzmusikern und dem berühmten Pferdekopfgeigenensemble zur Unterstützung der Blinden und Behinderten in der Mongolei.
Am 05. Dezember spielten die Musiker im Opern- und Balletttheater von Ulaanbaatar vor fast ausverkauftem Haus u. a. Jazz, Swing und Rock aus den 20-er und 30-er Jahren und aus der Nachkriegszeit. Besonders viel Applaus gab es für „Route 66" und „Imagine" von John Lennon.
Kano, der zum ersten Mal in der Mongolei zu Gast war, versprach, im nächsten Jahr wiederzukommen.

Niederlage gegen die Malediven
Die mongolische Fußballmannschaft hat ihre zwei Vorrundenspiele für die Weltmeisterschaften 2006 gegen die Auswahl der Malediven mit 0:1 und 0:12 verloren.
Beim Heimspiel im November hofften die Mongolen noch auf den Wettervorteil: Wie sollten die Gäste aus den Tropen mit Temperaturen um die minus 20 Grad fertig werden?
Sie schafften es.
Beim Auswärtsspiel auf den Malediven hatte sich der mongolische Torwart in der 12. Minute verletzt, eine der Ursachen für die hohe Niederlage.


   

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