BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT

VB 3 -972 528

Bonn, 15. März 1996

Telefon +49 228 6154235


Deutsch-mongolische Wirtschaftsbeziehungen


Deutschland wird als wichtigster politischer und wirtschaftlicher Partner in der EU angesehen. 1990 wurde das Botschaftsgebaeude der DDR in Ulaanbaatar uebernommen. Ausserdem existieren folgende bilaterale Vereinbarungen:

- Kulturabkommen von 1986

- Investitionsschutz und -foerderungsabkommen von 1991

- Doppelbesteuerungsabkommen vom 22.08.1994 - nicht ratifiziert -

- Kapitalverkehrsabkommen - nicht ratifiziert

An einer stabilen Entwicklung des zwischen Russland und China "eingeklemmten Landes, den bestehenden 500 Stipendien und dem Potential der 20 000 deutschsprechenden Mongolen sollte uns gelegen sein. Die Entwicklung und Verbesserung der Infrastruktur zur Unterstuetzung der heimischen (im wesentlichen primaer-sektoralen) Wirtschaft (Viehzucht, Bergbau) ist notwendig und muss daher auch im Hinblick auf die geographischen und historischen Gegebenheiten unser Anliegen sein.

1. Handel

- in Mio. DM -

Volumen Import Export Saldo Veraenderungen in %
1988 21,3 2,1 19,2 + 17,1
1989 18,8 7,4 11,4 + 4,0 - 11,7
1990 25,7 4,0 21,7 + 17,7 + 36,7
1991 18,8 6,7 12,1 + 5,4 - 26,9
1992 34,3 6,6 27,7 + 21,1 + 82,5
1993 16,5 5,8 10,7 + 4,9 - 51,9
1994 40,8 11,3 29,5 + 18,2 + 147,3
1995 36,7 8,6 28,1 + 19,5 + 27,4 (bis 3. Quartal)

Nach der Tabelle uebersteigt der deutsche Export die Importe bei weitem.

Hauptausfuhrgueter Deutschlands in die Mongolei sind Maschinen, Produkte der Ernaehrungswirtschaft (pflanzliche Oele und Fette), chemische, Pharma- und elektrotechnische Erzeugnisse.

Die deutschen Einfuhren konzentrieren sich seit jeher auf Daerme, Wolle (Kaschmir) sowie geringere Mengen von Strick- und Lederwaren.

Einfuhrbeschraenkungen gegenueber M. bestehen nur noch im Textilsektor. Kontingente des gewerblichen Warenbereichs wurden nach Inkrafttreten des Kooperationsabkommens EU-Mongolei aufgehoben, Art. 3 des vorgenannten Abkommens enthaelt eine Meistbeguenstigungsklausel.

Jeweils einwoechige Exportfoerderungsseminare i. d. Jahren 1991, 1992 und 1994 sollten mongolische Produzenten und Exporteure bei Qualitaetsverbesserung, Design, Verpackung und Marketing beraten und sie in die Lage versetzen, vermehrt Devisen fuer den dringend notwendigen Technologieimport zu erwirtschaften. Nach Gespraechen mit Hermes-Vertretern anlaesslich des Staatsbesuches des mongolischen Praesidenten Otchirbat im September sind bereits in geringem Umfang Antraege gestellt worden.

Haupthandelspartner der Mongolen sind bei einem Volumen von ca. 1 Milliarde $ (1994) und 10 % Handelsbilanzueberschuss Russland und China (je 40 % Anteil), wobei letzterem bei nominal geringerem Volumen eine den Unterschied ausgleichende Dunkelziffer zugeschrieben wird. Drittgroesster Handelspartner ist Japan.

Haupteinfuhrgueter: Treibstoffe und Elektrizitaet,

Nahrungs- und Arzneimittel

Hauptausfuhrgueter: Steine und Erze, tierische

Produkte (Fleisch, Wolle)

2. Kooperationen und Investitionen

In der Mongolei sind derzeit 2 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung taetig, ein Handelshaus sowie eine Reparaturwerkstatt. Die deutschen Gesamtinvestitionen erreichen ca. 1 Mio. DM. Insgesamt gibt es 14 Joint Ventures bzw. Niederlassungen von deutschen Unternehmen. Am Rande der Hannover-Messe '95 wurde ein deutsch-mongolischer Wirtschaftsrat gegruendet. Mitglieder sind u. a. Daimler, Siemens und die Berliner Bank bzw. die Ardyn Bank, die Fa. Neftimport und das Bergbauunternehmen Mongolrostsvetmet. Weitere Kooperationsmoeglichkeiten bestehen in Lebensmittel- und Lederindustrie, im Handel und bei Dienstleistungen. Mit amerikanischer Hilfe wird in der Wueste Gobi nach Oel gesucht.

Die wichtigsten Reformfortschritte machte 1994 die Geldpolitik. Die Kontrolle ueber die Bankgeschaefte wurde durch Umstellung auf ein indirektes System westlicher Praegung verschaerft. Unter Mitwirkung des IWF fand eine Erhoehung der Mindestkapitalquote fuer Geschaeftsbanken statt, gleichzeitig wurde die Rolle der Notenbank gestaerkt.

Devisenreserven 12/94: 38 Mio.

Gross sind die Infrastrukturprobleme: 1 815 km Schienenweg entlang der russisch-chinesischen Hauptverbindung sind ausbesserungsbeduerftig, der Fuhrpark veraltet, das gesamte Strassennetz ( 1 300 km asphaltiert) ausbesserungsbeduerftig und der Luftverkehr zu den Provinzhauptstaedten leidet unter Benzinmangel und veralteten Maschinen. Kein Flughafen des Landes kann von modernen Grossraumflugzeugen angeflogen werden. Ein 30 Mio. $-Strassenprojekt der ADB soll bis zum Jahr 2000 bestehende Verbindungen zwischen der russischen Grenze, der Hauptstadt und anderen Staedten rehabilitieren. Siemens will durch Kooperationsgeschaefte fuer Rohstofflieferungen an russische Partner Infrastrukturhilfe (Versorgungs-, Nachrichten- und Verkehrstechnik) leisten. Weitere Entwicklungschancen werden in der Weiterverarbeitung von Erzen sowie der Produktion von chemischen, elektrotechnischen und hochveredelten Textilerzeugnissen gesehen. Wirtschaftliches Wachstum beschraenkt sich im Wesentlichen auf die infrastrukturell gut erschlossene noerdliche Zentralmongolei (Ulaanbaatar, Darhan, Erdenet)

Die mongolische Regierung bemueht sich um eine Oeffnung nach Westen u. a. durch

- Mitgliedschaft in verschiedenen Organisationen der Vereinten Nationen

- Mitgliedschaft in der ADB, der Weltbank und im IWF(1991)

- Beitrittsverhandlungen zur WTO (Beitritt evtl. noch 1996) und zum ASEAN-Pakt

- vertragliche Vereinbarungen und Abkommen mit der EU (u. a. ueber handelspolitische und wirtschaftliche Zusammenarbeit)

- direkte bilaterale Kontakte, Verhandlungen und Abkommen.

3. Clearing

Die Beziehungen der ehemaligen DDR zur M. vollzogen sich auf der Grundlage einer Reihe von Abkommen, die die bilateralen Warenstroeme durch Kompensationen und Kreditfinanzierungen regelten. Diese waren im besonderen Masse politisch/ideologisch und oekonomisch/strategisch motiviert.

Bilaterale Clearingbilanz:

Die neuen, an die des Pariser Clubs angepassten "Neapel-Bedingungen' (67 % Schuldenerlass) ermoeglichten im Mai '95 folgendes Transferrubelabkommen:

Schulden von 36 Mio. TR zu unseren Gunsten wurden in eine DM-Verbindlichkeit von 8,3 Mio. DM umgewandelt, die in 5 gleichen Jahresraten ab 15.01.2000 mit 3 % verzinst zu tilgen sind.

Gesamtaussenverschuldung 12/94: 507 Mio. $ sowie 11,5 Mio. TR ggb. R. .

4. Entwicklungshilfe

Die ersten Jahre nach der Wende waren wegen der bis dahin totalen Abhaengigkeit von Russland mit Schrumpfungsraten von 20 % und Inflationsraten von ueber 300 % chaotisch. Mit internationaler Hilfe (insbes. durch die USA, Japan und Deutschland) hat sich die Lage jetzt normalisiert. 1994 wurde erstmals insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie und Bergbau ein Wachstum von 2,1 % erzielt (1995: 6,5 %), die Inflationsrate sank auf immerhin noch 55 % und der Wechselkurs der heimischen Waehrung Tugrik stabilisierte sich. Zum Wohlstand ist es allerdings noch ein langer, harter Weg, denn trotz der laufenden Privatisierungsbemuehungen (Partnerschafts-, Unternehmens-, sowie Zertifizierungsvorschriften) ist die Mongolei gemessen am PKE einem LDC vergleichbar.

10 % des BSP werden aus internationalen Hilfsmassnahmen bestritten. Unter der Schirmherrschaft Japans und der Weltbank haben 24 Industriestaaten als Mongolia Assistance Group fuer '94/'95 220 Mio. $ fuer Energie- und Armutsprojekte zugesagt (seit 1991 zusammen 700 Mio. $). Fuer 1996 wurde von der ADB ein Agrarhilfsprogramm von 3 5 Mio. $ zur Foerderung der Wettbewerbsfaehigkeit aufgelegt. 8 Mio. Ecu kommen aus dem TACIS-Programm der EU fuer Wirtschafts-, Energie- und Bildungsprojekte. Im wesentlichen fuer Infrastrukturprojekte hat Japan als groesster Geldgeber alleine 93/94 130 Mio. $ zur Verfuegung gestellt. Gesamtleistungen 1990 - 94: 800 Mio. $.

In den bilateralen Entwicklungshilfekonsultationen, die nach wie vor den Schwerpunkt der wirtschaftlichen Beziehungen darstellen, rueckt jetzt die konkrete Projekthilfe hauptsaechlich in folgenden Bereichen in den Vordergrund:

1. Foerderung der Wirtschaftsreform und des privaten KMU-Sek-tors

2. Schutz der Umwelt

3. Aus- und Fortbildung

4. Materielle Infrastruktur.

1994 wurden Leistungen von 12 Mio. DM FZ und 8 Mio. DM Tz zugesagt, fuer 1995 sind Leistungen i. H. v. 14 Mio. FZ und 1 0 Mio. TZ fuer den Ausbau der staedtischen Infrastruktur (Telekom, Versorgung) vorgesehen. Weitere Projekte dienen der Beratung landwirtschaftlicher Betriebe und dem Ausbau des gesetzt. Messwesen.

Gesamtleistung bis 1994: 141 Mio. DM.

5. Wirtschaftliche Lage

Die Mongolei wurde mit dem Sturz der Manchu-Dynastie 1911 nach 300jaehriger chinesischer Herrschaft erstmals wieder unabhaengig. Sie geriet im Zuge der kommunistischen Revolution in den russischen Herrschaftsbereich und vollzog 1990 als erstes mit Russland die Oeffnung nach Westen und zwar urspruenglich in einem von Vielfalt gepraegten Mehrparteiensystem. Aufgrund des reinen Mehrheitswahlrechts kontrolliert die, allerdings reformierte, kommunistische Partei mittlerweile das gesamte Parlament, lediglich Staatspraesident Otchirbat wurde noch von der mit 40 % Waehlerstimmen starken Opposition durchgesetzt.

Der Weg dieses duenn besiedelten Flaechenstaates von der Plan- zur Marktwirtschaft zwischen zwei im historischen Spannungsfeld lebenden Grossmaechten ist angesichts der Binnenlage schwierig. Darueber hinaus haben die grossen wirtschaftlichen Probleme zur Verunsicherung und teilweisen Verarmung der Bevoelkerung gefuehrt.

Trotzdem: Die pragmatische Grundhaltung der groesstenteils nomadisierend auf dem Land lebenden Bewohner, die geringe Bevoelkerungszahl und -dichte sowie die noch weitgehend intakte Familienstruktur wirken sich insgesamt stabilisierend aus.

Das Verhaeltnis zu China ist angesichts der weitgehend sinisierten Bruedervoelker Tibets und der Inneren Mongolei zwar schwierig, die Binnenlage zwingt allerdings auch hier zum Kompromiss: Der kuerzeste Weg zum Meer faehrt ueber Tianjin und der Chinahandel ist schon als Ausgleich zu Russland wichtig. Darueber hinaus gewinnen die Beziehungen zu den unmittelbaren Nachbarn (insbesondere Kasachstan), sowie zunehmend die zu den westlichen Industrienationen (incl. Japan und Korea) an Bedeutung. So hat man sich 1993 zur kernwaffenfreien Zone erklaert und sucht verstaerkt Kontakt zu NATO und OSZE.

Wichtigste Wirtschaftszweige sind die Industrie einschl. Bergbau mit 3 5 % des B IP (B IP 1994 = 635 Mio. $) und 60 % des Exporterloeses sowie das produzierende Gewerbe (Verarbeitung tierischer Produkte) und die Landwirtschaft incl. Tierzucht.


MongoleiOnline

MongoleiOnline
Kurfuerstenstr. 54, 53115 Bonn, Germany
Copyright © 1997-2021 Frank Voßen
Last Update: 03. Januar 2021