Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 18. bis 24. August 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


L. Gundalai, 22.08.03

Nyamdorj fordert eine Milliarde
Der Minister für Justiz und Innere Angelegenheiten, Ts. Nyamdorj, fordert von M. Enkhsaikhan, Vorsitzender der Demokratischen Partei (DP), und von L. Gundalai, Abgeordneter der DP im Großen Staatskhural, eine Milliarde Tugrug Entschädigung.
Drei Monate lang hätte ihn die DP, mit Enkhsaikhan und Gundalai an der Spitze, als Auslandsspion verleumdet. Untersuchungsausschüsse und ordentliche Gerichte hätten wiederholt die Haltlosigkeit dieser Vorwürfe festgestellt.
Die Höhe der Wiedergutmachungssumme ergäbe sich daraus, dass die „Mongol Times" (Herausgeber u.a. Enkhsaikhan) den Spionagevorwurf immer wieder erhoben und dazu geheime und nicht geheime Papiere des mongolischen Nachrichtendienstes veröffentlicht hätte. Der Verkaufspreis der „Mongol Times" beträgt 200 Tugrug pro Stück. Nach Angaben der Herausgeber seien von der Zeitung 500 000 Exemplare verkauft worden.
Über das Schicksal von General J. Baatar, Geheimdienstchef während der Regierungszeit M. Enkhsaikhans, zeigte sich Nyamdorj besorgt. Dieser hatte die Papiere, die den ganzen Fall ins Rollen brachten, seinerzeit selbst verfasst und angeblich Gundalai in die Hände gespielt.
Baatar, der seit Wochen spurlos verschwunden ist, hätte nun seine Schuldigkeit getan. Unverhohlen bezichtigt Nyamdorj Enkhsaikhan außerordentlich guter Verbindungen zum Kriminellenmilieu und dass Enkhsaikhan durchaus die Beseitigung Baatars planen könnte.

Nyamdorj lehnt Fernsehduell mit Gundalai ab
Der Abgeordnete, L. Gundalai, hat den Minister für Justiz und Innere Angelegenheiten, Ts. Nyamdorj, zu einem Fernsehduell herausgefordert, um öffentlich über alle Streitfragen und Beschuldigungen diskutieren zu können.
Nyamdorj lehnte dies mit den Worten ab: „Ich treffe Gundalai vor Gericht!"
(Lesen Sie demnächst den Bericht über ein Gespräch mit L. Gundalai am 22.08. bei MongoleiOnline).

Geschäftsräume des Wahlbündnisses „Mutterland – Demokratie" eingeweiht
Am 20.08. wurden im rekonstruierten „Jugendhotel" im Universitätsviertel von Ulaanbaatar, die Geschäftsräume des Wahlbündnisses „Mutterland – Demokratie" ihrer Bestimmung übergeben.
Von hier aus werden die beiden Bündnispartner, die DP und die Mutterland – Neue Sozialistische Demokratische Partei, ihre politische Arbeit, in Sonderheit den Wahlkampf, koordinieren und organisieren.
An der Eröffnungsveranstaltung nahmen neben dem Generalmanager des Bündnisses, M. Enkhsaikhan und seinem Stellvertreter, N. Chuluunbaatar, die Begrüßungsansprachen hielten, weitere Vorstandsmitglieder beider Parteien, Expräsident P. Ochirbat und der Abgeordnete der DP, L. Gundalai, teil.

Kein Telefongespräch mit Gundalais Ehefrau
Aus dem Presse- und Informationsbüro von Staatspräsident N. Bagabandi verlautet, dieser hätte zu keiner Zeit mit der Frau des Abgeordneten Gundalai im Zusammenhang mit dessen Inhaftierung am 24. Juli telefoniert.
Die Beschuldigungen gegenüber Nyamdorj seien zudem Angelegenheit der Sicherheitsorgane, der Regierung und des Ministers selbst. Dem Präsidenten liege eine Einmischung fern und zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei sie auch nicht angebracht.

Bombendrohung im Bayangol-Duureg
Am 18.08., gegen 17.00 Uhr erhielt der Direktor des Kaufhauses „Achlal" im Stadtbezirk Bayangol in Ulaanbaatar einen Telefonanruf, in dem ihm mitgeteilt wurde, im Kaufhaus sei eine Bombe versteckt. Der Anrufer forderte 50 Millionen Tugrug.
Der Direktor informierte unverzüglich die Polizei, die sofort mit der Evakuierung der Verkäufer und Kunden, auch des benachbarten Kaufhauses „Narlag" begann. Die anschließende Durchsuchung der Räumlichkeiten des bedrohten Shopping Center blieb jedoch ohne Ergebnis.

Murmeltierpest
Ein 16-Jähriger aus dem Must-Sum im Khovd-Aimag ist an der Murmeltierpest erkrankt. Beim Häuten eines Murmeltiers hatte sich der junge Mann in den Finger geschnitten.
200 Menschen, die mit dem Infizierten Kontakt hatten, wurden unter Quarantäne gestellt.
Es ist der dritte Fall einer Murmeltierpesterkrankung beim Menschen in diesem Jahr in der Mongolei.

Tauben für Falken
Insgesamt können in diesem Jahr 285 Falken aus der Mongolei ausgeführt werden. Entsprechende Verträge wurden zwischen der Mongolei, Kuwait, Syrien und Saudi-Arabien abgeschlossen. Die Ausfuhr eines Falken kostet 4 600 US-Dollar.
Allein 116 Jagdfalken kann ein kuwaitischer Scheich in diesem Jahr laut Vertrag zwischen ihm und dem Ministerium für Natur und Umwelt aus der Mongolei ausführen.
Der Vertrag gilt für die östlichen Aimags (Provinzen). Zurzeit „arbeiten" die Abgesandten des Scheichs in den Sums Munkhkhaan, Tuvshinshiree und Uulbayan im Sukhbaatar-Aimag unter der ständigen Kontrolle der zuständigen Umweltbehörden.
Ein exportierter Jagdfalke bedeutet für den Staatshaushalt eine Einnahme von 3 770, für den Aimaghaushalt 360 US-Dollar.
Die Araber nutzen für die Jagd auf die Falken gern Tauben.
30 Falken bedeuten gemeinhin 30 Tauben, die ihr Leben lassen müssen.
Geschäftstüchtige Mongolen halten zu diesem Zweck Tauben in Wohnhäusern, um sie zu verkaufen.
Ein Araber musste eine Strafe von 150 000 Tugrug zahlen, da er für 30 genehmigte Falken offenbar 118 Tauben „eingekauft" hatte.
Im vergangenen Jahr beklagten sich die Lamas des Gandantegchinlen-Klosters darüber, dass Chinesen die Tauben, die zu Hunderten den Innenhof des Klosters bevölkern, fangen würden.
Taubenfleisch fehlt nur auf wenigen chinesischen Speisekarten.
Überlegungen, wie der Handel mit den Tauben geregelt werden könnte, führten noch zu keiner endgültigen Entscheidung. Aus dem Umweltministerium verlautete lediglich, Tauben seien keine geschützten Tiere.

Friedenschutzstruppe aus Mongolei abgereist
Am 20. August sind die ersten Mongolen von Buyant-Ukhaa in den Irak abgereist.
Ingenieure, Bauleute und Mediziner werden im Irak bei friedenserhaltenden und humanitären Maßnahmen eingesetzt.
Die Mongolen flogen in einer russischen Maschine vom Typ ANT-124. Die Maschine transportierte auch Fahrzeuge und Technik aus den Beständen der mongolischen Armee, die für einen Einsatz im Irak bestimmt sind.
Sechs Monate höchstens wird dieser erste Einsatz dauern.

Müllbeseitigung
Auf der Kabinettssitzung am 20.08. wurde beschlossen, dem Parlament einen Gesetzesentwurf über die „Beseitigung von Haushalts- und Industrieabfällen" vorzulegen.
Allein in Ulaanbaatar fallen jährlich 200 000 Tonnen Müll an.

Neues Schlachthaus in Emeelt
Der größte Fleisch verarbeitende Betrieb der Mongolei „Makh Impex" (Fleisch-Im- und Export), hervorgegangen aus dem ehemaligen Fleischkombinat Ulaanbaatar, baut am Stadtrand von Ulaanbaatar, in Emeelt, ein neues Schlachthaus. Bereits im Oktober soll es seine Arbeit aufnehmen. Die Kapazität des neuen Betriebes beträgt 100 Stück Groß- und 1 000 Stück Kleinvieh, die hier täglich geschlachtet werden können.
Bei Einhaltung aller veterinärmedizinischen Richtlinien werden nicht nur Tiere von Makh-Impex, sondern auch Tiere anderer Betriebe oder Viehhalter verarbeitet.
Da seit Juni das Schlachten von Vieh in Ulaanbaatar verboten ist, kommt dem neuen Schlachthaus besondere Bedeutung für die Versorgung der Hauptstädter mit Fleisch- und Wurstwaren zu.

Viehhalter sollen umziehen
Bisher haben die neun Familien, die in Zaisan im Khan-Uul-Duureg (Stadtbezirk) von Ulaanbaatar, insgesamt 780 Stück Vieh halten, die Aufforderung der Stadtbezirksverwaltung ignoriert, bis zum 20. August das Gelände zu verlassen.
Der Bezirk behält sich vor, geeignetere Maßnahmen zu ergreifen, wenn seine Vorgaben weiterhin nicht erfüllt werden.
(Illegale Ansiedlungen und Viehhaltung im dicht besiedelten Ulaanbaatar belasten die ohnehin fragile Infrastruktur über Gebühr. Außerdem droht der Ausbruch von Krankheiten und Seuchen).


Amarbayasgalant-Khiid im Selenge-Aimag, 24.08.03

Tsamaufführung in Amarbayasgalant
Vom 22. bis zum 24. August wurde im Kloster Amarbayasgalant im Selenge-Aimag ein buddhistisches Tanzritual – Tsam - zelebriert, das in der Mongolei seit dem 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet und sehr populär war.
Die letzten Tsamaufführungen (Maskentänze) fanden 1937 statt, ehe sie von den kommunistisch-stalinistischen Machthabern verboten wurden.
Im vergangenen Jahr bewegten sich die Tänzer in ihren farbenprächtigen Kostümen und schweren Masken (Dämonen und Gottheiten verkörpernd) in vorgeschriebenen rituellen Tanzschritten zum ersten Mal seit 65 Jahren wieder über das Klostergelände.
Gehörten bis in die 30-er Jahre des vorigen Jahrhunderts 6 000 Lamas zum Kloster, sind es heute wieder 45. Für die diesjährige Tsamaufführung kamen zusätzlich etwa zehn junge Lamas aus dem Gandantegchinlen-Kloster in Ulaanbaatar hinzu.
Das dreitägige Ritual, es dient in Abwandlungen der Beschwörung und Vertreibung böser Geister, ist für die jungen und alten Lamas eine ziemliche Anstrengung: Gebetstexte werden von 02.00 Uhr bis 06.00 Uhr gelesen, dann ein Maskentanz im Inneren des Klosters.
Am dritten Tag folgt der Höhepunkt der Zeremonie: Das Heraustreten der Maskentänzer auf eine eigens vorbereitete „Tanzfläche" vor dem Hauptgebäude des Klosters, wo sie ihre Tänze dem angereisten Laienpublikum zeigen.
Gegen 18.00 Uhr konnten Masken, Kostüme und anderes Zubehör wieder verstaut werden.
Erst im nächsten Jahr kann sich die Öffentlichkeit wieder an den Darbietungen erfreuen, staunen auch.


Gombo (Mahakala), Religionsschuetzer

Denkmal für Soliin Danzan
Im Zentrum des Khoton-Sums im Arkhangai-Aimag wurde das Bronzedenkmal eines der Führer der mongolischen Volksrevolution von 1921, des Mitbegründers der Mongolischen Volkspartei und eines der wichtigsten mongolischen Staatsmänner zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Soliin Danzan, errichtet.
Soliin Danzan wurde 1924 „wegen prokapitalistischer und prochinesischer Abweichungen" hingerichtet und erst 1992 rehabilitiert.

Retter opferte sein Leben
Ein Einwohner von Gajuurt, einer Wohn- und Touristensiedlung im Bayanzurkh-Distrikt, kam ums Leben, nachdem er acht Menschen, die mit ihren Fahrzeugen beim Durchqueren des Hochwasser führenden Uliastai-Gol verunglückten, gerettet hatte.
D. gelang es noch, zwei Fahrzeuge ans Ufer zu ziehen, ehe sein Lastwagen im Fluss zur Seite kippte und im Wasser versank.
Erst am nächsten Tag konnte die Leiche des mutigen Mannes geborgen werden.


   

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