Sajn bajn uu allemann
Wie´s ja in Deutschland jeder Spatz vom Dache pfeift, sind
wir wohl immer noch amtierende Bundesrocksieger.
Just zu diesem Zeitpunkt, als wir gerade dabei waren uns auf den erworbenen Lorbeeren
auszuruhen, die Liverpooler Aufnahmen zur zweiten CD im Kasten waren, sollten wir nun
erneut unsere Köfferchen packen. Der Grund hierfür lag alsbald auf der Hand. Das
Kulturamt Bonn pflegt seit Jahren kulturelle Kontakte zu vielen Ländern weltweit. Dieses
Jahr stand die Mongolei auf dem Programm. Neben Tanzdarbietungen, Foto und
Filmpräsentationen u.s.w. wurde von mongolischer Seite auch eine Rockband gefordert. Da
unser Tourplan für diesen Zeitraum empfindliche Lücken aufwies, gings auch gleich los.
Von Andernach nach Ulan Bator
Irgendwie alles viel zu schnell vorbeigewesen. Man stelle
sich nur mal vor, daß man in der Hauptstadt eines nahezu unbekannten Landes als beste
deutsche Band präsentiert, mit eigenen Dolmetscherinnen und allem Pomp empfangen wird, so
gar nicht weiß, wo einem der Kopf steht und man nach ca. 30 Stunden auf den Beinen
endlich ins Bett fällt.
Man sieht auf der Fahrt zum Hotel Pferde auf der Straße, Industrie, Jurten und
Bretterbudensiedlungen. ...Alles sieht aus wie im Reiseführer und doch irgendwie anders.
Unsere Bedenken, daß unser CD-Cover zu anzüglich sei waren schnell aufgehoben. Mitten in
der City von Ulan Bator schmückte ein handgemaltes RMF-Transparent von ca. 5 x 8 Metern
mit genau diesem Covermotiv eine Hausfassade. Und dann die Menschen: Meist junge Leute ,
absolut up-to-date mit Baseball Kappen und Nike-Klamotten und zur unserer
Freude verdammt schöne Mädels,die uns anstarrten, als seien wir gerade aus der
Juniortüte geschlüpft. Spätestens jetzt waren wir uns sicher............endlich
Zuhause....!!!!!!
Allgemeine Anspannung; und dann die erlösende Nachricht, daß unser Equipmentcase tatsächlich eingetroffen ist und gerade auf einem Pritschenwagen (den der deutsche TÜV wahrscheinlich sofort stillegen würde) auf dem Weg zum LasVegas ist, indem wir drei Gigs haben werden.
Vieles ist hochoffiziell und ungewohnt. Empfänge und Einladungen ohne Ende. Spätesten bei den technischen Vorbereitungen war richtig Action angesagt. Von einer Backline zu reden wäre reichlich übertrieben. Drums leihweise, Amps Fehlanzeige. Die Verkabelung würde selbst einen erfahrenen deutschen Livetechniker nah an den Rand des Suizids treiben. Hier werden kurzerhand Stromkabel mit den Schneidezähnen abisoliert und ohne Stecker in die Steckdosen verbannt. (ohne Erdung), fehlenden Speakerkabel werden mal eben durch Instrumentenkabel ersetzt. (......muß ja nur ein bis zwei Stunden halten.......)
Hierdurch erklärt sich wahrscheinlich daß 220 Volt Wechselstromgrinsen der mongolischen Livetechniker. (...Gruß an Munkh....you´re the best...) Zu unserer Beruhigung hatten wir alle Senderanlagen mitgebracht. Glücklicherweise sind die Mongolen wahre Künstler der Improvisation. Unsere anfängliche Skepsis schlug bald in begeistertes Staunen um, als wir miterlebten wie man aus so wenig soviel machen kann. Hier erlebte unser Michel erstmalig wie anders eine Gitarre klingen kann die vom Bodenverzerrer direkt ins Pult eingespeißt wird. Basser Al war bass erstaunt über den Druck aus einem (!!!) 10 Monitorspeaker. Termine und Verabredungen werden ziemlich salopp gehandhabt, so ist zum Beispiel wenn Du Dir einen Mietwagen bestellst, ein Stunde Toleranz völlig normal.
Die Stimmung im Team war gut! Wir hatten in Urna und Sanaa zwei tolle, engagierte Übersetzer gefunden, ohne die hier garnix gelaufen wäre.
Unsere Auftritte werden erst etwas verhalten aufgenommen, dann aber von frenetischem Jubel begleitet, sind wir doch erst die zweite westliche Rockband die in der Mongolei spielt um dort den Kids zu zeigen wo der Rap´n´Roll-Hammer hängt. Zahlreiche Interviews; Autogramme auf nackter Haut; Fotosessions mit neugewonnenen Fans und Radio und TV Auftritte geben uns das Gefühl hier als echte Rockstars gefeiert zu werden.
ERDENET
Wir reisten in einem vom obersten Industriechef gesponserten
Eisenbahnwagon nach Erdenet, der drittgrößten Stadt und Industriemetropole der Mongolei.
Ausgestattet mit 10 Schlafplätzen, Konferenzraum, Küche, Bad, Telefon, Video und zwei
wunderschönen Kellnerinnen, die uns jeden Wunsch von den Eiern ablasen.
(....na....Floh.....Spaß gehabt..?....)
In Erdenet angekommen erwartete uns ein traditioneller Empfang durch folkloristische
Tänzerinnen und einem Klassikensemble, welches die deutsche Nationalhymne auf
Pferdekopfgeigen spielte. Selbst Ironman Arnold Schwarzenegger wäre hier vor Rührung in
Tränen ausgebrochen.
Alles das war schon unglaublich genug, doch das Publikum hier
schlug dem Faß die Krone ins Gesicht!!! Wir wurden mit dem Auto durch die komplett
abgesperrte Innenstadt hinter die Open-Air Bühne gefahren und von 30.000 kreischenden
Menschen begrüßt und gefeiert. Angesichts der Tatsache daß wir selbst nach sechs harten
Jahren in good ole Germany noch nicht mal einen Plattendeal haben, war es für
uns die größte Bestätigung mit unserem Rap ´n´ Roll derartige Menschenmassen in
Euphorie zu versetzen.
Nach zweieinhalb Stunden Vollgas und drei Zugaben fiel es uns verdammt schwer die Bühne
zu verlassen. Unsere Androhung die zeitgleich von unseren Dolmetschern in
mongolisch und russisch übersetzt wurde, im nächsten Jahr wieder zu kommen, wurde
jubelnd entgegengenommen.
Zusammen mit einigen Fans und einem Security-Kleiderschrank namens Batmark
(...so die deutsche Aussprache....) gestaltete sich unser weiterer Abend in verschiedenen
Clubs sehr spaßig.
Zurück in Ulan Bator
Ziemlich übermüdet in Ulan Bator angekommen, stürzten wir
uns sofort in die Vorbereitungen zum Abschlußgig im LasVegas. Die seit 10
Jahren bestehende Kultrockband HARANGA, die durch viele sozialistische Schranken den Rock
in der Mongolei salonfähig machten, spielten mit der Rockband HURD als Support.
Nach diesem letzten saugeilen Konzert luden uns die HARANGA-Boyz kurzerhand in
ihren Stammclub ein, wo wir bis in die Morgenstunden bei Khan-Bräu und mongolischem
Dschingis Khan Wodka mit Akustik Gitarre und Singsang abfeierten und Freundschaften
schlossen.
Wir freuen uns jetzt schon drauf wenn die Jungs von HARANGA im Oktober wieder deutschen
Boden betreten um in Bonn ihre neue CD aufzunehmen. Denn in dieser Zeit werden wir mit
ihnen in Andernach ein Konzert geben. Auch eine gemeinsame deutsch/mongolische Produktion,
welche ausschließlich für den mongolischen Markt bestimmt ist, ist in Planung.
Wir haben so ziemlich alles ausprobiert, von der (nach
abgestandener alkoholhaltiger Buttermilch schmeckender) Stutenmilch, über Jurtenbesuchen
und hiesigen Taxen (...Hand raus,....irgend einer wird schon halten...). Trotz
alldem........bei den Mädels hier wird Dir der Samen flockig.....
Richtig ernsthaft ist niemand krank geworden, obwohl uns alle so tierisch vor allem
möglichen gewarnt haben!!....Ätsch!!...Diarroe läßt grüßen....!
War eine superschöne Zeit, und eigentlich können wir allen, die uns so toll geholfen haben, gar nicht genug danken.......
DANK AN:
Jürge Klier (Musik Meyer Team),Kulturamt Bonn, Erdenet Mining Corporation, Mr
Sh.Purevsuren, Mr. Jargalsaikhan(Mongolia Government), Uranbeigal, Munkh and Solongo,
Sanaa, HARANGA, Club Las Vegas.
Übrigends: !!!!!! Wer an unserer neuen CD are you tuned? intressiert ist, kann diese nur bei uns bestellen.
Songs: | sain bain uu Mongolia | mp3 |
Suicide of Dinosaur | mp3 |
STAR TRAX STUDIO Fichtenstraße 2 56626 Andernach tel. 02632 493602 eMail: StarTraxStudio@t-online.de oder RMFishermen@gmx.de Fishermen
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Last Update: 03. Januar 2022