Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 5. - 11. Februar 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Das Brandhaus im Bayansurkh-Distrikt. Foto K-D. Bormann

Warme Kleidung und Unterkunft für Brandopfer
Sechs Ewachsene und zwei Kinder starben beim Brand ihres Wohnhauses am vergangenen Wochenende, 12 Wohnungen brannten völlig aus und 46 Menschen verloren neben ihrem Hab und Gut auch ihr Obdach. Bis zum Beginn der warmen Jahreszeit fanden sie eine Bleibe im Fürsorgezentrum des Bayansurkh-Distrikts, bei Wohlfahrtsorganisationen und im christlichen Kloster "Ewige Liebe". Der Vorsitzende des Roten Kreuzes von Ulaanbaatar, D. Nergui, hat jegliche Hilfe zugesagt. Bisher wurden die 46 Menschen mit warmer Kleidung und den nötigsten Haushaltsgegenständen ausgerüstet.
Über die Ursache des verheerenden Feuers steht fest, dass es nicht von außen gelegt wurde, wahrscheinlich geriet ein defektes Kabel in Brand.

Werden die Renten erhöht?
Ab 01. April sollen die Renten und die Sozialhilfe um vier Prozent, ab Oktober noch einmal um drei Prozent, erhöht werden. Auf die Frage, warum denn keine Erhöhung um zehn Prozent geplant worden wäre, antwortete der Mitarbeiter im Ministerium für Arbeit und Soziale Sicherheit, T. Batsukh, das wäre eine Frage der knappen finanziellen Mittel. Für die Bezieher der niedrigsten Renten sei eine Erhöhung um 20 Prozent geplant. Das beträfe 75 Prozent aller Rentner und Sozialhilfe-Empfänger, deren Bezüge lediglich 12 000 bis 16 000 Tugrik nicht überschritten.

War die Ehefrau Mittäterin?
B. Bayarbat, selbst Vater zweier Kinder, hat gestanden, seine Eltern, seine jüngere Schwester und seine beiden Neffen ermordet zu haben. "Ich brauchte Geld", gab er als Motiv an. Noch immer herrscht Fassungslosigkeit über die ungewöhnlich grausamen Morde. Nachdem zunächst seine Geliebte, zumindest der Mitwisserschaft, verdächtigt worden war, wurde später Bayarbats Ehefrau in Untersuchungshaft genommen, da sie unmittelbar nach der Tat eine größere Geldsumme an ihre Mutter übergeben haben soll.
Bayarbat gilt als selbstmordgefährdet und wird Tag und Nacht im Gefängnis "Gants Khudag" überwacht.
Der von Verwandten der Familie beauftragte Verteidiger hat mittlerweile sein Mandat zurückgegeben.


Eingang zu einer der 70 Kohlegruben in Nalaikh

Tod im Bergwerk
Am 05. Februar verunglückten fünf Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren beim Versuch, aus einer stillgelegten Kohlegrube in Nalaikh Kohle zu fördern so schwer, dass ihr Leben nicht mehr gerettet werden konnte.
In einer Tiefe von 30 Metern wurden die Männer von einem Erdrutsch überrascht und erst nach mehreren Stunden von der Bergungsmannschaft geborgen, da waren drei schon qualvoll erstickt. Einen Tag später starben die beiden anderen im Unfallkrankenhaus von Nalaikh an den eingeatmeten giftigen Gasen.
In den Kohlegruben von Nalaikh arbeiten 700 bis 800 Menschen auf eigene Verantwortung. Oftmals verfügen sie über keinerlei Fachkenntnisse, aber der Verkauf der illegal gewonnenen Kohle ist oft ihre einzige Erwerbsmöglichkeit.

Auslandsreisen
Einer Einladung des Staatsoberhauptes von Singapur folgend, wird Präsident Bagabandi vom 15. bis 17. Februar dem Stadtstaat einen offiziellen Besuch abstatten Vom 13. bis 18. Februar reist Ministerpräsident Enkhbayar auf Einladung der japanischen Regierung nach Japan.

Gedenkfeier in New York
Die Eltern, der Ehemann und die beiden sieben und elf Jahre alten Töchter von Batchuluuny Bayarmaa nahmen an der Trauerfeier für die UNO-Mitarbeiter, die am 14. Januar während eines Erkundungsfluges im Uvs-Aimak tödlich verunglückten, teil. Die Reise der Angehörigen zur Trauerfeier am 08. Februar in New York, wurde von der UNO organisiert.

18 Mongolen in Russland festgenommen
In einer gemeinsamen Aktion der mongolischen Eisenbahnpolizei und von russischen Sicherheitskräften wurden am 05. Februar teils in Moskau, teils im Zug zwischen Moskau und Ulaanbaatar 18 Personen, darunter drei Frauen, festgenommen und von der mongolischen Polizei nach Ulaanbaatar gebracht. Sie werden beschuldigt, im Zug Moskau-Ulaanbaatar wiederholt mongolische Reisende bedroht und beraubt zu haben bzw. in Russland illegal zu leben und organisierten Diebstahl zu betreiben.

Grundstein für "Jahrtausendstraße" gelegt
In Ulaan Baishin, im Bayan-Ulgii-Aimak, hat Ministerpräsident Enkhbayar den Grundstein für die zunächst als "Jahrhundertstraße" bezeichnete Verkehrsverbindung, die Europa mit Asien verbinden soll, gelegt. Der Verwaltungschef von Tsagaannuur, T. Khukei, übergab drei Millionen Tugrik an Spendengeldern für den Straßenbau, der Vorsitzende vom Nogoonnuur-Sum, B. Aldanysh, übergab 500 000 Tugrik als erste Rate. An der Zeremonie nahm auch der Gouverneur der Republik Altai in der Russischen Föderation, S. B. Zubakin, teil. "Wir sind sehr an der Straße, die fast der alten Seidenstraße folgen wird, interessiert, eröffnet sie doch für Sibirien gute Chancen auf dem asiatischen Markt. Sibirien benötigt Vieh und Rohstoffe aus der Mongolei und kann im Gegenzug Technologie und Petroleum aus Russland liefern", freute sich der Gouverneur.

Zud 2000/01
Während seiner Dienstreise in die Aimaks Khuvsgul, Bayan-Ulgii und Khovd informierte sich Ministerpräsident Enkhbayar über die Lage und den aktuellen Stand der Zud-Katastrophe in den drei West-Aimaks.
Der stellvertretende Vorsitzende des Khuvsgul-Aimaks, O. Gun-Aajav: Im Aimak sind von den bisher verendeten 165 000 Tieren 88 000 Rinder.
Im Bayan-Ulgii-Aimak sind 20 900 Tiere verendet. In den Sums Altai, Bulgan, Deluun, Sagsai, Ulaankhus und Tsengel sowie in den Gebirgs-Sums liegt hoher Schnee, so dass viele Gebirgsstraßen nicht befahren werden können und sich die Situation in den Winterlagern weiter verschärfen wird, berichtete der Aimakvorsitzende, Ch. Badelkhan.
G. Galsandondog, Aimakvorsitzender von Khovd: Im Aimak leben 90 000 Menschen und 1,8 Millionen Stück Vieh. Drei Sums, Bulgan, Uench und Altai, sind schwer vom Zud betroffen.
Im Aimak gibt es fünf Universitäten und Hochschulen, an denen 800 Studenten in 10 Fachrichtungen ausgebildet werden.

Deutsche Hilfe für Zud-Opfer
Am Mittwoch, den 14. Februar, wird eine erste Hilfslieferung im Wert von 80 000 DM im Auftrag der deutschen Botschaft in Ulaanbaatar, auf die Reise in die am schwersten betroffenen Aimaks Zavkhan und Uvs, geschickt.
Weitere Konvois mit Hilfsgütern im Gesamtwert von mehr als zwei Millionen DM werden in Kürze folgen.


Haupteingang der Mongolischen Staatsuniversität mit Tschoibalsan-Denkmal

420 Mongolen wurden Opfer stalinistischer Repressionen in Russland
J. Byambadorj, stellvertretender Vorsitzender des Großen Staatskhurals und des Komitees zur Rehabilitierung politisch Verfolgter, führte in Moskau Gespräche über die Identifizierung und Rehabilitierung mongolischer Opfer stalinistischer Verfolgungen in Sowjetrussland.
An den Erschießungsstätten der ehemaligen mongolischen Ministerpräsidenten, P. Genden und Ts. Amar, der ehemaligen Minister, Dobchin und Purevdorj und des ehemaligen Vorsitzenden des Kleinen Staatskhurals, Losol, legte Byambadorj Kränze nieder.
Material über 171 mongolische Bürger sowie 24 Passfotos konnten bisher an die Mongolei zurückgegeben werden. Schwierigkeiten für die Identifizierung ergeben sich aus der fehlerhaften Schreibweise der mongolischen Namen, oft wurde den Mongolen auch ein russischer Name gegeben.
Etwa 420 Mongolen wurden in Sowjetrussland verhaftet oder hingerichtet. 200 von ihnen konnten bisher rehabilitiert werden.

Wahl des Nationalkomitees der DP
Am 11. 02. wählen die Mitglieder der Demokratischen Partei ihr Nationalkomitee.
Für die 152 Sitze gibt es 226 Bewerber.
Der Kandidat für die Wahl des Präsidenten am 20. Mai wird am 04. März nominiert.

Richtige Zeitrechnung
Im Zusammenhang mit den Neujahrsfeiern in einigen asiatischen Ländern am 24. Januar gab es Diskussionen in der Mongolei, wonach die Mongolen der falschen Zeitrechnung anhingen.
Dr. L. Terbish, Professor für Geschichte an der Mongolischen Staatsuniversität und Verfasser des aktuellen "Mondkalenders", stellte klar, dass die unterschiedliche Zeitrechnung in China, Korea und Vietnam nicht bedeute, dass die Mongolei, Tibet oder Nepal, wo das "Jahr der Eisernen Schlange" einen Monat später, nämlich erst am 24. Februar, beginnt, "falsch" lägen.
Die Unterschiede seien in der Vergangenheit durch entsprechende Erlasse der chinesischen Kaiser, die riesige Ausdehnung des chinesischen Territoriums etc. begründet.


   

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