Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Adventszeit in der Mongolei
Renate Bormann, Ulan-Bator

Wer denkt, im Herzen Zentralasiens, bei Nomaden und Lamapriestern, bleibt der Mensch von den Freuden der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit verschont, der irrt.
Pünktlich zum ersten Advent wurde im größten Kaufhaus von Ulan-Bator, gleich hinter dem Haupteingang, ein rot, grün, gelb und blau blinkender Weihnachtsstand aufgebaut. Bunte Glaskugeln, Weihnachtsmänner, Lichterketten und silbern glänzendes Feenhaar funkeln mit den Augen der Betrachter um die Wette.
Es sind wahrlich nicht nur die Kinder, die stehen bleiben, die Hälse recken und begehrliche Blicke auf die exotische Weihnachtswelt werfen.
In wenigen Minuten wechseln mehrere der in zwei verschiedenen Grün angebotenen künstlichen Tannenbäume ihre Besitzer. Baigalmaa, die dick vermummte Verkäuferin, arbeitet flink, genießt die Aufmerksamkeit der Kaufhaus-Besucher - fast jeder verweilt ein paar Augenblicke am Stand - ehe er weiter schlendert.
Von Eile kann auch bei der Kassiererin in der Lebensmittelabteilung wenige Meter entfernt nicht die Rede sein. Widerwillig nimmt sie das Geld des Käufers entgegen und reicht die Waren zum Verpacken an ihre Kollegin weiter - der Anruf auf ihrem Handy kann nicht warten. Dummerweise hat sie vergessen, den Kassenbon mitzugeben, ohne den kein Kunde die Abteilung verlassen darf. Die Packerin und gleichzeitig Kontrolleurin versucht vergeblich, ihrer Kollegin den Bon zu entlocken, die in ihre Handywelt eingetaucht ist.

Aber was sind auch Eier, Brot und Butter gegen die Verheißungen eines abendlichen Stelldicheins? Einen kleinen Ausgleich böte vielleicht die bunte Welt der Glaskugeln und Weihnachtsmänner, aber Baigalmaa denkt nicht daran, zu tauschen.
Weit weg ist die vorweihnachtliche Hektik in europäischen Einkaufstempeln. Dafür herrscht klirrende Kälte und es liegt Schnee, sobald man ins Freie tritt.


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Last Update: 03. Januar 2022