Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 18.-24. März 2002

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Ehrengardist

Russischer Ministerpräsident besucht Mongolei
Das politische Großereignis der nächsten Woche wird der erste Staatsbesuch eines russischen Regierungschefs seit 30 Jahren in der Mongolei sein.
Am 25. und 26. März stattet M. M. Kasjanov (44), der russische Premierminister, der Mongolei einen offiziellen Staatsbesuch ab. Es geht hauptsächlich um die Ausweitung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern.
Ein brisantes Thema wird die Lösung der Eigentumsfrage bezüglich russischer Wohngebäude sein. Seit Wochen fordern die mongolischen Mieter das Kaufrecht für ihre Wohnungen.

Heftige Stürme über weiten Teilen der Mongolei
In der Nacht vom 18. zum 19. März raste ein Sturm mit 40m/Sekunde über den Bugat-Sum im Gobi-Altai-Aimag hinweg. Fenster gingen zu Bruch, Dächer wurden abgerissen, Jurten fielen in sich zusammen.
Auch in einigen Sums der Aimags Bayankhongor, Bayan-Ulgii, Uvs und Umnugov (Südgobi) richteten Windgeschwindigkeiten bis zu 40 m/Sekunde große Schäden an. Die Sand- bzw. Schneestürme zerstörten Gebäude, zerrissen Stromleitungen, trieben mehrere Herden hinweg. Nicht alle Tiere konnten bisher geortet werden.
Im Ulgii-Sum des Bayan-Ulgii-Aimags löste ein Kurzschluss im Häuschen des Viehhalters Janabek einen Brand aus. Drei Kinder im Alter zwischen ein und sechs Jahren starben im Feuer.
40 000 Herdentiere verendeten allein in den letzten fünf Tagen in Bayan-Ulgii. Die Futtervorräte sind erschöpft.
Dem Bayankhongor-Aimag wurden 100 Millionen Tugrik aus der Staatsreserve zugesprochen. Hier dauert die Katastrophe seit Monaten an. Die Wege in 16 Sums sind auf Grund der hohen Schneedecke gesperrt.
Im Südgobiaimag wurden alle Schulen und Kindergärten bis auf weiteres geschlossen.

Umweltministerium widerruft Baugenehmigung
Die im Songinokhairkhan-Distrikt ansässige Firma „New Mind" darf das Krematorium und den dazugehörigen Tugendtempel nun doch nicht bauen.
Die noch unter dem vorherigen Umweltminister erteilte Genehmigung wurde außer Kraft gesetzt.
Die Gründe für den Widerruf liegen nach Aussagen eines Ministeriumssprechers in der falschen Geländewahl – die Anlage sollte in der Nähe des internationalen Kinder- und Jugendlagers „Nairamdal" entstehen. Die Umweltschutzvorschriften wären in den letzten Jahren verschärft worden. Außerdem hätten die Lamas des Gandanklosters diesen Platz als ungeeignet eingeschätzt. Besser geeignet für das Vorhaben sei ein Gebiet nördlich der Songinokhairkhanberge.

Mongolische Studenten im Ausland
Auf der Grundlage von Regierungsvereinbarungen werden im Studienjahr 2002/03 ca. 70 Mongolen in Russland, fünf in Ungarn, fünf in Kuba und zehn in China studieren.
Auch in Polen (10), Vietnam (2), in der Türkei (30), in Kasachstan (4) und in Korea (5) werden Studienplätze für junge Mongolen bereitgestellt. Allerdings fehlen hier noch die Bestätigungen. Die Zahlen für Japan wurden noch nicht bekannt gegeben.
Für Russland, Ungarn, China und Kuba stehen die Studienfächer bereits fest: Medizin, Naturwissenschaften, Ökonomie, Landwirtschaft, Architektur, Bergbau, Bauwesen, Geologie, Lebensmitteltechnologie, Jura, Zahnmedizin u.a.

Verkehrsunfälle nehmen zu
Nach Aussagen eines Sprechers der Verkehrspolizei sind gegenwärtig 46 000 Kraftfahrzeuge in Ulaanbaatar zugelassen. Die Einwohnerzahl ist im letzten Jahr auf 773 000 gestiegen.
Eine Folge des rasant gewachsenen Verkehrsaufkommens seien immer schwerere Verkehrsunfälle. Häufigste Unfallursachen: Trunkenheit am Steuer und überhöhte Geschwindigkeit. Im Februar kamen allein auf die „City-Taxi"-Fahrer 110 Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung. Vier Menschen kamen dabei ums Leben, 79 wurden zum Teil schwer verletzt.
Am vergangenen Samstag stießen auf der eisglatten Straße bei Jargalant zwischen Ulaanbaatar und Darkhan zwei Fahrzeuge zusammen. Fünf Menschen starben, ein Kind überlebte schwer verletzt.


Blick auf Darkhan

„Stadtentwicklungsplan Ulaanbaatar"
Der Oberbürgermeister von Ulaanbaatar präzisierte kürzlich einige der bis 2020 geplanten Vorhaben für die Hauptstadt.
Er wiederholte seine Einschätzung, dass die Einwohnerzahl im Jahre 2020 auf 1,6 Millionen angestiegen sein könnte.
Erweitert werden soll die Stadt in Richtung Westen.
Ab 2002 muss sich die Stadt selbst finanzieren. Von 1,8 Milliarden Tugrik Mehrwertsteuer, die an den Staatshaushalt gingen, flossen jedoch lediglich 400 Millionen in die Stadtkasse zurück.
Zur Zeit wohnen 80 000 Familien in Jurten bzw. in selbstgebauten und selbstgeheizten Holz- oder Steinhäusern.
928 Familien sind im vergangenen Jahr in neue Häuser gezogen.
Insgesamt werden in Ulaanbaatar 200 000 Stück Vieh gehalten, 18 000 davon im weiteren Stadtzentrum. Die Weiden sind um das Vierfache überlastet. „Ein unhaltbarer Zustand", wie der Bürgermeister nicht zum ersten Mal bemerkte.
In diesem Jahr wird Ulaanbaatar 5,9 Milliarden Tugrik für die Stadtverschönerung ausgeben. Davon sollen die ortsansässigen Unternehmen 2,4 Milliarden beisteuern.

Ständige Kommissionen tagten
Am 20. März tagten die Mitglieder der Ständigen Kommissionen für Wirtschaft und Justiz.
Wissenschaftler des Geographischen Instituts der AdW legten ihre Forschungsergebnisse zu Problemen der nomadischen Weidewirtschaft und einer effektiveren Verwaltung auf dem Lande vor.
In den letzten Jahren sei es immer wieder zu Verletzungen des Bodenrechts und der Weidenutzung gekommen. 23 Menschen hätten bei diesen Streitereien um Weide- und Wasserzugangsrechte ihr Leben verloren.
In 120 der 330 Sums (Landkreise) gäbe es nicht genügend Weideplätze für alle vier Jahreszeiten. Vor allem die Winterlager reichten nicht aus.
Die Verwaltungsstruktur auf dem Lande sei überdies äußerst unrentabel.
In einigen Sums der westlichen Aimags lernen lediglich drei bis acht Kinder in einer allgemeinbildenden Schule. Das Budget wäre jedoch das gleiche wie für Schulen mit 200 und mehr Kindern.
Ein Sumzentrum, bewohnt von nicht mehr als sechs Familien, erhielt mit japanischer Hilfe eine Dieselkraftstoffstation. Diese wurde nie in Betrieb genommen, da sie völlig unwirtschaftlich ist.
Die Mitglieder der Justizkommission beschäftigten sich mit Zusätzen zum Ausländerrecht sowie mit dem Veto des Präsidenten gegen die Absätze 1, 2 und 3 des Paragraphen 41 im neuen Zwangsvollstreckungsgesetz. „Haftstrafen für zahlungsunwillige bzw. -unfähige Schuldner seien mit dem mongolischen Grundgesetz nicht vereinbar, außerdem gäbe es keine Möglichkeiten, diese Häftlinge getrennt von den Kriminellen unterzubringen".

80 Wildschafböcke in diesem Jahr zum Abschuss freigegeben
Erhebungen von Mitarbeitern des Biologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften zufolge, gibt es in der Mongolei 13 000 bis 15 000 Wildschafböcke (Argali). Die Biologen erklärten die Jagd auf 70 bis 80 ältere Tiere für vertretbar.
Auftraggeber für die Zählung seltener Wildtiere ist das Ministerium für Natur und Umwelt.

Nordgrenze der Mongolei 58 km länger
Von 1987 bis 2001 arbeitete eine mongolisch-russische Arbeitsgruppe, um den genauen Grenzverlauf zwischen beiden Staaten festzustellen.
Das Ergebnis liegt jetzt in elf Bänden (Protokolle, Karten etc.) vor. Nach der Ratifizierung durch beide Parlamente werden diese der UNO übergeben.
Im Verlaufe der Arbeit wurden 1 925 Grenzpfähle , davon 165 im Wasser, gesetzt und 508,69 ha Landfläche getauscht. Die Gesamtlänge der mongolisch-russischen Grenze beträgt 3 643 km, 58 km mehr als bisher angenommen.
Von russischer Seite waren 1 500 Menschen, neun Luftfahrzeuge, 150 Kraftfahrzeuge, von mongolischer Seite 70 Menschen, 20 Kraftfahrzeuge sowie 20 Pferde jährlich im Einsatz.

„Reduzierung des Wärmeverlustes in Privatwohnungen"
So heißt ein neues Umweltschutzprojekt, das helfen soll, die Energieverschwendung durch unnötige Wärmeverluste zu reduzieren. Finanziert wird es vom World Wide Fund for Nature (WWF) und von der norwegischen Regierung.
Gebaut werden 84 neue Privatwohnungen, in 50 Wohnungen werden die Heizsysteme erneuert.

Vervollkommnung des mongolischen Wahlsystems
Am 28. und 29. März findet in Ulaanbaatar eine internationale Konferenz zum mongolischen Wahlsystem statt, an der mehr als 160 Gäste teilnehmen werden. Außer an die Botschaften Amerikas, Russlands, Chinas, Deutschlands, Japans, Koreas und Englands, wurden Einladungen an alle internationalen Organisationen in der Mongolei verschickt.

Tödlicher Streit
In einer Jurte im Songinokhairkhan-Distrikt von Ulaanbaatar wurden am 18. März drei Leichen entdeckt. Es handelt sich um ein Ehepaar und dessen achtjährigen Sohn.
Der mutmaßliche Täter ist ein Nachbar, mit dem der Hausherr „Vatertag" feierte. Es kam zum Streit zwischen den Männern, der Täter stach mehrere Male auf das Opfer ein, die Ehefrau, wollte die beiden trennen. Mit zehn bzw. 12 Messerstichen tötete B. seine Nachbarn. Der achtjährige Sohn, Zeuge des Massakers, versuchte vergeblich aus dem Gehöft zu fliehen. B. zerrte ihn in die Jurte zurück und erschlug das Kind.
Die fünfjährige Tochter befand sich zur Tatzeit im Kindergarten und entging so dem Verbrechen.

Treffen der „Ehemaligen" in Ulaanbaatar
Im vergangenen Jahr trafen sich mongolische Studenten aller Fachrichtungen aus verschiedenen europäischen Ländern zum Erfahrungsaustausch in Heidelberg.
Aus der mongolischen Botschaft in Berlin kam der Vorschlag, eine ähnliche Veranstaltung auch für dieses Jahr zu planen. Im Herbst sollten sich Studenten und Absolventen europäischer Lehreinrichtungen in Ulaanbaatar versammeln, nicht nur, um Erfahrungen und Erinnerungen auszutauschen, sondern um dem Aufruf Nachdruck zu verleihen, das Erlernte in der Heimat anzuwenden und weiterzugeben.

„Drei bedeutungsvolle Köpfe" zum 2 306. Mal auf der Bühne
Nach der Vorlage des mongolischen Nationaldichters D. Natsagdorj verfassten der Komponist B. Damdinsuren und der Schriftsteller Ts. Damdinsuren Musik und Drehbuch von „Uchirtai Gurvan Tolgoi", der mongolischen Nationaloper. 1942 wurde sie zum ersten Mal aufgeführt.
Am 19. März konnte ein begeistertes Publikum im Akademietheater von Ulaanbaatar das Stück zum 2 306. Mal auf die Bühne erleben. Das Besondere an der Aufführung bestand darin, dass ehemalige Ensemblemitglieder gemeinsam mit jungen Sängern, Schauspielern und Musikern auf der Bühne standen. Der älteste Sänger zählte 80 Jahre, der jüngste 20 Jahre.


Enkhchimeg. Las Vegas

Modenschau im Kulturpalast
Die trotz ihres jugendlichen Alters von 23 Jahren schon preisgekrönte Modedesignerin E. Enkhchimeg stellte am Freitag, dem 22. März, Teile ihrer Kollektionen von 1997 bis 2001 vor.
24 mongolische Models führten auf einem improvisierten Laufsteg im Kulturpalast von Ulaanbaatar Kleider, Hosen, Röcke, Blusen und Strickwaren vor, die Anleihen aus der traditionellen mongolischen Kleidung mit moderner Eleganz verbanden. Weiß mit schwarzen oder roten Akzenten und sanfte Pastelltöne für die Kleider, Erdfarben für die Strickmoden kombiniert mit Leder in origineller Schnittführung, so sähe Enkhchimeg nicht nur mongolische, sondern auch Frauen in Japan, den USA, Deutschland und Frankreich gern angezogen.
Veranstalter der Show war die private Hochschule für Modedesign „Urlakh Erdem", deren Absolventin Enkhchimeg ist. Ihre Mode zeigte sie bereits in London, Khukh Khot (Innere Mongolei/China), in Seoul und in Ulan-Ude (Burjatien/Russland).

Schulferien
In diesem Schuljahr lernen an den allgemeinbildenden Schulen der Mongolei 510 200 Schüler. Für sie beginnen ab 25. März die Schulferien: 14 Tage für die Schüler der Klassen eins bis sieben. Nur eine Woche Ferien haben die Schüler der achten bis zehnten Klasse.
Das Schuljahr endet am dritten Juni.

Mongolischer Sand „erobert" Peking
Die über der Mongolei tobenden Stürme tragen den braungelben Sand der Gobi bis in die dichtbesiedelten chinesischen Städte in Gansu, ja, bis nach Peking.
In einigen Städten bedecken vier Zentimeter Gobisand die Straßen. Die Sichtweite beträgt nicht mehr als zwei Meter. Radio und Fernsehen warnen die Menschen, ihre Unterkünfte zu verlassen.
Unbebaute Bodenflächen in der Mongolei, unkontrollierter Holzschlag sowie die intensive Ziegenhaltung dünnen die Vegetation immer schneller aus, Erde, Sand und Staub sind so eine leichte Beute der Frühjahrsstürme.


   

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