Korrespondenz aus der Mongolei
Renate Bormann, Ulaanbaatar

Stellen Sie sich vor, Sie sollten ein Obertonlied auf Mongolisch singen ...
Interpretation und Musikalität litten sicher ein wenig?


v.l. Dr. Sawitzki, L. Erdenebulgan, B. Erdenetuya

Wie zwei mongolische Opernsänger eine ähnliche Hürde nehmen - klassische Opernarien in deutscher Sprache vorzutragen - davon können Sie sich überzeugen, wenn sich

am 10. Mai in Berlin der „Förderverein Freunde der Oper zu Ulaanbaatar e. V." vorstellt.

Die Gründung des Vereins geht zurück auf eine Initiative von Dr. Hans-Henning Sawitzki, Leiter des GTZ-Büros in Ulaanbaatar, und von Rechtsanwalt Michael Bärlein aus Berlin, die gleichzeitig erstaunt und begeistert waren von den künstlerischen Fähigkeiten der mongolischen Sänger/innen, Tänzer/innen und Musiker/innen.

In der Heimat von Steppennomaden hatten sie Derartiges nicht erwartet.

Das Akademietheater der Klassischen Künste, am südöstlichen Rand des Sukhbaatar-Platzes im Herzen der mongolischen Hauptstadt gelegen, wurde 1943 im klassizistischen Stil erbaut. Hier werden neben traditionellen mongolischen Tanz- und Gesangsdarbietungen auch klassische europäische Opern und Ballette aufgeführt, die von Mongolen und in Ulaanbaatar ansässigen Ausländern gleichermaßen gern besucht werden.

Kartenwünsche für Aufführungen von „Schwanensee", „Romeo und Julia" oder der Oper „Turandot" übersteigen regelmäßig das Angebot.

Intendant G. Erdenebat, der Verdiente Komponist der Mongolei L. Erdenebulgan sowie die Sopranistin B. Erdenetuya und der Bassist S. Oyunchuluun hatten am vierten Mai Vertreter der mongolischen Medien in die Oper geladen, um das Förderprojekt zu präsentieren. Bei dieser Gelegenheit konnte ihnen H. Sawitzki die Flugtickets nach Berlin überreichen. Für die beiden Sänger wird der Aufenthalt in Berlin die erste Reise nach Europa überhaupt sein.

So können sie zwar nicht am Internationalen Opernfestival „Frühling in Ulaanbaatar 2003" teilnehmen, aber Berlin lockt...

Die Künstler aus Südkorea, Russland und der Mongolei, die vom siebten bis neunten Mai „Eugen Onegin" von Peter Tschaikowski, „La Traviata" von Giuseppe Verdi aufführen und ein Galakonzert veranstalten, müssen ohne Erdenetuya und Oyunchuluun auskommen.

In Berlin tragen sie Arien aus „Cavalleria Rusticana", „Die lustige Witwe", „Xerxes" sowie „Die Wasservögel" und „Das Lied über das mongolische Volk" vor.

Y. Mungu, eine preisgekrönte mongolische Pianistin, hat die musikalische Begleitung ihrer beiden Landsleute übernommen.

Der Abend beginnt mit einer Begrüßungsansprache des Botschafters der Mongolei in der Bundesrepublik, B. Bayarsaikhan.

Das Musikensemble „Khukh Mongol" führt durch das Programm und Ts. Gerlee Föhlisch wird es mit der Vorführung eines traditionellen mongolischen Tanzes beschließen.
Das Ziel der Vereins beschreibt Hans-Henning Sawitzki so: „Wir wollen das Opernhaus in Ulaanbaatar nicht nur mit technischen Mitteln, sondern auch künstlerisch unterstützen und fördern. Dafür sammeln wir Geld- und Sachspenden und versuchen Sponsoren zu finden.
„Die Künstler planen z. B. die Aufnahme von Spielopern in ihr Programm. Dafür würden sie gern Regisseure aus Berlin einladen, die ihnen fachlich beratend zur Seite stehen, das Gleiche erhoffen sie von Chorfachleuten oder Solisten. Gleichfalls mangelhaft ist die Ausstattung des Opernhauses mit Partituren und Instrumenten. Auch hier sehen wir gute Möglichkeiten, zu helfen."


   

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Last Update: 03. Januar 2022